Vom Flickwerk zur Stoff-Kunst

Neunkirchen. Wie viele Arbeitsstunden in einem gequilteten Stück stecken, das können die 45 Frauen vom Arbeitskreis Turmquilter der Christuskirche Neunkirchen gar nicht so genau sagen - auf jeden Fall sitzt man Monate daran. "Zuerst werden kleine Stücke verschiedener Stoffe aneinander genäht, daraus werden Quadrate ausgeschnitten und wieder aneinander genäht

Neunkirchen. Wie viele Arbeitsstunden in einem gequilteten Stück stecken, das können die 45 Frauen vom Arbeitskreis Turmquilter der Christuskirche Neunkirchen gar nicht so genau sagen - auf jeden Fall sitzt man Monate daran. "Zuerst werden kleine Stücke verschiedener Stoffe aneinander genäht, daraus werden Quadrate ausgeschnitten und wieder aneinander genäht. Die entstandene Vorderseite wird mit Füllung und Rückseite verbunden und alles abgesteppt", erklärte die Vorsitzende Inge Werner. Von den vielen kleinen Flick-Stücken kommt auch die Bezeichnung "Patchwork" - "Flickwerk".In der Ausstellung am Donnerstag in der Christuskirche zeigte der Arbeitskreis seine schönsten Werke. Unzählige bunte Decken hingen an Holzgestellen oder schmückten die Mauern. Würfel, Kringel, Sterne, Bäume, Blumen, Katzen oder auch ganze Landschaften zeigten die Muster. Nostalgische Naturtöne und strahlend bunte Farben leuchteten dem Besucher entgegen. "Das hier ist ein traditionelles Muster der Amish-People", erklärte Werner und zeigte auf eine Decke mit Kreisen in zarten Blau- und Gelb-Tönen. Die Amish, die im 18. Jahrhundert wegen religiöser Verfolgung aus Süddeutschland, dem Elsass und der Schweiz nach Amerika aussiedelten, haben großen Anteil an der Entwicklung der bereits in vorchristlicher Zeit entstandenen Arbeitstechnik. Auch ein raffiniertes Werk mit schwebenden bunten Würfeln in 3D-Optik stand in ihrer Tradition. Doch auch moderne Muster und eigene Kreationen werden gerne verwirklicht - nicht nur auf Decken. "Ich mache auch gerne Tischläufer und Mitteldeckchen", berichtete Heidi Schneider, die das Hobby 2004 für sich entdeckt hat. Stofftiere, Taschen und Mäppchen wurden ebenfalls gezeigt. "Wir quilten oft Geschenke für Leute, die die Arbeit zu würdigen wissen", berichteten Silvia Bittel und Rosalinde Britt. Ein Geschenk an Britts Mann war eine Decke, die bei den Besuchern großen Anklang fand: auf dem Stück im "Rag-Time-Stil", das heißt mit nach außen gewendeten, ausgefransten Nähten waren Golfer zusehen, auch ein auf Stoff gedrucktes Foto des Beschenkten.

Patchwork-Anfänger wie Heike Backes und Judith-Annabell Schulz fanden hier zahlreiche Anregungen: "Wir wollen das unbedingt auch probieren!" Dank des gleichzeitig veranstalteten Stoffmarktes konnte alles dafür Notwendige gleich mitgenommen werden. Die Familien Cieslik und Gröger konnten sich kaum entscheiden: "Wir quilten, nähen und filzen." Der Erlös aus einer Tombola und Kuchenverkauf kommt dem Diakonischen Werk zu Gute.

"Wir quilten oft Geschenke für Leute, die die Arbeit zu würdigen wissen."

Silvia Bittel und Rosalinde Britt

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