Verwickelte Grundstücks-Geschäfte

Völklingen · Zwischen Kaufhof-Ruine, stark geschrumpftem Woolworth-Kaufhaus und frisch aufgemöbeltem Globus präsentiert sich in der Rathausstraße eine Parade immer mehr zerfallender Leerstände. Nun gibt es offenbar Bewegung beim Gebäude der einstigen Röchling-Bank.

 Zwei Problem-Immobilien in der Völklinger Rathausstraße: Ex-Casino und Ex-Röchling-Bank (rechts vorne). Foto: Jenal

Zwei Problem-Immobilien in der Völklinger Rathausstraße: Ex-Casino und Ex-Röchling-Bank (rechts vorne). Foto: Jenal

Foto: Jenal

Schon 2001 hatte der frühere Oberbürgermeister Hans Netzer (SPD) dem damaligen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) "das Casino-Gebäude im Verbund mit der ehemaligen Röchling-Bank" zur Ansiedlung von Landesbehörden in Völklingen angeboten. Was Netzer damals noch nicht wusste: Das frühere Saarstahl-Casino, linker Teil des leer stehenden Gebäudekomplexes rechts von Woolworth in der Rathausstraße, war bereits an privat verkauft.

Die schier unendliche Geschichte um den einst glanzvollen Gebäudekomplex setzte sich fort. Da hatte auch die frühere Umweltministerin Simone Peter (Grüne) 2010 ihr Aha-Erlebnis bei ihrem Antrittsbesuch in der Stadt. "Was ist denn das?", fragte die Ministerin. Und sie erfuhr, was es ist. Der rechte Gebäudeteil gehört, so Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU), nach wie vor Saarstahl, der linke Teil dem als Sport- und Partei-Mäzen bekannt gewordenen Unternehmer Hartmut Ostermann. Lorig setzte damals nach eigenen Angaben Hoffnung auf eine neue Gesprächsrunde mit den Eigentümern. Ziel sei es, abzureißen und Investoren für einen Neubau zu finden - zu vernünftigen Bedingungen und Preisen. Und hoffentlich mit Landeszuschuss, so Lorig.

Kommentarlos zurückgezogen

Man hörte nichts Neues, bis der Punkt "Erwerb des Gebäudes der ehemaligen Röchling-Bank, Rathausstraße 33" unvermittelt auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung vom vergangenen Donnerstag auftauchte - und zwar im geheimen Teil. Wobei ihn dann Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU), der an diesem Tag seinen urlaubenden Chef Klaus Lorig vertrat, kommentarlos von der Tagesordnung der Sitzung zurückzog.

Warum und zu welchem Preis will Oberbürgermeister Lorig nun kaufen - und dann auch noch den rechten Teil allein? SPD-Fraktionschef Erik Kuhn hatte schon zuvor Klärungsbedarf angemeldet. Nun hat Kuhn eine Sondersitzung des Stadtrats-Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt beantragt. Zu ihr solle Saarstahl-Vorstandsmitglied Martin Baues eingeladen werden, um Auskunft aus Sicht des Eigentümers zu geben.

Und Kuhn hat einen Katalog von elf Fragen eingereicht. Sie lauten zum Beispiel: "Kann das Gebäude überhaupt abgerissen werde, ohne dass das Ostermann-Gebäude beschädigt wird? Ist es richtig, dass Saarstahl das Gebäude hätte längst veräußern können, aber die Stadt dies verhindert hat? Was gibt es für Konzepte nach dem Kauf, und wie realistisch sind diese? Welche Übereinkunft wurde seitens der Stadt mit Saarstahl noch getroffen?" Und gleich im Anschluss: "Bis wann muss die Verbindungsstraße fertig gestellt sein?" Ein wichtiges Projekt für die Stadt, das nun möglicherweise mit dem Grundstückshandel in Verbindung steht.

Abwarten, was Lorig weiß

Alles Dinge, die wohl nur Oberbürgermeister Lorig erklären kann. Wenn er nicht gerade wie zur Ratssitzung in der vergangenen Woche in Urlaub weilt. Der Gutachterpreis, und zwar für den gesamten Gebäudekomplex, soll zuletzt um 350 000 Euro gelegen haben. Das Objekt liegt im ausgewiesenen innerstädtischen Sanierungsgebiet.

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