Viele glückliche Franzosen

Saarbrücken. Als Laurent Hasse seinen neuesten Dokumentarfilm "Le bonheur ... terre promise" (Das Glück ... gelobtes Land) einem bekannten deutsch-französischen Fernsehsender anbot, erhielt er eine Absage. Viel zu französisch sei der Film, würde daher im Ausland niemanden interessieren, teilte Arte mit. Und sollte sich gewaltig irren

Saarbrücken. Als Laurent Hasse seinen neuesten Dokumentarfilm "Le bonheur ... terre promise" (Das Glück ... gelobtes Land) einem bekannten deutsch-französischen Fernsehsender anbot, erhielt er eine Absage. Viel zu französisch sei der Film, würde daher im Ausland niemanden interessieren, teilte Arte mit. Und sollte sich gewaltig irren. Auf über 40 Festivals in aller Welt sei sein Film gelaufen, erzählt der aus Lothringen stammende Filmemacher schmunzelnd, und sei in Bagdad, Kasachstan, Saragossa, Ischia sowie in Brüssel mit Preisen bedacht worden.Am Dienstag stellte Hasse seinen Film auf Einladung des Saarländischen Filmbüros in der Reihe Filmwerkstatt im Kino Achteinhalb vor - vor vollem Haus. "Das Thema Glück interessiert doch alle Menschen, nicht nur Franzosen", fühlt sich Hasse bestätigt.

Auch das Thema Wandern, möchte man ergänzen. Beides kommt in seinem Film aufs Schönste zusammen. Mit einem dicken Rucksack und einer winzigen Kamera hatte sich Hasse im Winter 2009 auf den Weg gemacht, um Frankreich von den Ostpyrenäen bis zur Nordseeküste zu Fuß zu durchqueren. Er erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum.

Nach einem Autounfall, der ihn für längere Zeit ins Koma befördert hatte, konnte er endlich wieder gehen und hatte große Lust, auf andere Menschen zuzugehen. Außerdem hatte er bis dahin vor allem Dokus über traurige Themen wie Drogen und Aids gemacht.

Deshalb stellte er sich selbst, vor allem aber allen Menschen, denen er auf seinem 1500 Kilometer langen Marsch abseits bekannter Tourismus-Routen und abseits der Städte per Zufall begegnete, die Frage: "Was ist Glück?" Fest verwurzelte Bauern, Bäcker, Handwerker, im Wald campierende Elite-Soldaten, Mönche, aber auch viele Aussteiger, die vor dem hektischen Stadtleben in die ländliche Einsamkeit und Genügsamkeit geflüchtet sind, äußern sich im Film rührend ehrlich vor seiner Kamera.

So viele ungewöhnliche Franzosen habe er zufällig getroffen? Eine Zuschauerin in der anschließenden, langen Diskussion ist skeptisch. Ja, bekräftigt Hasse. Gerade diese seien offener gewesen, hätten dem "armen" Wanderer eine warme Mahlzeit oder sogar ein Dach über dem Kopf gegeben, während ihm "gewöhnliche" Menschen misstrauischer begegnet seien. Die am weitesten von Städten entfernt wohnten, hätten am weisesten und zufriedensten gewirkt, stellt Hasse fest, der doch keineswegs das Landleben verklärt. Und ja, antwortet er, mit allen 80, die er kennenlernte, stehe er dank Internet weiterhin in Kontakt.

"Sie sind meine besten PR-Agenten, sie organisieren in ihren Dörfern sogar Vorführungen des Films", berichtet der Dokumentarfilmer. Was nun für ihn das Glück sei? "Ich hab immer noch keine Antwort", meint Hasse lächelnd. Das sei auch gut so, das halte ihn neugierig für Menschen. Die Begegnung mit ihnen mache auf jeden Fall glücklich.

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