Von der Wirtschaft auf die Kanzel

St. Johann. In der Mitte seines Lebens hat er einen sehr ungewöhnlichen Schritt gemacht. Hans Günther Ullrich entschied sich 2006, nicht mehr Jurist beim Auto-Zulieferer Eberspächer zu bleiben. Stattdessen wollte er Pfarrer werden, und dieses Ziel hat er konsequent verfolgt

 Hans Günther Ullrich hat sich spät entschlossen, Priester zu werden. Doch jetzt verfolgt er sein Ziel sehr konsequent. Die Basilika St. Johann beeindruckt ihn sehr, weil sie die einzige katholische Kirche in der Fußgängerzone sei. Foto: Becker&Bredel

Hans Günther Ullrich hat sich spät entschlossen, Priester zu werden. Doch jetzt verfolgt er sein Ziel sehr konsequent. Die Basilika St. Johann beeindruckt ihn sehr, weil sie die einzige katholische Kirche in der Fußgängerzone sei. Foto: Becker&Bredel

St. Johann. In der Mitte seines Lebens hat er einen sehr ungewöhnlichen Schritt gemacht. Hans Günther Ullrich entschied sich 2006, nicht mehr Jurist beim Auto-Zulieferer Eberspächer zu bleiben. Stattdessen wollte er Pfarrer werden, und dieses Ziel hat er konsequent verfolgt. 2008 wurde der 1961 geborene Ullrich zum Priester geweiht, seit einigen Monaten ist er Pfarrverwalter in der Basilika St. Johann, bis dort offiziell ein Nachfolger für Dechant Michael Becker ernannt wird. "Ich habe mich damals gefragt, ob ich meine eigenen Energien in das stecke, was mir wichtig ist", erinnert er sich. Ullrich hat sich gegen die Wirtschaft entschieden, spricht von einer "kapitalistischen Mühle" und deren "radikalistischen Regeln". Außerdem meint er: "Es gibt ja eher einen Mangel an Priestern als an Managern. "Ich bin froh, dass ich diesen Schritt getan habe." Jetzt hält das Leben täglich neue Anforderungen für ihn bereit, und selbst ein einzelner Tag kann sehr abwechslungsreich sein: "Morgens eine Beerdigung, sich kümmern um die Trauergemeinde, danach eine Taufe und nachmittags eine Hochzeit." Das Umschalten sei dabei nicht immer einfach, denn sein Grundsatz lautet: "Immer viel Zeit für die betroffenen Personen nehmen." Zentrale Begriffe der katholischen Kirche seien Sakramente und die Eucharistiefeiern. "Sakramente sind sichtbare Zeichen des Handeln Gottes, bei der Eucharistie feiern wir die Summe des Lebens Christi." Dass ihn seine neue Karriere in eine Basilika minor geführt hat, eine von weltweit 100 Kirchen, die der Vatikan als bedeutsam geadelt hat, ehrt ihn. Doch nicht nur deshalb hat das Gotteshaus in St. Johann für ihn eine besondere Bedeutung: "Sie ist die einzige katholische Kirche in der Fußgängerzone." Die sei das pulsierende Herz der Innenstadt, wo sich täglich sehr viele Menschen aufhielten.Zum Zölibat hat er eine klare Meinung. Ullrich sagt: "Jeder Mensch hat seine Berufung und jeder muss für sich herausfinden, ob er zur Ehe oder zur Ehelosigkeit bestimmt ist." Die römisch-katholische Kirche habe es seit dem vierten Jahrhundert so gehalten, dass sie ihre Priester aus dem Kreise derer auswähle, die erkannt hätten, dass die Ehelosigkeit ihr Weg sei. Ullrich über sich: "Für mich war das bereits seit meiner Jugend klar." Sein Zukunftsziel beschreibt der ehemalige Jurist so: "Ich möchte den Menschen unserer Zeit klarmachen, warum es gut ist, Christ zu sein."

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