Vom Acker in den Streckenvortrieb
Obersalbach. Ein früherer Kollege urteilte über Werner Neu: "Er ist ein guter Kamerad, auf den immer Verlass ist und der sich nie für eine Arbeit zu schade war." Wer so gelobt wird, der ist ein Zupacker, eben ein Typ, der keine Arbeit links liegen lässt. Die Saarbrücker Zeitung besuchte den Landwirt und Bergmann in seinem schmucken Einfamilienhaus in Obersalbach
Obersalbach. Ein früherer Kollege urteilte über Werner Neu: "Er ist ein guter Kamerad, auf den immer Verlass ist und der sich nie für eine Arbeit zu schade war." Wer so gelobt wird, der ist ein Zupacker, eben ein Typ, der keine Arbeit links liegen lässt. Die Saarbrücker Zeitung besuchte den Landwirt und Bergmann in seinem schmucken Einfamilienhaus in Obersalbach. Der Blick auf die Hände des 48-Jährigen verrät sofort: Dieser Mann ist schwere Arbeit gewohnt.1986 entschied sich Neu, seinen Lebensunterhalt unter Tage zu verdienen. Er trat in die Dienste der Privatgrube Dr. Arnold Schäfer. Er war dort eingesetzt, wo es richtig hart zur Sache ging, nämlich im Streckenvortrieb - zuerst in Reisbach und später in Hirtel. Nach Einstellung der Kohleförderung durch das Unternehmen im Jahr 2002 wechselte er zur Bergwerksgesellschaft Merchweiler, dem Betreiber der einzigen im Saarrevier verbliebenen Privatgrube. Im Wald bei Fischbach fuhr er bis 2008 unter Tage, um Steinkohle für saarländische Kraftwerke aus der Erde zu holen. Nachdem auch in diesem letzten aktiven deutschen Kleinkohlenbetrieb Feierabend war und Neu - genau wie zuvor in Reisbach - mitgeholfen hatte, mehrere Schächte mit Flugasche und Zement zu verschließen, wechselte er 2009 zum Bergwerk Saar der RAG.
Im Oktober 2010 hatte er die Wahl, entweder nach Ibbenbüren zu gehen oder aber die Kündigung zu akzeptieren. Er berichtet: "Da ich noch eine Zeitlang unter Tage arbeiten wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als in Nordrhein-Westfalen weiterzumachen. Die Aufnahme durch die Kollegen und die Unternehmensleitung im Bergwerk Ibbenbüren war herzlich. Ich schloss jedoch keine engeren Freundschaften, da ich meine Zeit so schnell wie möglich abarbeiten wollte." Der Mann aus Obersalbach fuhr, sofern es sein Schichtplan erlaubte, an jedem Wochenende 445 Kilometer in seine Heimat, um im elterlichen Betrieb mitzuhelfen.
Am 9. Dezember vergangenen Jahres war es dann soweit: Der Saarländer kam zum letzten Mal aus der westfälischen Erde. Tags darauf wickelte er alle Formalitäten ab und fuhr heim ins Köllertal. Bis zu seinem 50. Geburtstag und dem damit verbundenen Eintritt in den Vorruhestand wird er angesparten Urlaub abfeiern. Wie es dann weitergeht, weiß Werner Neu heute noch nicht so genau. "Da mein Vater vor wenigen Wochen verstorben und meine Mutter pflegebedürftig ist, muss ich mich zuerst einmal um familiäre Angelegenheiten kümmern. Erst danach werde ich entscheiden, ob ich den elterlichen Betrieb weiterführe. Das Kapitel Untertagearbeit ist für mich jedenfalls abgeschlossen. Ich habe die Erfahrung mit Ibbenbüren gemacht, und das ist gut so. Ich bereue meinen Weg auf keinen Fall."