Land unter im Südwest-Saarland Verheerende Schäden nach Gewitter-Nacht
Saarbrücken/St. Ingbert/Kleinblittersdorf · In der Nacht auf Freitag sind die Rettungskräfte im Dauereinsatz gewesen. Besonders schwer traf das Unwetter den Raum Kleinblittersdorf.
An Schlaf ist in der Nacht auf Freitag für viele Saarländer nicht zu denken. Schon gar nicht für Feuerwehrleute. Seit Mitternacht sind sie im Einsatz, pausenlos, einige nach Angaben der Saarbrücker Berufsfeuerwehr sogar bis zu 13 Stunden lang. Auch Polizei, Technisches Hilfswerk (THW) und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) sind unterwegs. Der Grund: Starke Gewitterregen sorgen für schwere Schäden im Südwest-Saarland. Besonders betroffen sind die Menschen in Kleinblittersdorf, Bliesransbach, St. Ingbert und Blieskastel.
Bei der Polizei gehen landesweit rund 500 Notrufe ein, 400 weitere registriert die Feuerwehr. Im Bereich Bliesransbach und Kleinblittersdorf sind 240 Einsatzkräfte aktiv, zum Teil auch noch am Freitagnachmittag. Mehr als 100 Mal müssen sie ausrücken. Es gibt überschwemmte Straßen, unterspülte Häuser und wegschwimmende Autos. Viele Keller laufen voll. Bäume stürzen um. Eine Schlammlawine beschädigt Gebäude und Autos. Geröll bedeckt die Fahrbahnen. Mehrere Heizöltanks laufen aus.
„Ich habe heute Nacht gesehen, wie das Wasser gekommen ist. Das war wie im Film. Ich musste meine Mutter aus dem Erdgeschoss in die erste Etage holen. Fünf Minuten später stand die Wohnung unter Wasser“, schildert Uwe Quack aus Kleinblittersdorf seine Eindrücke. Er ist einer von vielen, die am Freitag mit anpacken.
In Kleinblittersdorf gibt es zwei Verletzte: Ein Autofahrer ignoriert eine Absperrung und fährt einen Anwohner an. Außerdem verletzt sich ein Feuerwehrmann bei einem Sturz. Retten müssen die Einsatzkräfte aber nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, beispielsweise rund 50 Pferde von einer überfluteten Koppel bei Bliesransbach. Doch nicht alle Pferde schaffen es, eines stirbt.
Es herrscht Ausnahmezustand. Mancherorts ist es unmöglich, vorwärts zu kommen. Wegen eines Erdrutsches muss die B 51 zwischen Auersmacher und der Landesgrenze gesperrt werden. In Bliesransbach stürzt die Brücke über den Ransbach ein, als ein Pickup drüber fährt. Und der Saarbahn-Betrieb zwischen Kleinblittersdorf und Saargemünd ist am Freitag wegen unterspülter Strecke eingestellt.
Es gibt Gegenden, da sieht es aus wie nach einem Erdbeben. So auch an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Saarland Heilstätten GmbH (SHG) in Kleinblittersdorf. Weil die Technik versagt und Keller überflutet sind, muss das Gebäude geräumt werden. Notfälle werden an diesem Wochenende in den SHG-Kliniken Sonnenberg versorgt. Und ab Montag sind die betroffenen Kinder und Jugendlichen im Medicus Gesundheitszentrum in Quierschied untergebracht. Alle Ambulanz-Ärzte siedeln nun nach Schönbach in die Tiefental-Klinik um.
Auch in St. Ingbert sind die Rettungskräfte im Dauereinsatz. Hier sind es rund 160. Schwerpunkt ist die Innenstadt. Wie die Polizei mitteilt, fallen binnen kurzer Zeit mindestens 50 Liter Regen pro Quadratmeter. In einigen Straßen steigt das Wasser mehr als einen Meter an. Die Tiefgarage unter dem Tedi-Gebäude in der Innenstadt läuft voll.
In mehreren Straßen bleiben Fahrzeuge stecken und müssen abgeschleppt werden. Auf Parkplätzen in der Poststraße entsteht eine Seen landschaft. Das Unwetter trifft zudem die Gambrinus-Apotheke in der Poststraße, die am Freitag geschlossen bleiben muss. Gegen 12.15 Uhr erreicht die Feuerwehr eine Meldung über Gasgeruch in der Ludwigstraße. Es folgt die Evakuierung von Wohnungen, Büros und Geschäften. Wenig später die Entwarnung: Gas tritt nicht aus.
In Bübingen bringt die Feuerwehr derweil sieben Menschen mit dem Schlauchboot in Sicherheit. In Schafbrücke wird ein in den Wassermassen feststeckender Autofahrer vom Dach seines Wagens gerettet. Und in Güdingen geht am Bahnhof nichts mehr, weil die Unterführung zu den Bahnsteigen geflutet ist. Darüber hinaus wirkt sich das Unwetter auf das Kombibad in Fechingen aus. Das bleibt nun vorerst geschlossen.