Verliebte Tiere und andere Helden

Saarbrücken · Die Polizei, dein Freund und Helfer – das gilt auch für Tiere mit hormoneller Reizüberflutung und Superman, wenn er in einem Trampolin feststeckt. Die SZ hat die kuriosesten Meldungen der saarländischen Polizei aus dem zu Ende gehenden Jahr zusammengefasst.

 Weil er hinter Pferdestuten her war, hielt Esel Elvis aus Gersweiler die saarländische Polizei in diesem Jahr auf Trab. Foto: Becker&Bredel

Weil er hinter Pferdestuten her war, hielt Esel Elvis aus Gersweiler die saarländische Polizei in diesem Jahr auf Trab. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Die zweifelsohne verrückteste Spezies ist der Mensch. Das merkt man, wenn man vom Blutwurst-Weitwurf-Wettbewerb in Ramsbottom (England) hört, Rolf Buchholz aus Dortmund sieht (mit 453 Metallteilen am Körper der meist-gepiercte Mensch der Welt) oder Fleischkäse paniert und mit Käse überbacken in einer Kantine serviert bekommt. Einen faszinierenden Einblick in das Kuriositäten-Kabinett des Menschseins erhält jedes Jahr die Polizei. Die hat - wie gewohnt - zum Jahresende für die SZ ihr Füllhorn an kuriosen Meldungen ausgeschüttet.

So staunten saarländische Polizisten zum Beispiel im April nicht schlecht, nachdem sie bei einer Fahrzeugkontrolle in Saarbrücken auf eine per Haftbefehl gesuchte Frau gestoßen waren und dieser mitgeteilt hatten, dass sie den Haftbefehl nur durch die Bezahlung von 1063,50 Euro abwenden könne - woraufhin die Frau kurzerhand 2500 Euro aus der Tasche zog und die verlangte Summe abzuzählen begann. Auf die Frage, woher sie das ganze Geld habe, gab sie an, soeben im Spielcasino gewonnen zu haben. Eine umgehende Überprüfung ihrer Angaben ergab: das stimmte!

Deutlich bescheidener trat wenige Tage später eine 51-jährige Saarbrückerin auf, die in ihrer Wohnung die Schlafzimmertür hinter sich abgeschlossen hatte und dann voller Bestürzung mit ansah, wie die Türklinke abfiel. Die Tür ließ sich nicht mehr öffnen! Da sie ihre Nachbarn nicht aufwecken wollte, wartete die gute Frau mit ihren Hilferufen bis zum nächsten Morgen, wie sie Polizeibeamten später zu Protokoll gab. Eben die waren es denn auch (und nicht die Nachbarn), die ihre Hilferufe in der nahen Polizeiwache hörten und zu Hilfe kamen.

Superheld in Not

Als Retter in der Not erwiesen sich Polizeibeamte auch, als sie im Juli folgenden Anruf protokollierten: "Mein 19-jähriger Cousin steckt mit beiden Beinen in einem Trampolin fest!" Die Beamten eilen also zu einem Saarbrücker Spielplatz und finden besagten Cousin - mit Superman-T-Shirt und kurzen Hosen bekleidet! - in besagter Super-Notsituation. Im Polizeibericht heißt es dazu, der junge Mann sei auf dem Trampolin "offensichtlich wie ein Superheld wild herumgesprungen" und, als er abrutschte, mit seinen Fußgelenken in den Lamellen am Rande des Trampolins stecken geblieben. Ohne Frage, eine super-missliche Lage, aus der die Polizei Superman schließlich rettet.

Weniger ein Missgeschick, als vermeintlich echte Qual ruft Beamte wenig später nahe dem Saarbrücker Hauptbahnhof auf den Plan. Dort werde ein Hund gequält, der zwischenzeitlich auch fürchterlich geschrien habe, hatte ein Anrufer berichtet. Vor Ort entpuppt sich die vermeintliche Qual als erquickliches Liebesspiel: Zwei bekannte Hundezüchter hatten die Deckung zweier paarungswilliger Hunde arrangiert. Im Polizeibericht wird anschließend gewissenhaft vermerkt: "Ein Abbruch des Deckungsvorganges konnte aufgrund des sich erfolgreich abzeichnenden Paarungsaktes nicht erfolgen."

Knapp drei Monate später musste sich die Polizei erneut mit einem "liebestollen Tier" auseinandersetzen. Ein einsamer Eselhengst in Gersweiler litt laut Polizeibericht an "hormoneller Reizüberflutung" und durchbrach nahezu täglich den Zaun eines benachbarten Reitgeländes, auf dem er lüstern Pferdestuten besprang. Vor Ort konnten Beamte den Esel zwar nicht bremsen, aber seiner Besitzerin immerhin das Versprechen abnehmen, künftige Ausbruchsversuche ihres liebestollen Esels zu verhindern.

Selbst ist der Saarländer

Ja, es gab in diesem Jahr sogar Fälle, da musste die Polizei gar nicht einschreiten, weil resolute Bürger selbst zur Tat schritten - und dies dann auch pflichtbewusst der Polizei meldeten. So wählte ein 46-Jähriger aus Malstatt im August die 110, um zu berichten, dass sich sein als gestohlen gemeldetes Mountainbike wieder in seinem Besitz befinde. Der 46-Jährige sagte laut Polizeibericht wörtlich: "Ich han den Kerl, der mein Fahrrad geklaut hat, am Bahnhof gesiehn. Ich han em en Schell verpasst un mir mein Fahrrad zereck geholl."

Die Liste dieser Polizeimeldungen ließe sich fortsetzen. Die SZ tut dies auch - und zwar im nächsten Jahr an gleicher Stelle. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, achten Sie beim Türabschließen immer auf die Türklinke, und nähern Sie sich einsamen Eselhengsten nicht mit aufreizender Kleidung!

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