Saarbrücken. Wen hätte es beim Anblick seines Adventskalenders nicht schon mal in den Fingern gejuckt? Die Versuchung, nicht nur ein, sondern gleich mehrere Türchen zu öffnen, ist groß. Und doch verkneift man es sich, um der Vorfreude Willen. Ausgerechnet in dem vorweihnachtlichen Kindertheaterstück "Vorfreude, schönste Freude" durften die Zuschauer am Sonntag bereits in alle 24 Fächer eines noch dazu überdimensional großen Adventskalenders hineinspitzen. In der Reihe Kultur für Kids erlebte das Stück des Artisjok Theaters aus dem pfälzischen Schweighofen Deutschlandpremiere. Der vorzeitige Blick in den Adventskalender war in diesem Fall moralisch unbedenklich, ging es Handpuppen-Hauptfigur und Erzählerin Hosianna Eckström doch nur darum, den Kalender zu testen. Denn der ist eine Spezialanfertigung für ein Kind namens Emma, das sich einen "ungewöhnlichen Adventskalender" gewünscht hat. Vom Publikum durch Zurufe unterstützt ("Da oben!", "Nein, da!") eilt Puppenspielerin Anke Scholz von Türchen zu Türchen und entnimmt den Stofftaschen die Requisiten für die Geschichte in der Geschichte. So gut diese Idee ist - ihre Umsetzung gerät fade. Denn was nun folgt, ist banal und wenig geeignet, die kindliche Phantasie oder gar vorweihnachtliche Gefühle zu wecken. Im Adventskalender nämlich stecken unter anderem ein Flugticket nach Spanien und die Handpuppen-Familie Sandberg, die weder sympathisch noch unterhaltsam ist: Der Vater will seine Ruhe, die Mutter ist mit ihrer hysterischen Stimme kaum auszuhalten, und die zwei großen Brüder sind fiese Kerle, die ihren kleinen Bruder Erbse nie mitspielen lassen. Da hilft es wenig, dass Puppenspielerin Anke Scholz zum Ausklang einen elektrischen Weihnachtsbaum illuminiert. Die Kinder schienen mit dem Gebotenen zufrieden. Dem Adventskalender sei Dank. rae