Viel Gefühl im Fuß hilft über alle Hindernisse hinweg

Das Runde muss hier mal nicht ins Eckige, sondern ins Erdloch: Mit ausbaufähigem Vorwissen über die neue Trendsportart Fußballgolf erscheinen wir hoch motiviert auf der Anlage am Saargarten in Beckingen

 SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

Das Runde muss hier mal nicht ins Eckige, sondern ins Erdloch: Mit ausbaufähigem Vorwissen über die neue Trendsportart Fußballgolf erscheinen wir hoch motiviert auf der Anlage am Saargarten in Beckingen. Die neue Attraktion bei Saarfels muss getestet werden - ich gegen ihn, SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl gegen SZ-Redakteur Christian Beckinger, ein Geschlechterkampf auf grünem Rasen unter fachkundiger Anleitung. Unser Coach heißt Bernd Hessel, Chef der FußballGolf GmbH, gebürtiger Beckinger und Initiator der ersten Fußballgolf-Anlage im Saar-Lor-Lux-Raum. "Fußballgolf ist eine Mischung zwischen Fußball und Golf", erklärt Hessel. "Wir spielen den Ball nicht auf ein Tor, sondern auf die Löcher am Ende der 18 Spielbahnen. Es geht darum, mit möglichst wenigen Schüssen einzulochen, das ist schon fast alles." Fast, denn Hindernisse kommen auch ins Spiel. Los geht's - möge der bessere Tiger Messi oder Lionel Woods gewinnen.

Lange her, dass ich zum letzten Mal gegen das Leder getreten habe. Meine aktive Laufbahn als Fußballer liegt nun doch schon ein paar Jahre zurück. Und jetzt das: Ich soll Fußballgolf spielen, auf der neuen Anlage in den Saarwiesen zwischen Beckingen und Saarfels. Das gehe so ähnlich wie Minigolf, nur eben mit dem Fußball, hatte ich im Vorfeld erfahren. Und jetzt stehen wir hier, auf dem weitläufigen Gelände direkt an der ehemaligen B 51 und unmittelbar neben dem Beckinger Saargarten. In den 90er Jahren lagerten hier für längere Zeit Unmengen von Holzstämmen - die Reste von dem, was Orkan Wiebke 1990 in den Wäldern der Umgebung an Bäumen zerstört hatte. Aber das ist lange her, heute sprießt auf gut 55 000 Quadratmetern üppiges Gras - und das wird, wie ich bald erfahren werde, bei diesem neuen Freizeitvergnügen mit Namen Fußballgolf eine nicht unwichtige Rolle spielen. Aber jetzt erst mal rein in die Sportschuhe und ran an die erste Bahn. Dieser Sport soll für jedes Alter geeignet sein, auch zwischen den Geschlechtern gäbe es keine so großen Unterschiede, sagt Betreiber Bernd Hessel. Das wollen wir doch mal sehen.

Ganz ohne ist die Sache nicht. Die Umgebung ist idyllisch, keine Frage. Gespielt wird auf Naturrasen, für die Bahn-Begrenzung (das so genannte "Rough") sorgen hohe Wiesen, das Wetter ist traumhaft - aber von einem Durchmarsch kann keine Rede sein. Die Bahnen sind zwischen 40 und 165 Meter lang, und zwischen Kick-off und den 18 Ziel-Fähnchen liegen allerlei Kurven, Steine, Palisaden, Reifen. Und dann ist da noch der sportliche Ehrgeiz. Möglichst wenige Ballkontakte sollen es sein. Wie beim Golf gibt es eine Par-Angabe für jede Bahn. Vier Par sind zum Beispiel für Bahn 3 top. Die ist allerdings 130 Meter lang. Nur vier Kontakte, bis der Ball versenkt sein soll? Im Leben nicht. Die beiden Gentlemen lassen mir den Vortritt. Das müssen sie allerdings auch, weil immer der Spieler als nächster dran ist, dessen Ball am weitesten vom Loch entfernt ist. Also meistens ich. Dass mein rundes Leder öfter mal im "Rough" landet, ist kein Problem, denn auch aus dem "Aus" darf gekickt werden. Schlecht fürs Par-Konto, aber lustig. Unterdessen macht mein Gegner seine Sache prima - alter Fußballer, sieht man gleich, na toll. Schon auf Bahn 1 (drei Par) holt er aus, drei Schuss und das Ding ist drin. Optimal. Bei mir braucht es überraschenderweise auch nur vier. Nicht übel. Auch wenn die Ballführung wenig mit Messi oder Woods zu tun hat: Dabei sein lohnt sich, auch über Par.

Das "Rough" ist für mich das Tückischste. Landet der Schussversuch dort, muss von eben dieser Stelle weitergespielt werden. Und jeder, der früher mit seinen Kumpels auf den Wiesen hinterm Haus gekickt hat hat, weiß, wie schwierig das ist. Gut kniehoch stehen die Grashalme im "Rough". Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet dort unter anderem "holprig" oder "unwegsam" - sehr treffend, wenn man wie ich verzweifelt versucht, den in dem Grasteppich versenkten Ball möglichst kraftvoll in Richtung Ziel zu befördern. Auf der ersten Bahn werden wir noch geschont, die ist verhältnismäßig leicht. Das zweite Feld geht auch noch. Aber schon bei Bahn 3 ist voller Einsatz gefragt: Über 130 Meter Länge (das ist mehr als ein Fußballplatz lang ist) und diverse Hindernisse muss der Ball zum Einlochen getrieben werden. Und schon zu Beginn bemerke ich einen bedeutsamen Unterschied vom Fußball- zum Minigolf: Die "große" Variante ist eindeutig schweißtreibender. Immerhin 1,8 Kilometer bringt jeder, der die Beckinger Anlage komplett durchspielt, hinter sich. Und wenn dann die Sonne so schön vom Himmel knallt wie an diesem Tag, an dem wir unsere Proberunde spielen, bleibt das T-Shirt nicht trocken. Aber auch das steht für mich schon nach den ersten Bahnen fest: Die Kickerei macht wirklich Laune.

Der hohe Spaßfaktor beim Fußballgolf hat auch Bernd Hessel vor drei Jahren überzeugt. "2009 stieß ich im Internet auf die deutschlandweit erste Anlage in Dirmstein bei Speyer. Ich fuhr als damaliger Trainer der Fußballjugendmannschaft von Honzrath mit dem Team hin, hatte davon noch nie gehört, fand das Spiel aber sofort toll. Dann habe ich mir in den Kopf gesetzt, so eine touristische Attraktion ins Saarland zu holen." Ein Volltreffer. Denn: "Hier in Beckingen haben wir die Voraussetzungen und die Unterstützung gefunden, ein solches Projekt umzusetzen. Mit Ministerien und der Gemeinde Beckingen, allen voran Bürgermeister Erhard Seger, haben wir super zusammengearbeitet." An der L 174, nahe Saarfels, ist das "ideale Gelände" nun mit Bus, Bahn, Auto, Schiff oder Rad optimal zu erreichen. Nach zehnmonatiger Bauzeit steht die 18-Loch-Anlage als "absolutes Highlight" in der Region bereit. Bislang gibt es deutschlandweit erst fünf Anlagen. "Aber das Fußballgolf-Virus, das aus Schweden kommt, greift um sich." Das mit der Infektion kann schnell gehen, wie sich zeigt.

Eigentlich waren wir angetreten, um uns im sportlichen Wettstreit zu messen: Wer spielt die Anlage mit weniger Schüssen durch? Aber irgendwann spielt das eigentlich gar keine Rolle mehr. Viel wichtiger ist die Frage, was passiert alles auf so einer Fußballgolf-Runde? Wer landet einen Volltreffer, wer schießt eine Niete? Wem passiert ein Missgeschick, wer kommt partout nicht an einem vertrackten Hindernis vorbei? Vier Spieler sollen maximal den Parcours gemeinsam absolvieren, das nennt sich "Flight" und bietet die Möglichkeit, dass dann jeder gegen jeden antritt oder aber paarweise gespielt wird. Inzwischen sind wir auf Bahn 5 angelangt. Die hat die Form eines "U", der Ball muss also sozusagen eine Spitzkehre passieren - und dabei noch durch eine Betonröhre gespielt werden. Das alles ist auf den Schildern, die am Anfang jeder Bahn stehen, gut erklärt. Fußballgolf ist wirklich einfach zu spielen - zumindest was das Reglement angeht.

So wichtig wie der Spaß am Spiel ist sportliches Schuhwerk. Mal eben in schicken Ballerinas anzutreten, erweist sich für die ambitionierte Spielerin als Fehler. Das muss ich schon bald feststellen. Nicht nur einmal müssen Gegenspieler und Coach in Deckung gehen vor einem fliegenden, blauen Wildledertreter. Neben Turnschuhen (Stollen sind aber verboten) ist eine Kopfbedeckung sinnvoll, wenn die Sonne scheint.

So langsam meldet sich der Durst. Wir haben nun etwa die Hälfte des Parcours absolviert, die Sonne scheint immer noch mit voller Kraft. Am Eingang der Anlage steht eine große Holzhütte, zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein. Hier will Bernd Hessel künftig seinen Gästen erfrischende Getränke und kleine Snacks anbieten. "Vier Arbeitsplätze sind durch die Anlage schon entstanden, wir suchen noch weitere Mitarbeiter auf 400-Euro-Basis", erzählt Bernd Hessel. Doch jetzt heißt es zunächst, die 18 Bahnen erfolgreich hinter sich zu bringen. Genau in der Mitte wartet ein besonderes Hindernis auf uns: der "Vulkan". Das Zielloch befindet sich auf einem kleinen Hügel. Der Ball muss so geschossen werden, dass er diesen Anstieg überwindet, aber nicht übers Ziel hinaushüpft. Gar nicht so einfach, wie wir nach mehreren erfolglosen Versuchen feststellen müssen. Aber irgendwann haben wir es dann doch geschafft.

Beim Fußballgolf gewinnt nicht zwangsläufig der mit dem härtesten Schuss. "Technik und Feingefühl sind viel wichtiger", sagt Bernd Hessel. Den Ball sachte durchs Hindernis zu schieben oder einzulochen, das gelingt nicht nur Fußballprofis, sondern auch Laien. Nach 18 Bahnen, vielen Querschlägern und mehr oder weniger gelungenen Bananenflanken, aber auch wahren Kunstschüssen und Traumtoren/-löchern erfolgt der Abpfiff in den Saarwiesen. Unser Fazit: Der Ball ist rund, das Spiel dauert gut zwei Stunden und macht richtig Laune. Wir einigen uns auf Unentschieden - erschöpft, aber begeistert.

Auf einen Blick

Zur Fußballgolf-Anlage gehören zwei Kleinspiel-Fußballfelder, eine Beachvolleyballanlage, eine barrierefreie Toilettenanlage und ein Biergarten.

Eintrittspreise: Erwachsene 9 Euro, Kinder und Jugendliche (6 bis 16 Jahre) 6,50 Euro, außerdem gibt es Familien-, Tages- und Zehner-Karten. Eintritt für Soccerfield und Beachvolleyball 18 Euro/Stunde.

Öffnungszeiten: Juni, Juli, August täglich von zehn bis 19 Uhr (letzter Start); April, Mai, September, Oktober: montags bis freitags von 13 bis 18 Uhr, samstags/sonntags von zehn bis 18 Uhr, in den Oster- und Herbstferien und an Feiertagen zwischen Mai und Oktober von 10 bis 18 Uhr. Für Gruppen können gesonderte Zeiten vereinbart werden. red

Weitere Infos: Tel. (01 74) 9 04 48 80, (0 68 35) 9 51 97 79; E-Mail: info@

fussballgolfsaar.de.

 SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

 Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

 Am Freitag hat der Fußballgolf-Parcours in Beckingen eröffnet.

Am Freitag hat der Fußballgolf-Parcours in Beckingen eröffnet.

 SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

 SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

 Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

 Am Freitag hat der Fußballgolf-Parcours in Beckingen eröffnet.

Am Freitag hat der Fußballgolf-Parcours in Beckingen eröffnet.

 SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

 SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

 Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

 Am Freitag hat der Fußballgolf-Parcours in Beckingen eröffnet.

Am Freitag hat der Fußballgolf-Parcours in Beckingen eröffnet.

 SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

 SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

 Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

 Eine neue Attraktion in Beckingen: der Fußballgolf-Parcours.

Eine neue Attraktion in Beckingen: der Fußballgolf-Parcours.

 SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

SZ-Redakteur Christian Beckinger nimmt eines der Hindernisse auf dem Parcours ins Visier. Fotos: RUP

 SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

SZ-Redaktionsmitglied Frauke Scholl kurz vorm "Einlochen".

 Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

Betreiber Bernd Hessel (rechts) zeigt den SZ-Kickern, wie es geht.

 Eine neue Attraktion in Beckingen: der Fußballgolf-Parcours.

Eine neue Attraktion in Beckingen: der Fußballgolf-Parcours.

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