Von Besame mucho zu den Beinen von Dolores

Saarbrücken. Eine reizvolle Idee: Zwei Welten auf einer Bühne - hier ein deutsches Café, da eine lateinamerikanische Cantina (Künstlerkneipe)

Saarbrücken. Eine reizvolle Idee: Zwei Welten auf einer Bühne - hier ein deutsches Café, da eine lateinamerikanische Cantina (Künstlerkneipe). Unterschiedliche Mentalitäten und Gepflogenheiten, schrullige Gäste und Gastgeber und Musik als Klammerfunktion - was hätte man daraus alles machen können! Zumal, wenn das Stück geschrieben wurde (und überwiegend gespielt wird) von Leuten, die beide Seiten kennen.Thema verschenkt: Das Musiktheater "Magdalena - del Café a la Cantina. Eine musikalische Reise zwischen Deutschland und Lateinamerika" von Barbara Lauer und Leonardo Ortega, dessen Premiere am Sonntag im proppenvollen Malstatter Bürger- und Kulturzentrum "Breite 63" mit viel freundlichem Applaus bedacht wurde, kommt reichlich blutarm daher.

Auf der Bühne wird fleißig gewartet, auf Anrufe, Musikpartner, besseres Wetter, Schnaps und Arbeit. Der Zuschauer wartet tapfer mit, in der Hoffnung, dass endlich Handlung und Schwung in die Buden kommen. Doch lange herrscht dröges Nebeneinander: Bei Cantina-Chef Ernesto (Raul Reis de Almeida) fläzt eine mittellose Bagage heiter musizierender Stammgäste (Franco Jaqués Havener, Gitarre, Gesang; Armindo Ribeiro, Gesang, Akkordeon; Leo Ortega, Cajon); bei der nostalgisch verklärten Cafébesitzerin Magdalena (Barbara Lauer) machen solide Damen (Hertha Bausch; Akkordeon; Stefanie Schupp; Violine) gepflegte Salonmusik der 20er Jahre, und die Chefin singt dazu. Manha da Carnaval und kleiner grüner Kaktus, Besame mucho und die Beine von Dolores.

Musik macht's möglich

Zwischen allen Stühlen hockt ein mysteriöser Handlungsreisender (Michele Marotta), der auf unerklärliche Weise zwischen den Welten wandert, Noten und Instrumente verscherbelt und dadurch ungeachtet räumlicher Grenzen alle zusammenbringt. Botschaft: Musik macht's möglich, man muss sich einfach nur trauen.

Musikalisch macht das durchaus Spaß, auch wenn nicht alle auf dem gleichen Niveau agieren. Aber dramaturgisch hapert's, an Spannung, Charakteren, Schauspielerführung und theatralischen Elementartugenden: Die meisten Dialoge versanden leise und vernuschelt im akustischen Nirwana. Dringend gebraucht: ein Regisseur!

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