Natürlich geht man zu dem Arzt, dem man restlos vertraut. Und von dem andere Leute auch was halten. Die Mundpropaganda ist da nicht zu unterschätzen. Es gibt aber noch ein Kriterium, das mir ziemlich wichtig erscheint: die Lektüre im Wartezimmer. Es soll ja Leute geben, die starren beim Onkel Doktor in der Warteschleife große Löcher in die Luft. Sie sitzen da, hängen ihren Gedanken nach und hoffen, dass ihr Name gleich aufgerufen wird. Ich jedoch betrete die Wartezimmer in freudiger Erwartung dessen, was sich da auf Tischen und in Regalen präsentiert. Ich sag' jetzt nicht wo, aber glauben Sie mir, manche Wartezimmer sind das Grauen. Keine glänzenden Zeitschriften, die das Leben bei "Schönens und Reichens" beleuchten, keine üppig bebilderten Reisemagazine, keine Illustrierten mit traumhaften Reportagen. Und wie die aussehen! Vielleicht hat gerade der eintausendachthundertdreiundfünfzigste Patient nach jeder Seite den Mittelfinger mit der Zunge befeuchtet und danach ein ums andere Mal umgeblättert. Möglicherweise hat ja auch der ein oder andere mal kräftig reingehustet ins Uralt-Journal, so dass sich der Besuch beim Arzt erst richtig lohnt.Ihr lieben Ärzte, gebt euch mal einen Ruck und tauscht den Lesestoff aus. Legt ein paar erfrischende Exemplare aus. Macht mal einen Schnellkurs beim Friseur, dort ist der Blätterwald meist aktuell.