Vom CDU-Vorstandstisch in die Gerüchteküche

St. Ingbert. Interne Querelen bestimmen seit Monaten das Innenleben der St. Ingberter CDU. Die Union scheint heute in zwei Lager gespalten zu sein. Auf der einen Seite Oberbürgermeister Georg Jung, auf der anderen Markus Gestier. Öffentlich wurde ihr Disput vor der OB-Wahl, im Herbst 2011

St. Ingbert. Interne Querelen bestimmen seit Monaten das Innenleben der St. Ingberter CDU. Die Union scheint heute in zwei Lager gespalten zu sein. Auf der einen Seite Oberbürgermeister Georg Jung, auf der anderen Markus Gestier. Öffentlich wurde ihr Disput vor der OB-Wahl, im Herbst 2011. Der damalige Fraktionsvorsitzende trat gegen den amtierenden OB als CDU-Herausforderer ums höchste Amt der Mittelstadt an. Und scheiterte. Am Ende verlor bekanntlich auch Jung die Wahl gegen den unabhängigen Kandidaten Hans Wagner. Danach eskalierte der Streit innerhalb der Union. Gestier wurde von einer Mehrheit der Christdemokraten als Fraktionsvorsitzender abgewählt. Heute droht ihm der Rausschmiss.Beruhigt hat das den Streit aber offensichtlich nicht: Zurzeit kursiert ein Schreiben in der Mittelstadt mit vermeintlich brisantem Inhalt. Wieder ist der OB-Wahlkampf das Thema. Der sei "parteischädigend" teuer gewesen, schreibt ein anonymer Absender. Es würden "22 000 Euro in der Parteikasse fehlen, um offene Rechnungen zu zahlen". Sogar Mahnungen sollen sich "stapeln". Auch wie das finanzielle Defizit entstanden sei, deutet der Schreiber an. Die Mehrkosten für den Wahlkampf hätte Jung gemeinsam mit seinen beiden Stellvertretern und dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit im CDU-Stadtverband während des Wahlkampfs quasi im Alleingang beschlossen. Und das, ohne den weiteren Vorstand und den Schatzmeister in die Ausgaben mit eingebunden zu haben.

CDU-Schatzmeister Heinz Scholl weist die Vorwürfe entschieden zurück. "Das stimmt so nicht." Der Wahlkampf sei "kein finanzielles Desaster" gewesen. Mehrkosten seien "ganz normal, wenn man einen doppelten Wahlkampf führt. Wir mussten schließlich in die Stichwahl". Und das sei vorher nicht klar gewesen. Die Finanzlücke bestreitet Scholl nicht, doch sei die "längst behoben". Den Vorwürfen, bei Beschlüssen für ein größeres Budget im Wahlkampf ausgeschlossen worden zu sein, widerspricht Scholl entschieden. "Für den Wahlkampf war - wie üblich - ein Wahlkampfgremium verantwortlich." In dem hätten Jung und seine beiden Vertreter gesessen. "Ich aber nicht", sagt Scholl. Deshalb sei es normal, dass ihn als Schatzmeister die endgültigen Wahlkampfkosten auch erst nach dem Wahlkampf erreicht hätten. Die Saarbrücker Zeitung konfrontierte auch OB Jung mit den Vorwürfen. Der bestätigt die Aussagen Scholls. Und reagierte irritiert: "Die Sachen sind doch schon längst erledigt. Was soll das?", hinterfragt er den Sinn des Schreibens. Für den Oberbürgermeister sei dies ein weiteres Beispiel für die "interne Schlammschlacht", in der die Partei stecken würde. Ähnlich sieht es Schatzmeister Scholl: ""Das ist doch Nachtreten. Und zwar aus den eigenen Reihen." Er vermutet einen "Gestier-Anhänger" als Absender des anonymen Schreibens.

Zumindest wird der geschasste Fraktionsvorsitzende im Schreiben durchaus als eine Art Märtyrer stilisiert. Ihm drohe das Ausschlussverfahren, weil er "offen gesagt" habe, dass es mit dem "nicht gruppenfähigen OB" so nicht mehr weitergehen könne und "innerparteiliche Opposition" ergriffen habe. "Es wird aus den eigenen Reihen

nachgetreten."

Heinz Scholl, CDU-Schatzmeister

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