Von wegen wertlos

Hasborn-Dautweiler · Ein Wertstoffzentrum ist die ideale Bühne, um die Ambivalenz von ausgedienten Materialien und Dingen, sichtbar, verstehbar und erkennbar zu machen. In der Ausstellung „Von der der Wertigkeit des Wertlosen“ präsentieren fünf regionale Künstlerinnen noch bis zum 29. Juni Objekte und Kreationen aus Abfallprodukten, die ansonsten im Container oder in der Müllpresse landen.

 Sabine Brosius mit ihrer Schranktüren-Kunst. Foto: Faber

Sabine Brosius mit ihrer Schranktüren-Kunst. Foto: Faber

Foto: Faber

Abfallprodukte und Kunst sind Gegensätze und Kontraste, denen sich die fünf Künstlerinnen in der Ausstellung "Von der Wertigkeit des Wertlosen" auf ganz unterschiedlichen Wegen annähern. "Der Ort gibt leitmotivisch das Thema vor, unter denen die Künstlerinnen ihre Arbeiten für diese Ausstellung geschaffen haben", erklärt Kunsthistoriker Michael Jähne den rund 200 Besuchern während der Vernissage in der Halle des Wertstoffzentrums. Es seien Arbeiten, in denen sie das Überflüssige, Unbrauchbare, Unnütze und Unwichtige in den Fokus des Betrachters rücken.

Fundstücke - aufgrund ihrer Form, Struktur und Patina - haben die Hasborner Künstlerin und Projektleiterin Karin Mansmann regelrecht angesprungen. "Ich habe die Dinge nicht gesucht, sie waren einfach da. Form und Abnutzungsspuren erzählen von einer Vergangenheit und weckten Assoziationen, die ich herausgearbeitet habe", sagt sie.

Bei ihren Werken "Relikte" habe sie zuerst die Form inspiriert, Geweihe herauszuarbeiten. Die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet und im Zusammenhang mit Wertstoffwandel habe sie einen Gedanken weiter gesponnen. "Es ist sehr spannend, wenn durch Assoziationen und Querdenken neue Inhalte und Geschichten entstehen", meint Mansmann. Künstlerin Claudia E. Schmitt aus dem Namborner Gemeindeteil Eisweiler hat einen Warmwasserboiler aus dem Kupferschrott gefischt und mit einem roten Faden 24 Karat vergoldete Flickstücke angenäht. "Es ist ein satirischer Gedanke, die Sachen um jeden Preis zu erhalten", umschreibt sie. Denn auf der anderen Seite würden so die Werte von weggeworfenen Gegenstände wieder gesteigert.

Ästhetik eines Kaffeefilters

Schmitts Objekt "Erbgut" skizziert den Kreislauf des Lebens. Aus Omas gusseiserner Nähmaschine wandern alte Fotos in Müllsäcke, verbunden mit einem rotem Faden, der die Säcke verschnürt.

"Omas Nähmaschine hat bei mir die Initialzündung für die Arbeit ausgelöst", erzählt Schmitt.

Zur Kaffeesatzleserei animiert die Saarlouiserin Inge Schmitt-Strassner die Besucher. Mit ihrer Werkphase "Filterpapier" will sie Material und finale Ästhetik von gebrauchten Kaffee- und Teefiltern sichtbar machen. Das Gefilterte hat seine unterschiedlichsten Spuren auf dem Papier hinterlassen, dadurch will die Künstlerin den Betrachter sensibilisieren, um die verborgene Schönheit unbeachteter Wegwerfartikel zu entdecken.

Die gestapelten Einwegplastikbecher von der Luxemburgerin Maryse Linster sind einerseits Kritik an der Konsumgesellschaft, andererseits schafft sie durch ihr Design ein neues Dasein für die Plastikbecher. Die Lampen verleihen ihnen durch das Licht ein neues Leben.

Insgesamt 92 Objekte

Assemblagen mit diversen Schranktüren und Schubladen präsentiert Sabine Brosius aus Mettlach. "Durch die Bemalung und Bestückung von Fundstücken, fügen sie sich zu einem neuen Ganzen zusammen", sagt Brosius. Mit der Ausstellung, so Projektleiterin Mansmann, wolle man auch Leute ansprechen die sonst nicht ins Museum gehen. Im Wertstoffzentrum sind insgesamt 92 einzelne Objekt zu besichtigen.

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Auf einen BlickDie Kunstausstellung "Von der Wertigkeit des Wertlosen" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Tholey mit dem Bundesverband Bildender Künstler (BBK) Saarland. Das Duo Double Stroke begleitete auf außergewöhnlichen Instrumenten die Vernissage. Die Ausstellung ist bis 29. Juni geöffnet. Öffnungszeiten des EVS-Wertstoffzentrums: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 9 bis16 Uhr, Mittwoch: 9 bis18 Uhr, Samstag: 8 bis14 Uhr. Die Künstlerinnen bieten mittwochs von 14 bis 18 Uhr Kreativ-Workshops an. Am 15. Mai "Originelle Figuren aus Altpapier und Flaschen", am 29. Mai "Collagen-Assemblagen mit verschiedenen Materialien", am 12. Juni geht es um die künstlerische Gestaltung von Fundstücken auf dem Wertstoffzentrum. Am 29. Juni gibt es von 11 bis 16 Uhr einen privaten Tausch- und Verschenkmarkt mit Kreativworkshop und Musik. Die Workshops kosten 20 Euro und sind auf zwölf Personen begrenzt. Anmeldung und Infos bei der Gemeinde Tholey, Tel. (0 68 53) 50 80. E-Mail Touristik@tholey.de. frf

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