Verwirrung stiften gehört zum Programm

Saarbrücken. "Alle reden vom vierten Pavillon. Wir nicht." So könnte man die Aktion in Anlehnung an einen alten Werbeslogan der Deutschen Bahn nennen. Denn, so formuliert es Kunststudent Philipp Neumann: "Während der Bau des vierten Pavillons am Saarlandmuseum nur Ärger macht, haben wir den fünften schon eröffnet"

Saarbrücken. "Alle reden vom vierten Pavillon. Wir nicht." So könnte man die Aktion in Anlehnung an einen alten Werbeslogan der Deutschen Bahn nennen. Denn, so formuliert es Kunststudent Philipp Neumann: "Während der Bau des vierten Pavillons am Saarlandmuseum nur Ärger macht, haben wir den fünften schon eröffnet". Ein wenig Verwirrung zu stiften, zu irritieren, das gehört bei dieser Aktion der Hochschule der Bildendenden Künste (HBK) Saar durchaus zum Programm. Alle zwei Wochen mit einer neuen Ausstellung an die Öffentlichkeit zu treten, darum geht es. Und deshalb haben Studierende von HBK-Professor Georg Winter den giftig-gelben "fliegenden Bau" nahe der Bergwerksdirektion, den sie in den vergangenen Semestern als Stadt(forschungs)labor nutzten, kurzerhand zum "fünften Pavillon" deklariert. Bis zum 3. Oktober geht die Aktion, dann muss der Pavillon abgebaut sein, weil er als "Sicherheitsrisiko" für Angela Merkel gilt, die hier vorbeikommen soll. Die Gemeinschaftsarbeit "Einmal Amore ohne Schinken - einmal Sinn ohne Zweck" von Cornelia Fachinger und Philipp Neumann, in dieser Woche zu sehen, bezieht sich nun nicht etwa auf die Pizzabelags-Debatte, sondern auf ein vieldiskutiertes Lokalthema: den Umbau der Bergwerksdirektion zum Einkaufszentrum. Da sich durch den Umbau der Zweck des Gebäudes ändere, wollen die beiden Studierenden die Bürger dazu anregen, auch über die damit verbundene Änderung seines "Sinns" nachzudenken. Sollte man die beiden bisher sinngebenden Galionsfiguren, den Hüttenarbeiter und den Bergmann, derzeit durch Holzkisten an der Fassade geschützt und verborgen, nicht konsequenterweise durch andere ersetzen? Das ist die Frage, über die Bürger an einem Tischchen in der Hütte per Stimmzettel abstimmen sollen. Die beiden Sinnbilder, die das Team "Fach-Mann" als Alternative vorschlägt, hängen lebensgroß als Fotografie (Aufnahmen von Johannes Höller) an der Wand: Adam und Eva in klassischer Pose, ihre Scham durch einige Blätter der fürs Saarland typischen Platane bedeckend. Allzu bierernst will Neumann die Arbeit aber nicht verstanden wissen: "Für uns ist das eine Spielerei mit Sinn und Zweck, und weil Wahljahr ist, gibt's was zu wählen". Ob auch ECE diesen Spaß versteht, muss sich noch zeigen. Noch verhandle man mit den Hamburgern, ob man die Fotos am Gebäude anbringen könne, sagt Neumann. sbu Ausstellung: Faktoreistraße 1, bis 30. Juli, 17 bis 19 Uhr.

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