Vom Kalkwerk kommt Sonnenstrom

Gersheim. Die sonnigen Tage der vergangenen Wochen haben in Gersheim ordentliche Strommengen produziert. Dort brummt sozusagen mittlerweile ein "Sonnen-Kalkwerk" (die SZ berichtete bereits). Gestern hat nun ein illustrer Kreis die 1,85 Megawatt-Anlage auf dem Gelände des ehemaligen Kalksteinbruchs offiziell eingeweiht

Gersheim. Die sonnigen Tage der vergangenen Wochen haben in Gersheim ordentliche Strommengen produziert. Dort brummt sozusagen mittlerweile ein "Sonnen-Kalkwerk" (die SZ berichtete bereits). Gestern hat nun ein illustrer Kreis die 1,85 Megawatt-Anlage auf dem Gelände des ehemaligen Kalksteinbruchs offiziell eingeweiht. Mit Böllerschüssen, als Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck und Landrat Clemens Lindemann auf den Knopf drückten und die Anlage symbolisch in Betrieb nahmen. Sie produziert mit einer Kollektorfläche von 2,5 Hektar Strom für rund 450 Modell-Haushalte. Zugleich erspart sie der Umwelt jährlich über 1000 Tonnen Kohlendioxid. Kostenpunkt: etwa fünf Millionen Euro inklusive der Anpflanzungen auf dem Gelände.Nicht nur die üppige Strommenge, die ein Sonnenkraftwerk dieser Größe erzeugt, sorgt bei den Verantwortlichen für Freude. Auch die Verzahnung mit dem Umweltschutz spielt eine Rolle. Weshalb Umweltstaatssekretär Klaus Borger denn auch von einem "wirklichen Leuchtturmprojekt für eine nachhaltige Entwicklung in der Biosphärenregion Bliesgau" spricht. Die Standortentwicklungsgesellschaft Saarpfalz, kurz SEG, betreibt auf einer Pachtfläche des Zweckverbandes "Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe" die Photovoltaik-Anlage. Mitglieder des Zweckverbandes sind der Kreis, die Gemeinden Gersheim und Mandelbachtal sowie die Naturlandstiftung Saar. Aus der Einspeisevergütung erhält der Zweckverband einen Pachtzins, der wieder in Naturschutzmaßnahmen fließt. In unmittelbarer Nähe zu den Modulen befinden sich zudem zwei Fledermausstollen und magere Grasflächen für seltene Schmetterlinge.

"Viel zu oft wird das Ziel der Biosphärenregion Bliesgau mit reinen Naturschutzzielen gleichgesetzt", sagte Staatssekretär Borger. Ziel der Region sei aber die Verbindung von wirtschaftlichem Nutzen und Naturschutz. Borger: "Gerade in der Biosphärenregion Bliesgau brauchen wir Modellprojekte für eine klimafreundliche und damit auch umweltverträgliche Energieerzeugung. Wir brauchen die Grundstückseigentümer und die Landnutzer, die ihr Land und die Natura-2000-Schutzgebiete naturverträglich und damit nachhaltig bewirtschaften."

In Gersheim sei an einem historisch bedeutsamen Ort ein einzigartiges Projekt entstanden. Borger: "Ein historisch bedeutsamer Ort deshalb, da wir auf dem Biosphärenstrand stehen, denn nur wenige Meter unter uns liegt ein einzigartiger geologischer Zeitzeuge, das so genannte Rippelfeld, eine versteinerte Küstenlinie."

Wie der Staatssekretär hält auch Landrat Lindemann das Projekt für richtungweisend: "Wenn wir unser Klimaschutzkonzept, das vom Kreistag mitgetragen wird, zukünftig zielstrebig verfolgen, werden wir bald uneingeschränkter Spitzenreiter in Sachen Energieeffizienz, Klimaschutz und regenerativer Energien im Saarland sein."

Gestern ging das Sonnen-Kraftwerk symbolisch ans Netz. Strom produziert es aber schon seit dem Jahreswechsel. Die öffentliche Präsentation musste allerdings warten, da die notwendige Sicherung des Areals in den vergangenen Monaten komplettiert werden musste. Die neue Freiflächen-Anlage ist laut Arge Solar die viertgrößte im Saarland hinter Göttelborn (8,4 Megawatt), Fitten (drei Megawatt) und Karlsbrunn (2,8 Megawatt).

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