Vom Hochwald in den Himalaya

Wadrill. Wer sich fragt, warum jemand freiwillig einen über 6000 Meter hohen Berg hochklettert, sollte sich einmal mit Manfred Dillschneider unterhalten. Wenn der Vositzende des Deutschen Alpenvereins (DAV), Sektion Hochwald, über das Bergsteigen spricht, glänzen seine Augen

Wadrill. Wer sich fragt, warum jemand freiwillig einen über 6000 Meter hohen Berg hochklettert, sollte sich einmal mit Manfred Dillschneider unterhalten. Wenn der Vositzende des Deutschen Alpenvereins (DAV), Sektion Hochwald, über das Bergsteigen spricht, glänzen seine Augen."In den Bergen erfährt man eine unbeschreibliche Ruhe", erzählt der 57-Jährige, "es gibt dort keine Uhr. Nach einigen Tagen weiß man nicht mehr, welcher Wochentag gerade ist." Nirgendwo könne man seine Alltagssorgen besser vergessen. Nirgends bekomme man gigantischere Naturlandschaften zu Gesicht. Am Ende stehe für das Bergsteiger-Team im Idealfall der gemeinsame Gipfelsturm. "Das ist so, wie wenn eine Fußballmannschaft einen großen Sieg errungen hat", beschreibt Dillschneider die Glücksgefühle, die er unter anderem bei Expeditionen in Nepal, im Kaukasus und in Ecuador erlebte.Der technische Angestellte aus Wadrill kam vor 20 Jahren zum Bergsteigen. Damals war er mit seiner Frau auf Wanderurlaub. Irgendwann stießen die beiden an eine Gletschergrenze und kamen nicht weiter. Die Eheleute packte der Ehrgeiz, solche Grenzen überwinden zu können. Sie nahmen an einem Kurs über das Besteigen von Gletschern teil. "Damals ist der Funken übergesprungen."1990 trat Dillschneider dem DAV bei. 1993 gründete er in Wadrill eine eigene Wandergruppe, die 1999 zum Verein und anschließend zur eigenständigen Sektion "Berg- und Skifreunde Hochwald" im DAV wurde. Heute hat der Verein 850 Mitglieder, Dillschneider ist von Anfang an Vorsitzender.Der 57-Jährige lebt seit 38 Jahren in Wadrill und fühlt sich dort sehr wohl: "Die Gegend hier ist sehr schön und bietet viele Möglichkeiten - nur leider nicht zum Klettern." Deswegen ist Dillschnieder viel auf Reisen.Er investiert die gesamte Freizeit in sein Hobby. "Man muss viel trainieren, wenn man Berge von über 5000 Metern Höhe besteigen will." Dazu kommen Fortbildungen, die Dillschneider als Fachübungsleiter Bergsteigen jährlich absolvieren muss, dann die Arbeit als Vereinsvorsitzender sowie sechs bis acht Alpentouren im Sommer. Und die großen Expeditionen, bei denen ihn seine Frau Elisabeth stets begleitet.2002 flogen sie erstmals nach Nepal. Gemeinsam mit ihrer Reisegruppe bestiegen sie unter anderem den 6189 Meter hohen Island Peak. 2005 und 2007 folgten weitere Expeditionen in den Himalaya, die nächste soll im April 2010 folgen.Dass Bergsteigen auch mit Gefahren verbunden ist, blendet Dillschneider nicht aus: "Ein Restrisiko bleibt immer." Trotzdem können sich die Eheleute keine andere Art von Urlaub vorstellen: Vor einigen Jahren versuchten sie einmal eine Art Strandurlaub. "Da sind wir schon nach einer Stunde verrückt geworden."

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