Von Schildern, die Bürger in die Irre führenOberbürgermeister könnte an die Betroffenen schreiben

Völklingen. Schilder sollten eigentlich Informationen geben und nicht Verwirrung stiften. Oswald Poth, überzeugter Völklinger, ist aufgebracht. Der Senior fand bei seinen regelmäßigen Stadtspaziergängen verschiedene Beispiele für Schilder, mehrheitlich von Medizinern, die umzogen, ihr altes Hinweisschild aber hängen ließen

Völklingen. Schilder sollten eigentlich Informationen geben und nicht Verwirrung stiften. Oswald Poth, überzeugter Völklinger, ist aufgebracht. Der Senior fand bei seinen regelmäßigen Stadtspaziergängen verschiedene Beispiele für Schilder, mehrheitlich von Medizinern, die umzogen, ihr altes Hinweisschild aber hängen ließen. "Schauen Sie sich das mal an", fordert uns der Leserreporter auf. Vergessen beim UmzugDas erste Beispiel findet er gleich in der Rathausstraße. Vor einem Jahr zog dort ein Urologe ein. Schräg gegenüber, im gleichen Haus, in dem ein Unternehmen Nachhilfeunterricht anpreist und ein Psychiater seine Dienste anbietet, steht der gleiche Arzt auf einem schicken, riesigen Gemeinschaftsschild - die Adressen mit Neonröhren erleuchtet. "Das ist neu angefertigt worden, da war der Doktor schon umgezogen" - ein Schildbürgerstreich, moniert Poth. Und steuert gleich die nächste Adresse an. Doch am Haus Waschbüsch, ebenfalls auf der Rathausstraße, war die Stadtverwaltung schneller. Um die Ecke der seit einigen Jahren leer stehenden Ratsapotheke ließ sie das Schild des Arztes Dr. S., der im Dezember 2008 in den Ruhestand ging, abmontieren. "Am 2. Juli um neun Uhr", teilte Uwe Grieger von der Stadtpressestelle präzise mit. Die Stadt kaufte das Gebäude, und "auch der Schriftzug 'Ratsapotheke' soll im Laufe der Neunutzung entfernt werden", sagt Grieger. Fündig wird Poth ein paar Meter weiter im Eingangsbereich des Merkur-Hauses, Bismarckstraße 7. Eine ganze Batterie von Schildern sorgt für Verwirrung. Dr. K., dessen Hinweisschild dort hängt, praktiziert nicht mehr. Der Internist Dr. R. übernahm die Praxis von Dr. K., schloss aber dafür seine Praxis in der Kreppstraße. Dort aber hängt im Eingangsbereich immer noch sein Schild.Wir fahren mit dem Aufzug in den zweiten Stock, wie es sicherlich zuvor schon etliche Patienten auf der Suche nach Dr. R. getan haben. Außer zwei verwaisten Haken an der Wand (abmontiertes Schild) und zwei verschlossenen Türen befindet sich im zweiten Stock aber nichts. "Es würden doch zwei Klebestreifen auf jedem dieser ungültigen Schilder reichen, und jeder wüsste Bescheid", schlägt Poth vor.Erinnerung an früheren ChefEine andere Geschichte ist die des Schildes "Fotoecke Auer", das fast wie ein Transparent über der Hausfassade Rathausstraße 15 klebt. Im Fotogeschäft gegenüber arbeitet Claudia Bund, die Schwägerin des früheren Geschäftsinhabers Peter Auer, der "im Juni 2006 gestorben ist", wie sie sagt. Das Haus gehöre einer Erbengemeinschaft. Die sieht aber offensichtlich keine Notwendigkeit, das alte Schild abzuhängen, das irgendwie rührend altmodisch aussieht. Nur wer sich die Mühe macht, den Blick nach oben wandern zu lassen, sieht es. Noch so ein Überbleibsel ist das Schild "Box-Getränke" einer Getränkefirma auf der Hermann-Röchling-Höhe. Kurz nach der Einfahrt in den Völklinger Ortsteil auf der Trierer Straße ist es an einem massiven Stahlpfosten befestigt und gehört zum Areal der Familie Klein. Seit zwei Jahren gibt es den Getränkemarkt nicht mehr, sagt der Junior, Boris Klein. "Anfangs wurde nachgefragt, jetzt nicht mehr." Deshalb sieht er keine Notwendigkeit, das Schild zu entfernen. Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporter Oswald Poth von der Hermann-Röchling-Höhe. Sie haben auch Spannendes zu erzählen oder sogar Fotos gemacht? Dann schicken Sie uns alles: per SMS/Fax, MMS mit Foto an Tel. (0681) 59 59 800, Mails an leser-reporter@sol.de. Völklingen. Christina Hennrich, Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste im Völklinger Rathaus, erklärt die rechtliche Lage: "Wir sind zuständig für den öffentlichen Raum. So werden von uns Parkplätze von Ärzten, die nicht mehr praktizieren, abgeräumt oder auch neu eingerichtet. Aber Schilder zu entfernen, das ist nicht unsere Aufgabe." Schilder dieser Art am "Ort der Leistung" seien genehmigungsfrei bis zu einer bestimmten Größe. "Wir könnten aber in netter Form die Leute, um die es geht, anschreiben und höflich auf den Missstand hinweisen. Entweder macht das der Oberbürgermeister oder jemand von den Fachdiensten im Haus." Schließlich würden Patienten irre geführt, und "das finde ich nicht gut". af

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