"Vielfalt und Widersprüche in der israelischen Gesellschaft"

Saarbrücken. Mit einem filmischen Porträt des israelischen Schriftstellers und politischen Essayisten Amos Oz eröffnete am Sonntag im vollen Kino Achteinhalb im Nauwieser Viertel die vierte Ausgabe der "Jüdischen Filmtage"

Saarbrücken. Mit einem filmischen Porträt des israelischen Schriftstellers und politischen Essayisten Amos Oz eröffnete am Sonntag im vollen Kino Achteinhalb im Nauwieser Viertel die vierte Ausgabe der "Jüdischen Filmtage". Bis Freitag präsentieren das Kino Achteinhalb und die Synagogengemeinde Saar weitere spannende Produktionen, die, so Waldemar Spallek vom Kino Achteinhalb in seiner Begrüßung, "die Tradition der jüdischen Kultur und ihre Veränderungen und die Vielfalt und Widersprüche in der israelischen Gesellschaft formulieren". Um all dies geht es in "Amos Oz: Die Natur der Träume".Zwei Jahre lang hat das israelische Filmemacherpaar Yonathan und Masha Zur den gefeierten Schriftsteller begleitet, daheim und auf Lese- und Vortragsreisen durch die halbe Welt. Wir erleben den rastlosen Alltag eines Intellektuellen, der in New York von Shimon Perez um Tipps für seine Rede vor den Vereinten Nationen gebeten wird, dann wieder in Düsseldorf Heinrich Heine erklären und Journalisten am Telefon ständig Statements zur Lage Israels geben soll.

Mit heiterer Gelassenheit stellt sich Oz diesem Stress, scheint die Ruhe selbst, wenn er bei Lesungen seine eigene Familiengeschichte vorliest, die der Film mit historischen Aufnahmen aus der Ukraine und Israel unterlegt.

Dieser autobiografische Roman, "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" von 2002, der sich weltweit in 28 Übersetzungen über eine Million mal verkaufte, hatte das Filmer-Paar tief berührt und den Anstoß zu ihrer Dokumentation gegeben.

Geschichte und Geschichten

"Oz gelingt es, eine Verbindung zwischen persönlicher Geschichte und der großen Geschichte herzustellen, die gerade vielen Jüngeren in Israel heute leider fehlt", sagt Masha Zur im SZ-Gespräch.

Schon seit 40 Jahren plädiere der Schriftsteller Amos Oz außerdem, wie auch im Film, für eine Zwei-Staaten-Lösung, die inzwischen leider kaum noch Thema sei und für einen Zionismus im ursprünglichen Sinne, der heute von vielen Israelis fälschlicherweise mit Militanz gleichgesetzt werde. Für die beiden Mittdreißiger ist der über 70 Jahre alte Amos Oz daher eine Art Hoffnungsträger. In Israel habe der Individualismus Oberhand gewonnen. "Der Film ruft hoffentlich bei unserer Generation ein Gemeinschaftsgefühl hervor, das nicht mehr durch Sowjet-Stalinismus belastet ist", wünschen sich die Filmemacher.

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