Vom Torbogen, Galgenberg und Teufel

Nunkirchen. Nein, es waren keine Schülerinnen und Schüler mehr, die im Rahmen der Waderner Kulturwoche an der Klassenfahrt in die Dorfgeschichte von Nunkirchen teilnahmen. Der Altersdurchschnitt der 35 Teilnehmer bewegte sich eher jenseits der 50

 Schon beim Start an der Kirche gab es viel Interessantes über Nunkirchen zu berichten. Foto: R. Wagner

Schon beim Start an der Kirche gab es viel Interessantes über Nunkirchen zu berichten. Foto: R. Wagner

Nunkirchen. Nein, es waren keine Schülerinnen und Schüler mehr, die im Rahmen der Waderner Kulturwoche an der Klassenfahrt in die Dorfgeschichte von Nunkirchen teilnahmen. Der Altersdurchschnitt der 35 Teilnehmer bewegte sich eher jenseits der 50.Zur Begrüßung auf der Kirchentreppe ließen sich Ortsvorsteher Jochen Kuttler und René Bergling als Renatus vom Hügel in der Gewandung eines Schreibers aus dem 15. Jahrhundert erst einmal Zeit, denn hier gab es vieles zu berichten. Große Fotos hatte der Ortsvorsteher dabei mit dem ehemaligen 1741 errichteten Torbogen, einem Wahrzeichen des Dorfes, der das Pfarrhaus mit der Kirche verband und dem heute noch viele Nunkircher nachtrauern - ihm hatte 1969 sein letztes Stündlein geschlagen -, mit dem 1921 feierlich eingeweihten Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz vor der Pfarrkirche, das 35 Jahre später wieder abgebaut wurde, und schließlich mit dem der verheerende Brand von 1918, bei dem eine Kraftfahrzeug-Abteilung mit Benzinfässern explodierte und mehrere Häuser an der Kirche abbrannten. Bereits Im Jahre 1835 hatte ein Brand eine ganze Häuserzeile der Oberdorf- und der heutigen Pastor-Fuchs-Straße vernichtet.

Richtig schaurig

Strikt getrennt waren noch Mädchen und Buben im 18. Jahrhundert. So befand sich im Oberdorf die 1820 erbaute Mädchenschule und im "Schulecken" die Knabenschule. Und auch die Sage vom Teufel im Oberdorf, der zu vorgerückter Stunde die Gäste das Fürchten gelehrt hat, soll sich im ehemaligen Wirtshaus und späteren Wohnhaus im Oberdorf 28 abgespielt haben. Jochen Kuttler machte an der Ecke Oberdorf zum Newerweg anhand der vergrößerten Fotografien die Veränderungen der Häuser und des Dorfbildes deutlich. Auf einer Karte konnte man denn auch die Gemarkungen "Newer" und "Newer auf der Scheuerplatz" sehr gut nachvollziehen.

So richtig schaurig wurde es aber dann auf dem Galgenberg. Denn auf dem heute "Galgenberg" genannten Hügel befand sich der Galgen, auf dem die Urteile vollstreckt wurden. Ihr letzter Weg führte die Verurteilten durch die im Volksmund genannte "Schäksgaß" oder "Schächergass", die heutige Straße "Newerweg".

Die Sage vom wilden Jäger Hannejuscht ist seit der Eröffnung eines Rundwanderweges 2010 in Nunkirchen schon fast zur "Pflichtlektüre" geworden. René Bergling hat der traurigen Gestalt zusätzlich noch das Gedicht "Er war ein stattlich Jäger" gewidmet. Das unrühmliche Leben des Hannejuscht endete, wie könnte es anders sein, natürlich kläglich, denn im Bockswald fand man seine Leiche. Danach tat den Wanderern eine kleine Pause mit einem Schnäpschen an der Sinnenbank gut. Hier lauschten sie der Geschichte vom Elfen Ebeil und genossen zudem die traumhafte Aussicht über die Gemarkungen Langfuhr, Nickelborn, Kanel, Wolfsgrub und zum Geisweiler Wäldchen.

"Das war eine tolle Sache"

Eine ergreifende Geschichte wird vom "Franzenkreuz" erzählt, bei der es um einen auf der Flucht erschossenen jungen Österreicher geht. Sein Kreuz stand auf dem Acker der Familie Franzen. Heute heißt eine Straße im Neubaugebiet Newer III "Zum Franzenkreuz".

Mit Hermann Hesses "Stufen", vorgetragen von Renatus vom Hügel, erreichte die Gruppe den Friedhof. Auch hierüber sowie über die Leichen- und Kriegergedächtniskapelle wusste Jochen Kuttler vieles zu berichten und untermauerte seine Ausführungen mit Fotos aus früherer Zeit.

Als krönenden Abschluss dieses Ausfluges in die Historie von Nunkirchen stellte Dechant Ralf-Matthias Willmes dann den Gästen die 1896 erbaute Nunkircher Pfarrkirche Herz-Jesu, ein Gesamtkunstwerk der Neogotik, ausführlich vor.

"Das war eine tolle Sache und hat uns sehr gut gefallen", war die einhellige Meinung der Teilnehmer beim anschließenden Gedankenaustausch mit kleinem Umtrunk und Imbiss im Pfarrheim.

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