Von Freeschen und Quakenbachern

ZugereistVon Freeschen und QuakenbachernZur Kolumne: "Deckname Linsenfresser", SZ vom 8. JuliSehr geehrte Frau Klockner, ich verpasse keinen Ihrer Beiträge und wundere mich überhaupt nicht, dass Sie sich über uns Leute im Grünen Kreis wundern. Schließlich sind Sie zugereist

Zugereist

Von Freeschen und Quakenbachern

Zur Kolumne: "Deckname Linsenfresser", SZ vom 8. Juli

Sehr geehrte Frau Klockner, ich verpasse keinen Ihrer Beiträge und wundere mich überhaupt nicht, dass Sie sich über uns Leute im Grünen Kreis wundern. Schließlich sind Sie zugereist.

Aber "Freeschen" als Ortsbezeichnung für Brotdorf - das ist eine Steilvorlage zu diesem Leserbrief. Schließlich geht es in Wahrheit um das gleichermaßen wunder- wie sonderbare Quakenbach und das erhielt seinen Namen so:

In der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts waren es die Ärmsten der Armen, die Tagelöhner und Leute ohne Stand, die in den Niederungen der unteren Saar und am Seffersbach Frösche (Freeschen!) fingen, um die von Feinschmeckern begehrten Schenkelchen auf die Märkte bis nach Metz und Nancy zu liefern.

Die Betreiber des blutigen und grausamen Handwerks waren wenig angesehen oder gar verachtet. So kam es in der Umgangssprache zu den Schimpfwörtern "Quakenbacher", "Baachemer Kauz" oder "Mettlacher Mook", mit denen sich die damals einander nicht immer wohl gesinnten Dörfler früher beschimpften.

Längst sind die früheren Schimpfwörter zu Traditionsbezeichnungen in einigen Namen von Vereinen und Festen geworden. So etwa bei dem 1976 gegründeten Karnevalsverein BCV "Die Quakenbacher" e. V., der im Jahre 1985 ein Dorffest zum Laufen brachte, das er wohlüberlegt "Freeschenfeschd" taufte. Dieses Fest wird in diesem Jahr am 30./31. Juli übrigens bereits zum 27. Mal gefeiert. Veranstalter ist seit 1990 die Brotdorfer Vereinsgemeinschaft (BVG) mit ihren über 30 Ortsvereinen.

Und da gibt es bei uns noch das "Quakennest", eine von Kreis und Stadt getragene Nachmittagsbetreuung für die Kinder von Grundschule und Förderschule.

Aber all dies wissen leider nicht mal alle Eingeborenen oder unsere zum Teil langjährigen Immigranten. Egal, die Quakenbacher sind tolerant und aufgeschlossen. Schließlich sind schon etliche Mischehen zwischen ihnen und den Linsenfressern, Kaapesköpp, Binnessen, Windbeuteln und sogar Poweischissern beurkundet worden.

Helmut Backes, Brotdorf, BCV-Ehrenpräsident

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