Von allem ein bisschen

Saarbrücken. Wie will die Stadt weitermachen bei der Kunst im öffentlichen Raum (KiöR)? 105 000 Euro stehen jährlich dafür im Haushalt zur Verfügung. Gestern diskutierte der Kulturausschuss hinter verschlossenen Türen über "mögliche umzusetzende Projekte für die Jahre 2011 bis 2013 im Bezirk Mitte"

 Zwei Beispiele für vorübergehende Kunst im öffentlichen Raum: Die Poesie-Fahrräder von Jürgen Palmtag (oben) und die witzige Aktion von Bernardete Fernandes (unten). Die Kunst-Studentin wanderte mit den Ziegen Hexe und Hassia durchs Nauwieser Viertel. Fotos: Sivia Buss

Zwei Beispiele für vorübergehende Kunst im öffentlichen Raum: Die Poesie-Fahrräder von Jürgen Palmtag (oben) und die witzige Aktion von Bernardete Fernandes (unten). Die Kunst-Studentin wanderte mit den Ziegen Hexe und Hassia durchs Nauwieser Viertel. Fotos: Sivia Buss

Saarbrücken. Wie will die Stadt weitermachen bei der Kunst im öffentlichen Raum (KiöR)? 105 000 Euro stehen jährlich dafür im Haushalt zur Verfügung. Gestern diskutierte der Kulturausschuss hinter verschlossenen Türen über "mögliche umzusetzende Projekte für die Jahre 2011 bis 2013 im Bezirk Mitte". Wir haben uns die entsprechende Vorlage des Kulturamts angesehen, denn die ist auf der Homepage der Stadt öffentlich zugänglich.

Was als Erstes auffällt: Wer sich ein Jahr nach dem von HBK-Professor Andreas Brandolini vorgelegten Gutachten zur KiöR von der Verwaltung nun ein schlüssiges Konzept erhoffte, wird enttäuscht. Das Ganze ist mehr eine Ideensammlung.

Mit dem Begehr, Künstler beim Umbau der Berliner Promenade schon in der Planungsphase einzubeziehen, wie es die städtischen KiöR-Richtlinien vorsehen, war das Kulturamt beim Baudezernat auf Granit gestoßen. Nachdem der Künstlerverband BBK mit einem Brief Druck gemacht hatte, schlägt das Kulturamt in Abstimmung mit BBK und der Kunstkommission jetzt drei Standorte für Kunst an der Promenade vor.

Für den Rabbiner-Rülf-Platz empfiehlt es, in Übereinstimmung mit der Synagogengemeinde die Realisierung eines Denkmals für die in der Nazizeit ermordeten Saarbrücker Juden zu beschließen. Das Projekt hat für das Kulturdezernat Priorität. Flankiert von Symposien und einen Gutachten soll dazu ein Künstlerwettbewerb ausgeschrieben werden. Keine Erwähnung findet, dass der Verein Denkmalmit! schon einen fertigen Denkmal-Entwurf des Künstlers Arne Menzel in der Schublade hat.

Kulturdezernent Schrader nennt auf Nachfrage drei Gründe: Für seinen Entwurf habe der Verein keinen Standort angegeben, der Rabbiner-Rülf-Platz sei dafür zu klein. Nähme man diesen Entwurf, hieße das außerdem, einen Auftrag freihändig zu vergeben, ohne vorgeschalteten Wettbewerb. Der aber soll bekanntlich die Regel sein, ist auch bei den weiteren Projekten vorgesehen.

Für den künftigen Stadtplatz, der nach dem Abriss des Drescherhauses entsteht empfiehlt das Amt eine kleinteilige Skulptur. Laut Schrader "ruhig drei bis vier Meter hoch".

Vom Brandolini-Gutachten inspiriert ist die Idee, die Straßenbahnstationen Uhlandstraße und Trierer Straße künstlerisch zu gestalten. Auch Treppenaufgänge in St. Arnual und Alt-Saarbrücken will das Amt von Künstlern bearbeiten lassen. Es soll nicht um Aufhübschung gehen, um mehr als einen Anstrich für die Geländer, betont Schrader.

Nach der Reihe temporärer Kunst in diesem Jahr soll der Fokus nun auf dauerhafter Kunst im öffentlichen Raum liegen. Nein, nicht etwa weil man mit den temporären Projekten unzufrieden wäre, nur wegen der Ausgewogenheit, so Schrader. An der geplanten Freitreppe Berliner Promenade soll es Temporäres geben, die Stadt brauche weiterhin beides, heißt es in der Vorlage.

Und warum geht man mit der KiöR nicht auch an die Peripherie, wie Brandolini riet, sondern konzentriert sich auf den Bezirk Mitte? Schraders verblüffende Antwort: Bis zur Fertigstellung der Vorlage habe es aus den anderen Bezirksräten ja keine Vorschläge gegeben.

Auf einen Blick

Um Kunst in Saarbrücken geht es auch bei einer Podiumsdiskussion am heutigen Freitag, 19 Uhr, in der Stadtgalerie am St. Johanner Markt. Kunstmarkt und Künstlerförderung sind die Themen, auf dem Podium diskutieren Künstler, Kunst-Anbieter und Kulturpolitiker. SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus moderiert. Der Eintritt ist frei. red

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