"Verzerrung der Wirklichkeit"

Völklingen. Die neuesten Zahlen zur Lage am Arbeitsmarkt verzerren nach Ansicht von Peter Gillo (Foto: SZ), Direktor des Regionalverbands Saarbrücken, die Wirklichkeit: "Während die absoluten Arbeitslosenzahlen in der Tat zurückgehen, bleiben die Zahlen der von den Argen betreuten Langzeitarbeitslosen weiterhin auf einem hohen Niveau. Ihre Job-Perspektiven sind und bleiben schlecht

Völklingen. Die neuesten Zahlen zur Lage am Arbeitsmarkt verzerren nach Ansicht von Peter Gillo (Foto: SZ), Direktor des Regionalverbands Saarbrücken, die Wirklichkeit: "Während die absoluten Arbeitslosenzahlen in der Tat zurückgehen, bleiben die Zahlen der von den Argen betreuten Langzeitarbeitslosen weiterhin auf einem hohen Niveau. Ihre Job-Perspektiven sind und bleiben schlecht." Die Arge Saarbrücken betreue derzeit 21 934 Bedarfsgemeinschaften, 189 mehr als im Vorjahr. In diesen Gemeinschaften lebten 39 626 Menschen, 195 mehr als im Jahr 2009. Von ihnen stünden 29 395 grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, bei den anderen rund 10 000 handele es sich um Kinder.

Gillo bezieht sich bei seiner Aussage auf die jüngste Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die davon ausgeht, dass die Arbeitslosigkeit zwischen 2010 und 2011 um 470 000 Personen bundesweit sinken wird: "Langzeitarbeitslose werden von dieser Verbesserung aber deutlich weniger profitieren als die Bezieher von Arbeitslosengeld", so Gillo. Es werde ein Rückgang der Arbeitslosigkeit im Jahr 2011 um 15,8 Prozent prognostiziert, im Bereich der Langzeitarbeitslosen nur um 5,2 Prozent. Das zeige deutlich, dass diese Menschen von dem positiven Trend abgekoppelt sind, so Gillo. Sorge bereitet dem Regionalverbandsdirektor auch die zunehmende Zahl von sogenannten "Aufstockern", Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis oder Selbstständige, die unter die Mindestverdienstgrenze fallen. Die Arge Saarbrücken unterstütze zur Zeit 7 681 von ihnen. Vor einem Jahr seien es noch 842 weniger gewesen. "Diese Menschen gelten nicht als arbeitslos, aber von dem was sie verdienen, können sie ohne weitere Hilfe nicht leben", sagt Gillo undspricht er sich gegen die Kürzung von Eingliederungshilfen aus, die der Bund für das kommende Jahr beschlossen hat: Alleine der Arge Saarbrücken stünden in 2011 rund 14 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Es besteht die Gefahr, dass die Jobcenter in Deutschland aufgrund der Mittelkürzung in erster Linie mit Blick auf ihr Budget agieren und nicht mehr in der Lage sind, Langzeitarbeitslosen ein sinnvolles Eingliederungskonzept anzubieten. Diese Entwicklung wird bestimmte Personengruppen besonders benachteiligen, besonders Langzeitarbeitslose. Denn diese Menschen werden auch in Zeiten einer besseren Konjunktur ohne eine entsprechende Förderung keine Chance auf Arbeit haben.

Peter Gillo: "Eine weitreichende Bedeutung kommt auch der gezielten Qualifizierung von Arbeitslosen mit fehlenden Schul- oder Berufsabschlüssen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu. Weitere Gruppen, die eine individuelle Förderung besonders benötigen, sind etwa Migranten oder Alleinerziehende." red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort