Vorsicht vor der DatenkrakeJugendliche beweisen großes Maß an Verantwortlichkeitsgefühl

Nutzen Sie selbst soziale Netzwerke (welche?) und falls ja: Welche Erfahrungen haben Sie selbst damit gemacht?Wolfgang Kuntz: Ich nutze selbst zum Beispiel Xing, das ich aber weitgehend nur zu beruflichen Zwecken (Kontaktaufnahme und -pflege) nutze. Daneben habe ich zwar einen Account bei Facebook, der aber so gut wie nicht benutzt wird

Nutzen Sie selbst soziale Netzwerke (welche?) und falls ja: Welche Erfahrungen haben Sie selbst damit gemacht?Wolfgang Kuntz: Ich nutze selbst zum Beispiel Xing, das ich aber weitgehend nur zu beruflichen Zwecken (Kontaktaufnahme und -pflege) nutze. Daneben habe ich zwar einen Account bei Facebook, der aber so gut wie nicht benutzt wird.

Wie nutzen die jungen Leute Facebook etc?

Kuntz: Aus Erzählungen weiß ich, dass sehr viele persönliche Dinge, angefangen von den Hobbys, zum Beispiel Fußballspiele des letzten Wochenendes, bis hin zu Party-Besuchen und dem Ausgehen an den Wochenenden Thema in Facebook sind. Auch Erzählungen aus Urlauben sind häufig. Bei manchen Nutzern besteht eine Tendenz alles, auch vergleichsweise unwichtig scheinende Dinge, in Facebook zu posten.

Wie schützen Sie sich gegen Datenmissbrauch?

Kuntz: Zunächst sollte man sich mit der Datenschutzerklärung des Anbieters kurz auseinandersetzen. Der Anbieter muss nach deutschem Recht angeben, welche Daten er erhebt, speichert und verarbeitet und muss dafür sorgen, dass die Nutzer sogenannte informierte Einwilligungen abgeben. Das sind Einwilligungen, die auf der Grundlage einer umfassenden Aufklärung über den Datenschutz erfolgen. Auch muss der Anbieter dem Nutzer nach deutschem Recht eine Möglichkeit der Nutzung unter einem Pseudonym, also nicht dem wahren Namen, anbieten. Diese Möglichkeit sollte man gezielt erfragen. Gegen Datenmissbrauch in den sozialen Netzwerken kann man sich schützen, indem man möglichst wenige persönliche Daten preisgibt (Grundsatz der Datensparsamkeit) und den Kreis der Adressaten möglichst einschränkt. So kann eingestellt werden, wer die Profile aufrufen und was die einzelnen Nutzer sehen können.

Was sollten Nutzer der Netzwerke unbedingt beachten, damit sie nicht "ausspioniert" werden können?

Kuntz: Ausspionieren ist ein weiter Begriff. Dazu gehört auch das Anlegen sogenannter Nutzerprofile mit den Vorlieben, Interessen und Gewohnheiten der betreffenden Person, die natürlich für Marketingzwecke von Unternehmen ein ganz wertvoller Datenbestand sind. Damit wird sogar Handel getrieben. Facebook hat zum Beispiel in den USA für Fotos eine Gesichtserkennungssoftware eingesetzt, um gezielt nach weiteren Bildern der abgebildeten Person im Internet zu suchen. So entstehen genaue Profile der betreffenden Person, die wirtschaftlich nutzbar sind. Der Nutzer kann sich dagegen schützen, indem er bei der datenspeichernden Stelle, das heißt dem Anbieter, nachfragt, was mit den Daten geschieht und von Zeit zu Zeit verlangt, dass die Daten gelöscht werden.

Sollte man eine Büro-Adresse in sozialen Netzwerken angeben, falls ja: Welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen könnten drohen? Was ist mit Nutzung am mobilen Internet (Smartphone)?

Kuntz: Das sollte man aus meiner Sicht nur nach Absprache und mit ausdrücklicher Einwilligung der Firmenleitung tun. Denn viele Firmen tun sich mit der Nutzung und/oder Akzeptanz von Social Media noch schwer. Problematisch ist zum Beispiel auch bei Angabe einer Firmen-E-Mail-Adresse, dass dann ja auch private Post an die dienstliche E-Mail-Adresse zu erwarten ist und bei verbotener oder nicht geduldeter privater E-Mail- und Internetnutzung dann arbeitsrechtlich ein Verstoß gegen den Arbeitsvertrag vorliegt, der mit einer Abmahnung und bei schweren Verfehlungen (zum Beispiel stundenlanger Beschäftigung mit privaten Dingen) mit einer Kündigung geahndet werden kann. Die Nutzung eines Smartphones an sich birgt weitere Gefahren, da hier relativ unkontrolliert Daten weiter übertragen werden können. Hier sind nur die Stichworte GPS und Bewegungsprofile zu nennen. Aber es ist auch bekannt geworden, dass die Anbieter der Smartphone-Dienste Informationen über Art und Umfang der Nutzung an interessierte Dritte (insbesondere an Firmen für Marketingzwecke) weitergeben.Dudweiler. Der 18-jährige Nils Quapp aus Saarbrücken, der in Dudweiler zur Schule geht, ist nicht bei Facebook angemeldet: "Es besteht bei mir einfach kein Bedarf. Natürlich hat das auch was mit Unsicherheit zu tun. Ich weiß nicht, was mit meinen Daten, die ich im Internet zeige, passiert", sagt der Schüler.

Die 21-jährige Bäckereifachverkäuferin Saskia Henzel aus Dudweiler nutzt Facebook und gibt auch teilweise persönliche Daten von sich preis: "Ja, ich bin bei Facebook angemeldet. Ich habe Bilder von mir drin und auch ein paar Angaben zu meiner Person. Allerdings achte ich darauf, dass das nur meine Facebook-Freunde sehen können. Das kann man bei den Profileinstellungen anklicken." Sie ist vorsichtig, wem sie Einblick in die Daten erlaubt und hat das so eingestellt, dass sie den Zugriff auf ihre Daten von Dritten vorher bestätigen muss. Ganz Fremde können bei ihr nichts sehen.

Leonie Beers (16) aus Saarbrücken, die die Sulzbachtal-Gesamtschule in Dudweiler besucht, stellt so wenig wie möglich online: "Ich nutze Facebook, aber auf meinem Profil ist für Fremde nur das Profilbild zu sehen. Sonst habe ich alles gesperrt." Sie macht es also wie Saskia Henzel und vertraut auf die Datensicherheit.

Beers Schulfreundin Selina Frank (17) ist ebenfalls vorsichtig, was das Veröffentlichen von Daten angeht: "Mein Facebook-Profil können nur meine Freunde sehen. Manche posten alles, was sie gerade tun, und wo sie sind. Das finde ich nicht gut. Wenn ich poste, dann sind das nur Lieder, die mir gefallen. Außerdem würde ich nie Partybilder von mir online stellen", so die junge Schülerin, die schon viele Partyfotos von anderen gesehen hat und das für eine reine Privatsache hält.

Jan Rosar (19) aus Quierschied, der ebenfalls in Dudweiler zur Schule geht, hält nichts von der Internetplattform: "Ich bin voll und ganz dagegen. Die Datensicherung bei Facebook ist noch zu Amerikanisch, zu unsicher. Und was man einmal hochgeladen hat, bleibt ewig im Netz".

Patrick Leutheußer ist auch Facebook-Nutzer, allerdings hat er sich nicht selbst registriert: "Mein Freund hat mich angemeldet. Ich nutze Facebook nicht so intensiv und poste auch nicht alles. Es sei denn, ich bin auf einer öffentlichen Veranstaltung. Meine E-Mail-Adresse habe ich angegeben, den Rest kann man mich ja fragen", erklärt der 19-jährige. Auch er gibt nur Daten preis, von denen er gezielt möchte, dass sie jeder sehen kann. Anderes bleibe tabu. bub

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