Mettlach. Sein Zertifikat hat Joachim Schwindling längst in der Tasche. Mittlerweile hat das Handwerkszeug Notizblock, Kuli und sonstige Utensilien, die für eine Fortbildung notwendig sind, ersetzt. Die Renovierung seines Hauses, vor gut einem Jahrzehnt erworben, braucht den ganzen Mann - und viel Zeit. Die hat der V&B-Mitarbeiter jetzt. Wegen der Wirtschaftskrise ist bei Villeroy & Boch der zweite Kurzarbeit-Block dieses Jahres angelaufen. Für sechs Wochen stehen die Maschinen in der Sanitärproduktion still, bleibt das Werk in Mettlach geschlossen. Und diese eineinhalb Monate dürften dem Self-made-man genügen, um seinen lang ersehnten Traum aus Stein wahr werden zu lassen und sein Gartenhäuschen hochzuziehen. Kurzarbeit mit angehängten Betriebsferien machen dies möglich. Bange ist dem 51-Jährigen vor dem Zwangsurlaub nicht, zumal er kaum fianzielle Einbußen habe, wie er sagt. "Es ist mit dem Betriebsrat vereinbart worden, dass die finanziellen Einbußen wegen der Block-Kurzarbeit auf drei Monate verteilt werden", sagt er. Zudem werde die Teilnahme an der Qualifizierung finanziell gefördert.Und von dem, was er in der Schulung erfahren habe, profitiere er auch zu Hause. Aussortieren, Aufräumen, Arbeitsplatz sauber halten, Anordnung, Auditieren gehören halt zu den Dingen, die universell einsetzbar sind - zur Verbesserung und Steigerung der Produktion im Betrieb wie auch zur Erleichterung der Arbeit auf der Baustelle im eigenen Anwesen. Genau diese Methoden haben Schwindling und seine Kollegen mit Karin Pfortefrebel von der Beratungsfirma WLC aus Bad Nauheim trainiert, eingeübt, welche Prinzipien beim modernen Qualitätsmanagement gelten. Am 6. Juli ist der zweite Block der Qualifizierungsmaßnahmen in der Sanitärfabrik gestartet. Verschwendungsfreie Produktion ist ein Thema, dem sich zwei Gruppen zu je 160 Mitarbeitern gewidmet haben. Qualitätssysteme standen auf dem Stundenplan, ebenso Verbesserungsmethoden. Sechseinhalb Tage wurden für die drei Fortbildungsmodule angesetzt. "Obwohl ich schon Jahrzehnte bei V&B arbeite und jeden Arbeitsschritt aus dem Effeff kenne, habe ich jede Menge Neues erfahren", kommentiert Schwindling das Ziel des Lehrplans. Dass Werkzeuge und Zubehör ihren festen Platz hätten, erleichtere den Tagesablauf ungemein. Auch die Oft-Selten-Nie-Regel helfe, schneller und effizienter zu arbeiten, kommentiert Schwindling jene Methode, die Werkzeuge nach der Häufigkeit des Gebrauchs zu ordnen. "Ich finde das gut, dass die Kurzarbeit zur Weiterbildung genutzt wird", ergänzt er - eine Meinung, mit der er keineswegs alleine steht. Die Paukerei samt einer Prüfung hat sich für Joachim Schwindling und seine Kollegen ausgezahlt. Die Industrie- und Handelskammer bescheinigt ihnen das mit einem Zeugnis. "Basiskompetenzen Industrie- und Produtkionsprozesse" ist in dem Zertifikat zu lesen. Wichtiger als das Papier dürfte für V&B-Mitarbeiter Schwindling aber die Tipps sein, die er sich während der Schulung angeeignet hat und ihm die Arbeit erleichtern - bei dem Mettlacher Kaermaikhersteller, seinem Brötchengeber, wie auch zu Hause auf dem Bau.

Auf einen blickHohes Interesse und Motivation hätten die Mitarbeiter bereits im ersten Schulungs-Block bewiesen, zieht Werksleiter Christian Krauß (Foto: rup) erste Bilanz. "Die Bereitschaft zu Veränderung und Verbesserung ist jetzt spürbar da - bei allen Mitarbeitern." Nachhaltigen Erfolg habe das Unternehmen nur dann, wenn es gemeinsam mit den Mitarbeitern den Veränderungsprozess gestalte. Dies unterstreiche die Bedeutung der Schulungen, in deren Zentrum die Rolle für Effizienz- und Qualitätssteigerung stehe. Und noch eines steht für Krauß fest: Im Mettlacher Werk prägten Qualität und Kompetenz das Leitbild. "Diesbezüglich nehmen die Mettlacher den ersten Platz im Verbund der V&B-Werke ein und haben Vorbildcharakter. Diese führende Position soll durch die Schulungen weiter verstärkt werden." mst