Verspielt-bedrohliche Geschöpfe

Saarbrücken. Tanja Holzer-Scheer mag serielles Arbeiten. "Ich finde es spannend, mich mit einem Thema über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv auseinander zu setzen." Hauptthema waren von Anfang an Mensch und menschliche Gestalt. Beziehungsweise Kreatürliches, dessen Deutung dem Betrachter überlassen bleibt

Saarbrücken. Tanja Holzer-Scheer mag serielles Arbeiten. "Ich finde es spannend, mich mit einem Thema über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv auseinander zu setzen." Hauptthema waren von Anfang an Mensch und menschliche Gestalt. Beziehungsweise Kreatürliches, dessen Deutung dem Betrachter überlassen bleibt. Eigentlich kommt die freie Künstlerin von der Malerei, wollte aber bald räumlich arbeiten, skulptural. Während ihrer ersten Schwangerschaft fing sie an, Embryonen-ähnliche Gebilde zu vernähen. Bald weichte sie diese Eindeutigkeit der Gestalt jedoch auf, um die Kreaturen mehrfach deutbar zu machen. Tiere? Pflanzen? Irgend etwas dazwischen? Das fragt man sich auch unweigerlich bei ihrer aktuellen Arbeit, die bezeichnenderweise schlicht "Wesen" heißt. Objekte, die an unerforschte Tiefsee-Geschöpfe erinnern. Skurril und ambivalent: Vom Charakter her verspielt, wirken sie zugleich diffus bedrohlich. Noch hängen die geheimnisvollen Gebilde im Atelier, aber in absehbarer Zeit werden sie im Kulturfoyer ausgestellt: Eine Ehre, die allen Bildenden Künstlern zuteil wird, die das Förderstipendium der Landeshauptstadt Saarbrücken gewonnen haben. Mit der Auszeichnung der 35-jährigen Tanja Holzer-Scheer ist nun auch das letzte Mitglied des Gemeinschaftsateliers in der Hafenstraße Träger des städtischen Kulturförderpreises. Eine große Rolle in ihrem Werk spielen auch Licht und Farbe. Aus sich selbst heraus zu leuchten scheinen wie ihre "Wesen", bei denen die Farben durch mehrere übereinander aufgetragene Schichten Struktur bekommen, auch die in Collagetechnik entstandenen Bilder ihres Zyklus' "Leben": Der stellt Alltagssituationen dar, die sich in ihrer bedingten Gegenständlichkeit aber nicht unmittelbar erschließen. Ein beabsichtigter Effekt: Der Betrachter soll sich schließlich bewegen. Nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. Ihr Diplom machte die gebürtige Saarländerin an der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar, wo sie freie Kunst und Malerei bei Sigurd Rompza studierte sowie Freie Kunst bei Wolfgang Nestler und Bodo Baumgarten, beide inzwischen emeritiert. Tanja Holzer-Scheer hat zwei Töchter, arbeitet auch als MUS-E-Künstlerin und leitet das Kinderatelier Kunstraum. Dort fördert sie das gestalterische Potenzial ihrer jungen Schüler und hält sie an, sich auf die Suche zu begeben nach Materialien, an denen sie sonst achtlos vorbeigehen würden. "Im Prinzip ist das auch mein eigener Ansatz", erläutert sie. So sind in ihren "Wesen" außer Stoff und Folie auch Alltagsgegenstände wie Spülschwämme und Radiergummis verarbeitet. Wobei sie bei solchen Experimenten gern in Kauf nimmt, dass sie auch mal schief gehen können.

Auf einen BlickOberbürgermeisterin Charlotte Britz verleiht am Montag, 23. März, 19 Uhr, im Rathausfestsaal im Rahmen eines Festaktes rückwirkend die Förderstipendien 2007 der Landeshauptstadt Saarbrücken für Nachwuchskünstler. Ausgezeichnet werden Julian Bergheim, Tanja Holzer-Scheer (beide Bildende Kunst) sowie Mark Heydrich (Literatur). Mit den Förderstipendien zeichnet die Landeshauptstadt künstlerischen Nachwuchs aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik oder Literatur aus. Der Preis ist insgesamt mit 12 000 Euro dotiert. Info: Tel. (06 81) 905 49 03. red

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