Vision mit Fragezeichen

Saarbrücken. Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Oder zur Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar, genauer an die Schule für Architektur Saar. Dort entwickelte Professor Stefan Ochs die Vision einer IBA, einer Internationalen Bauausstellung Saar

Saarbrücken. Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Oder zur Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar, genauer an die Schule für Architektur Saar. Dort entwickelte Professor Stefan Ochs die Vision einer IBA, einer Internationalen Bauausstellung Saar. Das heißt ein "Instrument einer nachhaltigen Landesentwicklung", ein "Label", das "identitätsstiftend", "imagefördernd" und vor allem "eine Qualifikationsmaschine" sein soll. Auch die hohe Schlagwortdichte in den Grußworten zum Symposion inklusive der Aussicht, dass die Landesregierung prüfe, ob die IBA ein geeignetes Mittel sei, die Metropolregion Saar-Lor-Lux voranzubringen (so Daniel Kempf vom Finanz- und Europaministerium) zeigte, wie vage dieser Plan derzeit noch ist. Noch purzelt vieles ungeprüft durcheinander. Energie-, Struktur- und demographischer Wandel sowie die Frage nach der Mobilität, wobei der Rollator als Gefährt der Zukunft vom Land in die Stadt führe, so Ochs.Ungeklärt sind auch die Kosten einer IBA Saar: "Eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Die IBA deckt sich aus den Sowieso-Kosten der Landesregierung", erklärt Ochs und forderte flankierend eine Professur für nachhaltiges Planen und Bauen ein.

Eine IBA solle, so Heiko Lukas, Präsident der Architektenkammer des Saarlandes und Vorsitzender der Stiftung Baukultur Saar, für ein dringend notwendiges "positives Image" des Saarlandes und Baukultur sorgen. Man nehme das Land von außen zu sehr als Inbegriff von "Heinz Becker" war. Er diagnostizierte deshalb eine "Identitätslücke".

Die von Architekturprofessor Ulrich Pantle moderierte Diskussionsrunde sorgte für die notwendige Dosis Realität. Etwa, wenn Monika Kunz, Leiterin des Stadtplanungsamtes der Landeshauptstadt, auf die Kluft zwischen Worten und Taten hinwies: Man stärke entgegen aller Behauptungen nicht Saarbrücken als Metropole, sondern das Land. Auch Peter Lupp, beim Regionalverband Saarbrücken befasst mit der Biosphärenregion Bliesgau, die für Ochs als Vorbild für die IBA Saar gilt, verwies auf den Bruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Vergangenheit ist für viele nicht positiv besetzt, das Verständnis von Baukultur ist ein anderes, wenn ein verfallenes Bauernhaus den meisten als "Schandfleck" gelte. Wissen und Handeln sind daher zweierlei, erinnerte er: "Sie müssen den Weg vom Wissen ins Handeln schaffen."

Architekturprofessorin Sonja Beeck, erfahren in Sachen IBA Sachsen-Anhalt, Berlin und Hamburg war als Referentin geladen: Eine IBA brauche den politischen Willen und Geld, erklärte sie. Eine IBA entstehe aus Leidensdruck, dem Wissen um das Potenzial und der Frage: Was sind die Zukunftsthemen? Auch solle man zuerst im Saarland beginnen, dann Lothringen und Luxemburg dazunehmen, angesichts der mit trinationalen Vereinbarungen erwartbaren Schwierigkeiten. "Zwei, drei Veranstaltungen, dann kann sich eine Vision entwickeln", räumte Ochs ein. Denn eine IBA im Saarland kann nur auf dem Boden der Tatsachen entstehen.Foto: Privat

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