Vom 30-jährigen Krieg bis zur Revolution

Blieskastel/Homburg. Gerade mal zwei Jahre waren vergangen, seit die erste verheerende Verwüstungswelle des 30-jährigen Krieges über das Zweibrücker Land gezogen war und nun die erste Bestandsaufnahme der Region stattfand

 Nachfolgebau eines mittelalterlichen Gotteshauses: In der katholischen Kirche von Ommersheim finden sich noch romanische und gotische Fragmente des vorherigen Bauwerks. Foto: Martin Baus

Nachfolgebau eines mittelalterlichen Gotteshauses: In der katholischen Kirche von Ommersheim finden sich noch romanische und gotische Fragmente des vorherigen Bauwerks. Foto: Martin Baus

Blieskastel/Homburg. Gerade mal zwei Jahre waren vergangen, seit die erste verheerende Verwüstungswelle des 30-jährigen Krieges über das Zweibrücker Land gezogen war und nun die erste Bestandsaufnahme der Region stattfand. Auf 106 Seiten schrieben die beiden Geistlichen Bartholomeus Hexamer und Ruprecht Schwebell nieder, was sie im Rahmen der Inspektion in den Dörfern der Saarpfalz zu sehen und hören bekamen. Auch Limbach war Schauplatz dieser Visitierung, wie Karl Lillig in der neuen Ausgabe der "Saarpfalz" berichtet.In der ersten Ausgabe der vom Saarpfalz-Kreis herausgegebenen "Blätter für Geschichte und Volkskunde" für dieses Jahr skizziert Rainer Lagall die Hintergründe eines Soldatengrabes, das sich aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 auf dem Friedhof von Medelsheim erhalten hat. Bestattet ist darin der Wilhelm Schulz, der als "Gefreiter" bei der leichten Eskadron des preußischen Magdeburger Husarenregiments Nr. 10 verwundet worden und am 7. August 1870 an seinen Verletzungen gestorben war. Es sei in Medelsheim überliefert, dass der Kavallerist bei einer Patrouille in der Gewanne "Eckingen" von einer feindlichen Kugel getroffen worden sei, berichtet Lagall. Dass das Herrscherhaus derer von der Leyen auch in Webenheim und damit quasi im damals pfalz-zweibrückischen Ausland Güter sein Eigen nannte, zeichnet Horst Weingart nach. So erinnert er etwa an den Leyenschen Garten, von dem sich bis auf den heutigen Tag noch das über 200 Jahre alte Teilstück einer Einfriedungsmauer erhalten hat. Verschwunden ist freilich das dazu gehörige barocke Gartenhaus, das 1961 für den Neubau einer Scheune niedergerissen wurde - "Denkmalschutz war zu dieser Zeit noch kein Thema", schlussfolgert Weingart. Geschichte und Untergang der alten Kirche in Ommersheim zeichnet Benno Breyer nach und er beginnt mit einem tragischen Ereignis: Als an Heiligabend 1731 Bernhard Hartz zur Christmette läutete, löste sich aus dem um das Jahr 1000 gebauten Turm ein Stein und erschlug den 15-jährigen Jungen - der Anfang vom Ende für das mittelalterliche Bauwerk. Einige Fragmente dieses alten Gotteshauses fanden danach im Nachfolgebau einen neuen Platz - ein romanisches Bogenfries oder die gotische Sakramentsnische beispielsweise. In die Zeit der Französischen Revolution und der Jahre danach führt schließlich der Beitrag von Kurt Legrum: Der Stadtarchivar von Blieskastel befasst sich ausführlich mit der Biographie von Nicolaus Kretz. Unter anderem als Bürgermeister der Stadt hatte er sich fast zeitlebens mit wechselnden Obrigkeiten und nicht minder häufig wechselhaften politischen Verhältnissen auseinander zu setzen - Zeitwirren eben, die ihm von der Geschichtsschreibung den Vorwurf einbrachten, er sei ein windiger Opportunist gewesen.

Zur Beantwortung dieser Frage stellt Legrum eine Fülle von Quellenmaterial aus jener Zeit zur Verfügung, in der unter anderem auch der "Napoleonsbrunnen" (1804) als Beweis der Anhänglichkeit an Frankreich errichtet worden war.

Auf einen Blick

Saarpfalz 1/2012: 64 Seiten, 5 Beiträge, 15 Abbildungen, eine Buchbesprechung, Kalendarium "historischer" Vorträge im zweiten Quartal 2012. Schriftleiter: Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker unter Mitwirkung einer fünfköpfigen Fachredaktion. Bezug: Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises, Zimmer 417, Landratsamt Homburg, Tel. 06841/104 8409, E-Mail: marianne.hepp@saarpfalz-kreis.de sowie im Buchhandel und bei den Kultur- und Verkehrsämtern der Städte und Gemeinden. Preis: 3,25 Euro. bam

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort