Vier Räder, die beweglich halten

Dillingen · Diese Gehhilfe ist immer häufiger zu sehen: der Rollator. Ein Dillinger Sanitäts-Fachgeschäft hat dem Gerät jetzt einen extra Tag gewidmet. Ein Element war ein Sicherheitsparcours zum Ausprobieren der Vierräder.

 Barbara Okon beim Sicherheitstraining. Foto: Sascha Schmidt

Barbara Okon beim Sicherheitstraining. Foto: Sascha Schmidt

Dillingen. Vier Räder, zwei Griffe und ein Korb, dazu eine Sitzfläche für kurze Pausen: Der Rollator unterstützt Menschen mit Gehschwäche in ihrem Alltag. Lange hatte er mit einem problematischen Image zu kämpfen, nicht zuletzt, weil er das Krankheitsbild seiner Nutzer nach außen trägt. Doch die Erleichterung tritt in den Vordergrund, der Rollator wird zunehmend populär."Ich erlebe immer wieder Patienten, die alleine nur schwer gehen können", erzählt Tanja Hardtke. "Der Rollator gibt ihnen Stabilität, und sie werden viel sicherer." Hardtke ist Sanitätsfachverkäuferin im Sanitätshaus Stein & Bayer in Dillingen. Das richtete einen Rollatortag mit einem Sicherheitstraining aus. Auf einem Parcours wurden enge Kurven, Bordsteinkanten und Pflastersteine simuliert. Mitgebrachte Rollatoren wurden auf Einstellung und Sicherheit überprüft. "Die Griffhöhe muss richtig eingestellt sein, um Schmerzen in den Schultern zu vermeiden", sagt Hardtke, "und wenn die Räder mit der Zeit abgefahren sind, sollten die Bremsen nachgestellt werden."

Am Training nahm auch Barbara Okon aus Eppelborn teil. "Ich möchte lieber ohne Rollator sein", sagt sie, "aber es geht nicht." Seit fünf Jahren hat sie die Gehhilfe auf vier Rädern, weil sie nach einer Operation das rechte Bein nicht mehr richtig benutzen kann. "Ich habe es auch schon mit Krücken versucht", erzählt sie, "aber davon bekam ich Schmerzen in den Schultern. Eine Woche lang konnte ich mich nicht bewegen." Den Gehwagen findet Okon angenehmer. "Der Rollator ist eine große Erleichterung für mich", sagt sie.

So wie Okon geht es vielen. "Mit einem Rollator können Patienten wieder aus ihrer Wohnung herausgehen und soziale Kontakte wahrnehmen", sagt Tanja Hardtke. Eitelkeit spielt heute keine große Rolle mehr. "Ich habe schon von Leuten gehört, die ihren Korb bepflanzt haben", erzählt sie und lacht.

Mit einem Rezept sind die Standardmodelle günstig zu haben. Den größten Teil der Kosten tragen dann die Krankenkassen.

Meinung

Raus aus der

Schamecke

Von SZ-RedakteurMathias Winters

Unglaublich aufgeklärt sind wir. Voller Verständnis. - Das meinen wir aber auch nur. Alter, Krankheit, Behinderungen sollen es dann doch lieber nicht sein. Das ist nämlich (neben viel zu vielen baulichen Hürden) die Erklärung für die Barriere, die Menschen mit einer Gehschwäche überwinden müssen, ehe sie mit dem Rollator losziehen.

 Barbara Okon beim Sicherheitstraining. Foto: Sascha Schmidt

Barbara Okon beim Sicherheitstraining. Foto: Sascha Schmidt

Da ist es eine gute Idee, locker einen Rollatortag zu veranstalten. Eine ganz normale Sache aus der vierrädrigen Gehhilfe zu machen. Das hilft beeinträchtigten Menschen raus aus der Schamecke.

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