Vom Untergang römischer Siedlungen

Homburg/St. Ingbert

Homburg/St. Ingbert. Hintergründe zum Untergang römischer Siedlungen wie Schwarzenacker und Reinheim-Bliesbruck, Biographisches zu Jean de Croonders als lothringischer Kommandant von Schloss Homburg nach dem Dreißigjährigen Krieg und zu Johann Theobald Metzger, dem "General von Webenheim", die Situation im Bezirk Homburg bei der Rückgliederung des Saarlandes an Nazideutschland 1935, die 14 heiligen Nothelfer in der Homburger Klinikkirche - einen Zeitraum von mehr als anderthalb Jahrtausenden umspannen die Beiträge, die in der neuen Ausgabe der "Saarpfalz" zu finden sind. Die "Blätter für Geschichte und Volkskunde" sind nun in ihrer ersten Nummer für 2010 und in ihrer 104. Ausgabe insgesamt erschienen. Dass nicht nur die Raubzüge der Germanen, die ab der Mitte des dritten Jahrhunderts einsetzten und dann immer heftiger wurden, den Untergang der Römersiedlungen im heutigen Saarpfalz-Kreis verursachten, ist das Thema von Dr. Klaus Zeßner (Homburg). Viele Gründe führt er an, die im Zusammenspiel den Niedergang des "hohen Zivilisationsniveaus" bedingten. Insbesondere aber die "Finanzkrise" des Römischen Reiches, die zum gleichen Zeitpunkt wie die die Germaneneinfälle einsetzte, seien ein wesentlicher Faktor gewesen. Wie Jean de Croonders Stadt und Schloss Homburg über ein Vierteljahrhundert hinweg für den Herzog von Lothringen verteidigte, beschreibt Christian Hausknecht. "Gegen alle Widerstände, häufig in großer Unsicherheit und materieller Not, sorgte er dafür, das Schloss Homburg von 1645 bis 1671 lothringisch blieb", skizziert der Autor. Auf welche Weise hingegen Johann Theobald Metzger aus Webenheim 1677 als "Jan Theobald, Baron Weibnom Stadt- en Slotvoogd van Breda" im Holländischen wurde, berichtet Horst Weingart über den vielleicht berühmtesten Sohn des Dorfes an der Blies. Dass es in der Webenheimer Verwandtschaft mehr als drei Jahrhunderte nach dessen Tod bis heute Hoffnungen auf das immense Erbe gibt, gehört zu den skurrilen Fußnoten des Artikels. Geschichte und Herkunft des "Kreuzpartikels" in der Medelsheimer Pfarrkirche St. Martin widmet sich Rainer Lagall, und Dorothea Wenzel erläutert in einem weiteren kirchen- und kunstgeschichtlichen Beitrag die 14 heiligen Nothelfer, die seit 1910 in der Homburger Klinikkirche Aufstellung gefunden und inzwischen "ihre nahezu ursprüngliche Farbigkeit zurückgewonnen" haben. Den Verwaltungsbericht, den der damalige Homburger Landrat Adolf Niedhammer zum Ende seiner 15-jährigen Amtszeit 1935 hatte erstellen lassen, ist für die Historikerin Doris Grieben die Grundlage für ihren Beitrag zur Rückgliederung 1935. Genau 50 867 Einwohner zählten demnach die 26 Gemeinden, von denen 31 500 ihre Stimme abgaben. Unter den Augen einer international besetzten Kommission votierten am 13. Januar 1935 92,8 Prozent für den Anschluss an das Deutsche Reich, nur 7,1 Prozent sprachen sich für den "Status quo" aus, also die teilweise Eigenständigkeit unter der Verwaltung des Völkerbundes. Treibende Kraft im Vorfeld der Abstimmung, so schreibt Grieben, sei der Homburger Jakob Pirro gewesen, der den Vorsitz der "Deutschen Front" im Saargebiet hatte, in der sich alle Parteien außer Sozialdemokraten und Kommunisten vereinigt hatten.

Auf einen BlickSaarpfalz 1/2010: 64 Seiten, 7 Abbildungen, 7 Beiträge, Kalendarium "historischer" Vorträge im zweiten Quartal 2010. Schriftleiter: Kreisdenkmalpfleger Dr. Bernhard Becker unter Mitwirkung einer fünfköpfigen Fachredaktion. Bezug: Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises, Zimmer 417, Landratsamt Homburg, Telefon (0 68 41)1 04 84 09, E-Mail: marianne.hepp@saarpfalz-kreis.de sowie im Buchhandel und bei Kultur- und Verkehrsämtern der Städte und Gemeinden. Preis: 3,25 Euro. bam

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