Vom Galgenberg bis zur Fellerei

Merchingen. Die Strecke des Dorfgeschichtsweges mit einer Länge von 3,2 Kilometern, für die rund eine Stunde zu rechnen ist, umfasst sechs Stationen mit Informationstafeln. Eine gelbe Beschilderung ab Vereinshaus weist den Weg zu den Stationen. Sie zeigen zum einen in vielen Aspekten eine fremde Welt, dokumentieren aber auch Brauchtum und Tradition

 Die Station der alten Fellerei in Merchingen, die unter Denkmalschutz steht. Foto: VA

Die Station der alten Fellerei in Merchingen, die unter Denkmalschutz steht. Foto: VA

Merchingen. Die Strecke des Dorfgeschichtsweges mit einer Länge von 3,2 Kilometern, für die rund eine Stunde zu rechnen ist, umfasst sechs Stationen mit Informationstafeln. Eine gelbe Beschilderung ab Vereinshaus weist den Weg zu den Stationen. Sie zeigen zum einen in vielen Aspekten eine fremde Welt, dokumentieren aber auch Brauchtum und Tradition. Die Überblickstafel am Vereinshaus zeigt am stärksten den Wandel des Dorfes. So wie sich der Namen entwickelt hat, so haben sich auch die politische Zugehörigkeit und die gesellschaftliche Wirklichkeit verändert.Die Tafel auf dem alten Friedhof zeigt die Entwicklung der alten Merchinger Kirche von der Filialkirche mit Ersterwähnung um 1412 zur Pfarrkirche 1821 und ihrem Abriss 1937.

Die Zahlen sagen leider nichts aus über das Selbstbewusstsein, das die Merchinger um 1770 bewogen haben, den französischen König anzuschreiben und diesen eindringlich um die Errichtung einer eigenen Pfarrei und die Loslösung aus der Pfarrei St. Peter Merzig zu bitten. Dieses Schreiben sorgte bei den Hochgerichtsschöffen in Merzig für große Empörung und Aufregung.

Die Merchinger Schöffen haben wahrscheinlich den Erfolg ihrer Bemühungen 50 Jahre später nicht mehr erlebt, als Pfarrer Johann Matthias Deutsch seine segensreiche Arbeit zuerst als Pfarrer und später auch als Landwirtschaftsreformer im Ort begann. Auch vermittelt diese Tafel einen Eindruck über das Äußere und Innere der alten Kirche und beschreibt das Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges.

Kommt der Wanderer zum Karthäuserweg, kann er sich über die außergewöhnliche Lage des Dorfes an der französischen Außengrenze von 1778/79 informieren. Auf der Tafel finden sich Hintergründe der Grenze, eine Territorialkarte aus dem Jahre 1779 und eine Übersichtskarte, die die verschiedenen deutsch-französischen Grenzverläufe zeigt.

Nun wendet sich der Weg zurück zur heutigen Pfarrkirche St. Agatha. Dieses außergewöhnliche Bauwerk des Expressionismus wurde von dem bekannten österreichischen Architekten Clemens Holzmeister im Auftrag des Pfarrers Johann Speicher errichtet. Die Tafel vermittelt neben vielen technischen Details auch einen Überblick über die Pfarrer, die in Merchingen gewirkt haben.

Nun geht es steil bergan auf den Galgenberg, die mittelalterlichen Richtstätte. Neben den besonders traurigen Hexenprozessen von 1593 dokumentiert diese Tafel das alte Rechtssystem, wie es in dem lothringischen Merchingen ehemals üblich war.

In der Fellerei an der Außenmauer des Hofes, die unter Denkmalschutz steht, gibt eine Tafel Auskunft über die Bedeutung der Landwirtschaft für das Dorf. Eine große Flurkarte aus dem Urkataster von 1830 dokumentiert die offiziellen Flurbezeichnungen, eine Detailkarte die Einteilung der Flure entsprechend des Bannbuches von 1720. red

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