Von Römern und Gewerkschaftern
Mit den Römern und dem Tag der offenen Tür in Schwarzenacker fing die Homburger Woche an, mit über 4000 demonstrierenden IG-Metallern auf dem historischen Marktplatz hörte sie auf
Mit den Römern und dem Tag der offenen Tür in Schwarzenacker fing die Homburger Woche an, mit über 4000 demonstrierenden IG-Metallern auf dem historischen Marktplatz hörte sie auf. Während die Provinzrömer ihre Fähigkeiten in der Metallverarbeitung noch bescheiden vermarkteten und auf Helmen und Schilden herumdengelten oder mal ein Wildschwein, ein Oktagon oder ein paar Hausgötter aus Metall fabrizierten, so haben sich die Zeiten doch sehr geändert. In Homburg werden heute äußerst präzise und komplizierte Einspritzpumpen, hochwertige Gussteile für Automobile und Kugellager hergestellt, die so exakt verarbeitet sind, dass selbst der Kaiser in Rom gestaunt hätte. Heute staunen die Homburger Metaller nur noch, dass ein zweifellos erfolgreicher Manager wie VW-Vorstandschef Martin Winterkorn mit 17,5 Millionen Euro Jahresgehalt nach Hause geht. Auch wenn so manches, was im Eifer des gewerkschaftlichen Konflikts polemisch geäußert wird, besser nicht auf die Goldwaage gelegt werden sollte, so ist doch ein gewisses Unverständnis dafür angebracht, dass die Unterschiede zwischen den Gehältern so ungeheuer groß geworden sind. Auch die Leiter der Homburger Betriebe und die Verantwortlichen im Rathaus können von solchen Millionen-Entlohnungen nur träumen, denn im Boot mit Winterkorn sitzen nur wenige. Denn 17,5 Millionen sind auch für deutsche Verhältnisse sehr viel Geld. Für einen Provinzrömer vor 2000 Jahren unvorstellbar, für den Kaiser in Rom gerade mal gut genug. So irrlichtern Konflikte und Arbeitskämpfe durch Raum und Zeit. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Parteien bald einigen, denn einen langen Streik wollen viele Beschäftigte nicht. Nach einer hoffentlich baldigen Einigung können dann alle ins Römermuseum gehen und bei einem Eis den provinz- römischen Frühling genießen.