Völklinger Bahnhof ist barrierefrei

Völklingen · Der Völklinger Bahnhof hat zwar immer noch keine Toilette und keinen Fahrkartenschalter, aber immerhin zwei Aufzüge. Das macht das Reisen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität viel leichter.

 Der Völklinger Bahnhof ist nach vielen Jahren der Proteste endlich barrierefrei. Josef Grosmann testet mit seinem Rolator einen der beiden neuen Aufzüge.Foto: Becker & Bredel

Der Völklinger Bahnhof ist nach vielen Jahren der Proteste endlich barrierefrei. Josef Grosmann testet mit seinem Rolator einen der beiden neuen Aufzüge.Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

. Der Völklinger Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) konnte sich gestern noch gut erinnern, wann der Behindertenbeauftragte Gerald Zieder erstmals für einen barriefreien Bahnhof demonstrierte: 1995 sei das gewesen, machte Lorig vor dem Publikum publik, das zu einem erfreulichen Ereignis zusammengekommen war: Hausbahnsteig und Mittel-Bahnsteig verfügen nun - endlich - über Personenaufzüge mit sehr großen Fahrkabinen, so dass der Bahnhof der Mittelstadt als "barrierefrei" gelten kann. Dieter Haag vom Saarländischen Verkehrsverbund brachte auf den Punkt, welch riesige Erleichterung dies für viele Behinderte, Senioren, Kranke, Rollatorfahrer und Eltern mit Kinderwägen bedeutet: sie können nun auf direktem Weg die zwölf Kilomter nach Saarbrücken fahren, ohne den Umweg über Saarlouis nehmen zu müssen. Die Türen der Lifte sind ausreichend breit auch für Elektro-Rollstühle, Menschen mit Sehbehinderung wird durch Braille-Schrift und Ansagen der richtige Weg gewiesen.

Klaus Lorig ließ in seinem Grußwort bei aller Freude über einen nun "passablen" Zustand auch Unmut über die zögerliche Entwicklung erkennen: "Der Bahnhof war lange nicht das, was er hätte sein sollen", grummelte er, nämlich "ein Aushängeschild" beziehungsweise ein "Weltkulturerbe-Bahnhof". Und da er schon nicht auf totale Harmonie gestimmt war, nutzte er die Chance, von den zahlreich erschienen Bahnverantwortlichen aus Frankfurt und Saarbrücken weitere Verbesserungen zu wünschen, nämlich eine Behindertentoilette und einen Fahrkartenschalter - beides Einrichtungen, die das Unternehmen allerdings nicht so ohne weiteres an Bahnhöfen wie Völklingen vorhält, da hier nur 2100 Reisende täglich verkehren. Die Bahn hätte gern, dass die Kommunen sich an den Investitionen beteiligen.

In Völklingen wurde über eine Million Euro in die beiden Aufzüge investiert. Franz Josef Längler aus Schmelz, der "Projektleiter DB Station & Service AG", schilderte, dass das Projekt "technisch eine Herausforderung gewesen" sei, auch wegen der Bodenverhältnisse am Mittelbahnsteig. Barrierefreie Bahnhöfe im Saarland sind jetzt nach Auflistung der Bahn: Völklingen, Auersmacher, Baltersweiler, Beckingen, Bierbach, Blieskastel-Lautzkirchen, Brebach, Bübingen, Burbach Mitte, Dillingen, Dirmingen, Einöd, Fischbach-Camphausen, Friedrichsthal Mitte, Hanweiler-Bad Rilchingen, Homburg Hbf , Illingen, Kleinblittersdorf, Lebach, Lebach-Jabach, Limbach, Merzig Stadtmitte, Mettlach, Niedaltdorf, Nohfelden, Oberlinxweiler, Perl, Saarbrücken, Saarlouis, Siersburg, St. Ingbert, St. Wendel, Walhausen, Wemmetsweiler-Rathaus, Würzbach und Wustweiler. Aufzüge sind demnächst zu erwarten in Merzig, Neunkirchen, und Saarbrücken-Burbach. Bis 2019 sollen Türkismühle (2015), Sulzbach (2016), Bexbach (2017), Ottweiler (2017) und Güdingen (2017) barrierefrei erschlossen sein.

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RückschauFast 20 Jahre hat es gedauert, bis jetzt der Völklinger Bahnhof behindertengerecht umgebaut wurde. 2009 gab es sogar eine Rollstuhlfahrer-Demons-tration, weil sich nichts tat. Die Inbetriebnahme der zwei neuen Aufzüge kündigte die Bahn für April diesen Jahres an. Stattdessen sprachen die Verantwortlichen kleinlaut von einem "Missverständnis", das zu monatelanger Verzögerung der Bauarbeiten führte: grober, nicht harter glatter Beton trug den Mittelbahnsteig. Stahlträger mussten her. Auch die Debatte um eine Behindertentoilette ist seit 1996 im Gange. Bis heute gibt es keine. Den schwarzen Peter schieben sich Bahn und Stadtverwaltung gegenseitig zu. Fahrkarten gab es einmal in einem Verkaufskiosk. Der Betreiber machte nach sieben Jahren dicht. Ein Jahr lang standen die Räume leer. Nun gibt es zwar wieder eine Anlaufadresse im Bahnhofsgebäude für kleine Bedarfsartikel. Fahrkarten sind aber nicht mehr im Angebot. red

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