Videokünstler reisen sogar aus Paris an

Saarbrücken. "Kannschd Du das aach off saarländisch saan?" Die Anfrage kam, noch bevor die Grußworte der französischen Gäste offiziell übersetzt wurden. So ganz uninteressiert am Geschehen um sie herum schienen die Ureinwohner der verräucherten Nauwieser-Viertel-Kneipe Nilles am Freitag denn doch nicht bei der Eröffnung des "Loopingstar 2012" (12. - 24. Januar)

"Loopingstar"-Eröffnung mit Musik von "Tromla" Christoph Hans (rechts) im Saarbrücker Gasthaus Nilles. Foto: Iris Maurer

"Loopingstar"-Eröffnung mit Musik von "Tromla" Christoph Hans (rechts) im Saarbrücker Gasthaus Nilles. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. "Kannschd Du das aach off saarländisch saan?" Die Anfrage kam, noch bevor die Grußworte der französischen Gäste offiziell übersetzt wurden. So ganz uninteressiert am Geschehen um sie herum schienen die Ureinwohner der verräucherten Nauwieser-Viertel-Kneipe Nilles am Freitag denn doch nicht bei der Eröffnung des "Loopingstar 2012" (12. - 24. Januar).Bei der ersten Ausgabe war der Loopingstar noch ein auf Saarbrücken beschränktes No-Budget-Festival. Dank der Unterstützung von Interreg IV-A (Grande Région) und dem Ministerium für Inneres, Kultur und Europa des Saarlandes ist aus der Videokunst-Veranstaltung nun ein grenzüberschreitendes Low-Budget-Festival mit Kurs auf die Großregion geworden: Diesmal stehen in Saarbrücken und Forbach 90 Video-Künstlern die Schaufenster von 60 Geschäften zur Verfügung. Ein überwältigender Erfolg, da die Veranstalter nur mit etwa 30 Teilnehmern gerechnet hatten. Organisatoren auf deutscher Seite sind der bildende Künstler Alexander Karle, der den Loopingstar 2011 mit Patricia Raven gegründet hat, und der Komponist Ulrich Ludat.

Die beiden haben nun den Forbacher Kunstverein Castel Coucou mit ins Boot geholt, mit der Folge, dass rund 70 Prozent der beteiligten Künstler aus Frankreich kommen - sogar aus Paris sind welche angereist. Allerdings haben die Franzosen teilweise nur Filme, nicht aber die entsprechenden Wiedergabemedien geliefert, so dass zum Festivalstart am Wochenende erst etwa 25 Videos am Start waren. Um alle Beiträge zeigen zu können, müssen noch etwa 50 Fernseher und DVD-Spieler aufgetrieben werden. Wegen dieser unerwarteten Verzögerung überlegen die Veranstalter nun, das Festival um eine Woche zu verlängern.

Französische Gäste stellten auch die Mehrheit bei der Vernissage. Im Nilles versammelte sich das Publikum erwartungsvoll um Keyboard und Schlagwerk von Tromla alias Christoph Hans, hinter dessen Rücken seine eigene Regiearbeit "Der Hering" mit so illustren Mitwirkenden wie Katharina Bihler, Stefan Scheib, Lukas und Florian Goldbach und weiteren Szene-Größen zu sehen war. Seinen Live-Auftritt sollte der Tromla aber wie sein Musiker-Kollege Franz Saarschleifer (mit bürgerlichem Namen Marvin Brendel) erst nach verspäteten Eröffnungsreden und einem abendlichen Rundgang durch Saarbrücken haben. Der Exkurs zu ausgewählten Stationen führte bis zum Atelier "Einheit 1" in der Großherzog-Friedrich-Straße, wo die Berlinerin Veronika Witte ihre schaufensterfüllende Projektion "Ohne Titel" zeigt - ein Extrem-Beispiel für die Bandbreite der Projektions-Formate von Super 8 bis zu aktueller Technik.

Der Loopingstar expandiert weiter: Fürs nächste Jahr haben laut Karle schon einige Geschäfte aus Saargemünd zugesagt. Und der Austausch im urbanen Aktionsraum soll dadurch intensiviert werden, dass einige Künstler als "Artists in Residence" zur Vorbereitung einige Wochen vor Ort verbringen. kek

Finissage: Freitag, 20. Januar, 19 Uhr, Castel Coucou in Forbach. Infos im Internet:

loopingstar.vakk.eu

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