Viel Trubel um drei Buchstaben
Neunkirchen/Ottweiler · Ungeahnt emotionale Reaktionen löst die Debatte um den Ottweiler Wunsch nach Wiedereinführung des Autokennzeichens „OTW“ aus. Da sind selbst die CDU-Chefs von Ottweiler und Neunkirchen nicht unter einen Hut zu kriegen.
Der eine haut auf den Neunkircher Oberbürgermeister Jürgen Fried ein, der andere auf die Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. Beide Gescholtenen sind SPD-Leute, doch die CDU-Stadtverbandsvorsitzenden aus Ottweiler und Neunkirchen attackieren aus ganz unterschiedlichen Motiven und Blickwinkeln. Der Ottweiler Roland Theis macht sich für das Wiederaufleben eines OTW-Nummernschildes stark, der Neunkircher Henrik Eitel verwirft dies als "Nostalgie".
Wie in der SZ ausführlich berichtet, will der Stadtrat Ottweiler einstimmig das alte OTW-Kennzeichen wiederhaben. Nach einer Änderung in der Kraftfahrzeug-Zulassungsverordnung kann die Wiedereinführung untergegangener Kreis- und Stadt-Kennzeichen beim Bundesverkehrsministerium genehmigt werden. Die Landrätin des Kreises Neunkirchen will aber vor einer Entscheidung die Meinung sämtlicher Gemeinden des früheren Kreises Ottweiler (bis zur Gebietsreform 1974) einholen. Im Saar-Verkehrsministerium ist man zudem der Meinung, dass Ottweiler auf dem rechtlichen Holzweg ist.
Neunkirchens neuer CDU-Vorsitzender Henrik Eitel schont bei seiner Kritik immerhin die Parteikollegen im Norden. Er habe Verständnis dafür, dass Ottweiler Bürgermeister (CDU-Mann Holger Schäfer, d. Red.) darin eine Chance für die Stadt sieht. Darum benutzt er das Vehikel OTW um Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider ins Visier zu nehmen. Eitel: "Statt sich rückwärts gewandter Nostalgie zu widmen, sollte sich die Landrätin lieber um die stetig steigende Kreisumlage kümmern - auch verursacht durch immer neuen Personalaufbau im Landratsamt!" Die Umfragen der Landrätin hält Eitel für "fadenscheinige Nebelkerzen", weil weder sie noch Kommunen in anderen Kreisen ein Mitspracherecht hätten. Und dann holt der Neunkircher CDU-Mann zum finalen Schwinger aus: "Im Prinzip wäre es seriöser, über die komplette Verlagerung des Kreissitzes nach Neunkirchen zu spekulieren, als über die Wiedereinführung alter Kennzeichen!"
Im Übrigen gibt Henrik Eitel dem Neunkircher OB Fried (SPD) "ausdrücklich Recht", der die Landrätin aufgefordert habe, die Identität des Kreises zu wahren. Womit Eitels Parteikollege Roland Theis ganz und gar nicht einverstanden ist: Frieds Kritik sei nicht nachvollziehbar, konstatiert der Ottweiler CDU-Chef. Ein OTW-Kennzeichen sei gerade kein "Rückfall ins Kirchturmdenken", sondern für die Bürger "ein schönes Bekenntnis zu ihrer Stadt". Die Identität der Bürger im Landkreis beruhe, das habe eine Studie unterstrichen, gerade auf der Vielfalt - "ein spannender Mix und keine Einheitssoße".
Der Saarpfalz-Kreis, so führt Theis an, mit den beiden Kennzeichen HOM und IGB leide doch auch nicht unter einem Mangel an Identität. Und die Kostenfrage sei kein Argument. Denn, welche Buchstaben auf das Nummernschild kommen, habe keinerlei finanzielle Auswirkungen. Ottweiler wolle kein Wiederaufleben "alter Landkreisherrlichkeit", versichert Theis, sondern wolle "lediglich eine attraktive und wahrnehmbare Stadt in einem erfolgreichen Landkreis Neunkirchen" sein. Niemand habe vom OTW-Kennzeichen einen Nachteil.
Und dann hat der CDU-Generalsekretär noch ein bitteres Bonbon für die Landrätin in Form eines Lobs: Es sei "schön", das der Landkreis Neunkirchen seine "sehr zurückhaltende Position" aufgebe. Wenn die Landrätin jetzt entschlossen handele, stehe OTW nichts mehr im Wege.
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Am RandeDie Ottweiler CDU bietet im Rahmen ihrer "OTW-2014"-Aktion kostenlose OTW-Aufkleber als "vorläufiges Kennzeichen" an. Die ersten 1000 Aufkleber seien bereits verteilt, berichtet Roland Theis. Bestellungen kämen "aus allen Teilen der Welt", via Facebook sogar von einer Ottweiler Bürgerin, die in Arizona (USA) lebt. Auch hätten sich bisher mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger in Unterschriftenlisten eingetragen, die für das OTW-Kennzeichen werben. Mehr per E-Mail: r.theis@cdu-fraktion-saar.de oder bei Roland Theis über Facebook.