Von Dillingen zum Platz an der Sonne

Dillingen. "Schoko", sagt Simone Peter strahlend, während sie in der Dillinger Fußgängerzone mit dem langen Löffel in ihre Lieblingssorte des Eisbechers fährt. "Mit meinem vierjährigen Sohn komme ich an keiner Eisdiele vorbei", gesteht die Umweltministerin. Mit ihm geht sie auch noch manchmal ins Dillinger Freibad

 Umweltministerin Simone Peter genießt den Besuch in ihrer Heimatstadt Dillingen. Foto: Welter

Umweltministerin Simone Peter genießt den Besuch in ihrer Heimatstadt Dillingen. Foto: Welter

 Umweltministerin Simone Peter genießt den Besuch in ihrer Heimatstadt Dillingen. Foto: Welter

Umweltministerin Simone Peter genießt den Besuch in ihrer Heimatstadt Dillingen. Foto: Welter

Dillingen. "Schoko", sagt Simone Peter strahlend, während sie in der Dillinger Fußgängerzone mit dem langen Löffel in ihre Lieblingssorte des Eisbechers fährt. "Mit meinem vierjährigen Sohn komme ich an keiner Eisdiele vorbei", gesteht die Umweltministerin. Mit ihm geht sie auch noch manchmal ins Dillinger Freibad. Da hat sie früher "alle Sommer verbracht, vor der Schule, nach der Schule und abends nochmal". Aber von den Lokalen aus ihrer Jugend gebe es hier keine mehr, erzählt die 44-Jährige. Ihr Lieblingscafé war das Quartier Latin, weil es zwischen beiden Schulgebäuden des Albert-Schweitzer-Gymnasiums lag. "Im Quartier saßen immer Leute, die einen überzeugen konnten, dass es dort besser war, als in die sechste Schulstunde zu gehen", verrät sie mit einem Lachen.Ihren heutigen Kabinettskollegen, Bildungsminister Klaus Kessler, der wie sie zunächst zur Odilienschule gegangen ist, kannte sie damals nicht - der ist schon Baujahr 1951. Dabei war sie es mit zwei Brüdern, die acht und zehn Jahre älter sind, gewöhnt, mit älteren Jahrgängen umzugehen. Als Nesthäkchen hat sie das in ihrer Familie geprägt: "Ich war die Jüngste", erinnert Peter sich. "Ich saß am Küchentisch und wollte von der Schule erzählen, das ging gar nicht, alle redeten über Politik." Heute wundert sie das nicht mehr: "Alle waren irgendwie politisch. Ich habe zwei Soziologen (mit Vater und Bruder), einen Politologen (mit dem anderen Bruder) und eine Theologin und Philosophin (mit meiner Mutter) in der Familie."So manches hat die ihr in die Wiege gelegt, auch wenn Simone selbst mehr den Natur- als den Geisteswissenschaften zuneigte und später Biologie studierte. Mutter Brunhilde war Arbeitsministerin unter Oskar Lafontaine. "Ich wurde über meine Brüder politisiert, die sehr engagiert waren bei den Protesten gegen das Atomkraftwerk Cattenom. Sie haben mich zu den Demonstrationen mitgenommen, aber mein Umfeld war grün. Die Grünen sind die Partei meiner Generation." Den heutigen Chef der Landespartei, Hubert Ulrich, lernte sie über den Dillinger Dritte-Welt-Laden kennen, in dem sie sich in ihrer Schulzeit engagierte. Der Industriestandort Dillingen hat sie nicht zur Umweltpolitik gebracht. Zur Hütte, wo ihr Vater Rudi Assistent des Arbeitsdirektors war, sagt sie: "Die hat man gerochen, man hat den Staub gehabt, aber das war eher der Kontrapunkt zu Cattenom." Cattenom und TschernobylDie Atomkraftfrage habe ihr sehr zugesetzt, zumal auch das AKW-Unglück von Tschernobyl während ihrer Dillinger Zeit passierte. Umso mehr gewann sie der Einsatz ihres Vaters als Vorreiter der Solarkraft für alternative Energien. "Das Saarland hat da erheblichen Nachholbedarf", dezentrale Stromerzeugung erzeuge aber auch viele Betroffene, sagt Peter, die außer Umwelt- auch Energie- und Verkehrsministerin ist: "Als ich wegen des Ministeramts gefragt wurde, kannte ich den Koalitionsvertrag und den Zuschnitt des Ministeriums, beides hat mich überzeugt."Während des Biologie-Studiums merkte Peter schnell, dass sie die reine Laborarbeit nicht reizt, und sah zunehmend die politische Komponente der Wissenschaft. "Ich war lange in der Fachschaft aktiv in der Zeit, als das Gentechnik-Gesetz heftig diskutiert wurde. Ende der 90er Jahre war sie in Saarbrücken politisch sehr aktiv. "Ich war danach seit zehn Jahren nicht mehr präsent im Saarland, wohl keine Musterkandidatin als Ministerin, aber es ist von Vorteil, eine Außensicht auf die Dinge zu haben."2001 bis 2004 war sie Wissenschaftlerin der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien "Eurosolar" in Bonn und baute ab 2004 als Projektleiterin und Geschäftsführerin die Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin mit auf, getragen von Bundesregierung, Firmen und Verbänden.Kommt Peter, die mit Mann und Sohn in Saarbrücken lebt, nach Dillingen, wird sie "bei jedem zweiten Termin" auf ihre Eltern angesprochen, die sie weiter zu ihren wichtigsten Gesprächspartnern zählt. Sympathie hat sie auch für ein Projekt, das ihr Vater anstieß. "Sieht man Gondwana, den Dinopark, könnte ich mir auch den Hundertwasser-Solarpark in Dillingen vorstellen. Man muss auch mal etwas wagen."

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