Verharren am Kreuz aus Granatsplittern

Blieskastel/Ormersviller · Eine gemeinsame Liturgie an Mariä Himmelfahrt – das ist seit mehr als 30 Jahren für viele Deutsche und Franzosen ein Symbol der innigen Freundschaft. Gefeiert wurde die Messe an der „Chapelle Saint Joseph“ in Ormersviller.

 Blick auf die Kapelle und die Josefssäule in Ormersviller. Foto: Degott

Blick auf die Kapelle und die Josefssäule in Ormersviller. Foto: Degott

Foto: Degott

Wie an einer Perlenschnur gezogen, schlängelten sich die Gäste ab der Einmündung in Richtung "Chapelle Saint Joseph" im rund 300 Einwohner zählenden französischen Grenzort Ormersviller den Hügel hinauf. Ziel war wie alljährlich am 15. August der Gottesdienst im Schatten der Kapelle. Seit 34 Jahren treffen sich dort hunderte Menschen, Deutsche und Franzosen, Lothringer und Saarländer, um gemeinsam Liturgie zu feiern, damit eindrucksvoll zu symbolisieren, dass die Grenze zwischen den beiden Staaten Makulatur ist.

"Ich bin seit Beginn dabei, habe die Anfänge erlebt", erklärt Sepp Allgayer, der als Fotograf und Berichterstatter unserer Zeitung das Geschehen über die Jahrzehnte dokumentiert hat. Auch der Altheimer Ortsvorsteher Franz Klingler und sein Vorgänger Ewald Martin hatten sich eingefunden, um gemeinsam mit dem Ormersviller Maire Marcel Vogel oder auch dem Maire von Rimling, Eric Hemmert, zu feiern. Hemmert erläutert, dass der 15. August als Feiertag auf ein Dekret des französischen Königs Ludwig XIII. aus dem Jahre 1623 zurückgehe. Organisiert wird alles vom Kapellenverein Ormersviller mit seinem Vorsitzenden Jean-Joseph Sprunck, dem langjährigen Bürgermeister des Grenzortes. Der Chef des Vereins "Freunde der Josefskapelle" erinnert sich, dass alles mit einem kleinen Gottesdienst angefangen habe. ,,50 Würste, das war alles, was wir damals verkauften." Die Wallfahrt sei aber schnell über sich selbst hinausgewachsen, wurde im Laufe der Zeit fast zum Volksfest.

Die Kapelle war am 9. September 1939 von französischen Pionieren gesprengt worden. Erinnerung an diese Zeit ist ein Kreuz, gefertigt aus Granatsplittern, die der deutsche Soldat Hermann Wesely rund um die Kapelle aufsammelte. Das Kreuz wurde in der Nähe des Gotteshauses aufgestellt. Der Gottesdienst, bei dem auch der langjährige Reinheimer Pfarrer Otto Leidner und der Walsheimer Diakon Paul Quirin - vor Jahren noch selbst Zelebranten - als Gäste miterlebten, wurde vom einheimischen Pfarrer Frank Wenzlinger gehalten. Mit am Altar waren noch die Pfarrer Sebastian Roch und Jean-Louis Berhelme sowie Diakon Bernard Dillschneider.

Die musikalische Begleitung besorgte der katholische Kirchenchor, der Chorale von Ormersviller mit seinem Dirigenten Jean-Marie Langbour. Im Anschluss an die Messe wurde von vielen die Begegnung zu Gesprächen genutzt aber auch der Ausblick bis in die Vogesen, das gigantisches Panorama hinein ins Bitcher Land bis zum Horizont, genossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort