Vom Weihnachtsbaum ins Tierheim

Saarbrücken. Noch sind sie flauschig, klein und drollig - Mietze, Bello und Co, die zu Weihnachten unterm Baum lagen und für leuchtende Kinderaugen sorgen. Doch oft werden die Konsequenzen und Verpflichtungen, die die lebendigen Geschenke mit sich bringen, nicht bedacht. Die Tiere wachsen, sind auf einmal gar nicht mehr so niedlich oder werden zur Last, wenn es an die Urlaubsplanung geht

 Oftmals landen verschenkte Hunde und Katzen am Ende im Tierheim. Foto: Kriegler/dpa

Oftmals landen verschenkte Hunde und Katzen am Ende im Tierheim. Foto: Kriegler/dpa

Saarbrücken. Noch sind sie flauschig, klein und drollig - Mietze, Bello und Co, die zu Weihnachten unterm Baum lagen und für leuchtende Kinderaugen sorgen. Doch oft werden die Konsequenzen und Verpflichtungen, die die lebendigen Geschenke mit sich bringen, nicht bedacht. Die Tiere wachsen, sind auf einmal gar nicht mehr so niedlich oder werden zur Last, wenn es an die Urlaubsplanung geht. Daher rechnen die saarländischen Tierheime auch in diesem Jahr nach den Festtagen wieder vermehrt mit Vierbeinern, die von ihren Besitzern abgegeben werden.Im Tierheim Niederlinxweiler landeten nach den Feiertagen bisher zwei Katzen. "Die Begründungen sind meist fadenscheinig. Angebliche Allergien werden am Häufigsten genannt", berichtet Frithjof Schaffner, Vorsitzender des Tierschutzvereins Neunkirchen und Umgebung. Für ihn ist es unerklärlich, dass man Tiere verschenkt: "Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum, sie sind keine Geschenkartikel." Daher hat man im Tierheim Niederlinxweiler eine so genannte Abgabesperre eingeführt. "Wir geben eine Woche vor Weihnachten bis Anfang Januar keine Tiere raus, um zu vermeiden, dass sie verschenkt und am Ende wieder ausgesetzt oder abgegeben werden", sagt Schaffner.

Im "Katzenhaus" in Oberwürzbach setzt man auf die gleiche Strategie. Dort vermittelt man kurz vor Weihnachten keine Katzen. "Bisher wurden bei uns noch keine Tiere abgegeben, doch suchen viele Katzenhalter derzeit nach ihren Tieren, die - durch die Böller an Silvester verschreckt - fortgelaufen sind", berichtet Beatrice Speicher-Spengler, Vorsitzende des Vereins der Katzenfreunde.

Im Bertha-Bruch-Tierheim in Saarbrücken rechnet man erst im Frühjahr mit einer Welle von ungeliebten Vierbeinern: "Erfahrungsgemäß werden kleine Hunde, die zu Weihnachten verschenkt wurden, erst in der Osterzeit abgegeben, wenn die Welpen erwachsen werden und die Halter nicht mehr mit ihnen klar kommen", sagt Josephine Mathis vom Tierschutzverein 1924 Saarbrücken und Umgebung. "Weihnachten ist ein ungünstiger Moment, sich ein Tier anzuschaffen", so Mathis weiter. Denn der Trubel in der Familie könne für das Tier sehr stressig sein. Aber auch die Zoo-Händler sieht Mathis in der Verantwortung: "Viele beraten einfach nicht ausreichend, weil es ihnen nur darum geht, die Ware an den Mann zu bringen. Uns im Tierheim ist es wichtig, die Tiere gut unterzubringen."

Im Ria Nickel Tierheim in Homburg und in der Auffangstation des Tierschutzvereins Kreis Merzig-Wadern ist es derzeit noch ruhig. "Jetzt sind noch Ferien und die Kinder haben noch Spaß an ihren Tieren. Erst wenn wieder alles normal läuft, die Eltern arbeiten und die Kinder zur Schule gehen, wird das Tier lästig", sagt Madlen Dönneweg, Vorsitzende des Tierschutzvereins Kreis Merzig-Wadern.

Werner Kirsch, Landesvorsitzender des Deutschen Tierschutzbundes, appelliert an die Vernunft der Tierhalter: "Tiere kann man nicht umtauschen wie ein falsches Paar Schuhe. Man sollte sich daher zwei Mal überlegen, bevor man sich ein Tier anschafft, ob das auch alles funktioniert." Viel zu oft werde ein Tier gleich nach Weihnachten wieder abgeschafft. "Der Reiz der Neuheit vergeht schnell. Mit der Anschaffung eines Tieres ist auch immer eine Verantwortung verbunden. Das Tier muss versorgt werden", sagt Kirsch.

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