Von Kindern ohne Konzentration

Heusweiler. Mama hängt am Telefon, aber eine Hand hat sie noch frei

Heusweiler. Mama hängt am Telefon, aber eine Hand hat sie noch frei. Damit räumt sie im Wohnzimmer ein paar Zeitungen und Gläser vom Couchtisch, läuft zur Haustür, weil es klingelt, schaltet auf dem Weg dorthin den Fernseher leiser und hat auch noch ein paar Worte übrig für ihr Kind, dem das Gewusel, die Geräuschkulisse nicht entgeht: "Mach jetzt endlich deine Hausaufgaben!" Warum soll ein Kind sich konzentrieren können, wenn das zu Hause gar nicht möglich ist? Das fragt sich Inken von Elert-Steinrücken (Foto: SZ).

Gerade in unserer Region taucht ihr Name mehr und mehr in der Öffentlichkeit auf. Weil sie in der Lage ist, etwas zu tun oder nachhaltig zu predigen, hinsichtlich dessen, was vielen Kindern fehlt: Konzentration, die Fähigkeit, sich einer Sache ganz zu widmen, sich nicht ablenken zu lassen. Einer neuen repräsentativen Forsa-Umfrage (im Auftrag der Techniker-Krankenkasse) zufolge, gaben 27 Prozent der im Saarland befragten Eltern an, dass sie bei ihrem Nachwuchs Konzentrationsstörungen festgestellt haben. Gemeinsam mit Hessen und Rheinland-Pfalz ist das ein trauriger Rekord.

"Elternschule" nennt sich ein Projekt, das sich der Themen annimmt, die vor allem Väter und Mütter schulpflichtiger Kinder interessieren. Im Rahmen dieser Elternschule gibt es einige Veranstaltungen - auf Initiative der Volkshochschulen Quierschied und Dudweiler beispielsweise. Und dazu gehören die Vorträge von Inken Elert-Steinrücken. Hauptberuflich ist die Diplom-Agraringenieurin Beamtin im höheren Dienst des Saar-Umweltministeriums. Sie pflegt aber seit einiger Zeit auch ihr pädagogisches Steckenpferd. Sie absolvierte eine Ausbildung als Lehrerin beim Bundesverband für ganzheitliches Gedächtnistraining und machte einige Lehrgänge, die sie dazu befähigen sollen, ihr pädagogisches Wissen weiterzugeben. So sagt sie etwa, wie man Lernprozesse unterstützt. Eltern will sie dazu ermutigen, auch mal das eigene Verhalten zu hinterfragen, wenn sie an ihren Kindern Defizite entdecken. Sie sollen nicht gleich die Verantwortung abschieben auf die Schule, auf die Nachmittagsbetreuung und auf die Mediziner. Eltern müssten ihren Kindern das Gefühl vermitteln, dass sie an erster Stelle stehen und dass alles andere nachrangig ist.

So kann man auch mal das Handy abschalten und seine ganze Aufmerksamkeit dem Kind schenken. Man kann andererseits auch mal aufhören, sein Kind unter Druck zu setzen, wenn es bestimmten Vorstellungen nicht entspricht. "Die Geduld für die Entwicklungsprozesse von Kindern ist oft nicht mehr da", sagt dazu Inken von Elert-Steinrücken, selbst dreifache Mutter. Doch Mängel kann man auch beheben. Und deshalb bietet die in Heusweiler beheimatete Referentin ihre Vorträge an.

Sie stellt auch Folgendes fest: "Kinder erwarten eine unheimliche Reizfülle, um noch etwas interessant zu finden. Am besten noch mit wechselnden Akteuren." Das sei eine der Folgen des Medienzeitalters. Abfinden müsse man sich damit aber noch lange nicht.

Am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, hält Inken von Elert-Steinrücken einen Vortrag zum Thema "Unterstützung von Lernprozessen" in der Grundschule Göttelborn.

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