"Verhältnis ist angespannt, nicht zerrüttet"

Herr Krichel, die FDP war ziemlich gelassen bei der aufsehenerregenden Entscheidung, OB Henz das Recht zu entziehen, den städtischen Gesellschaften Anweisungen zu erteilen. Ist Ihnen der Entschluss leichter gefallen als Ihren Jamaika-Partnern CDU und Grüne?Krichel: Wir haben darüber in der Fraktion stark diskutiert

 Möglicher Standort für ein Technologiezentrum: früheres Steinrauschhotel. Archivfoto: SZ/Ver

Möglicher Standort für ein Technologiezentrum: früheres Steinrauschhotel. Archivfoto: SZ/Ver

Herr Krichel, die FDP war ziemlich gelassen bei der aufsehenerregenden Entscheidung, OB Henz das Recht zu entziehen, den städtischen Gesellschaften Anweisungen zu erteilen. Ist Ihnen der Entschluss leichter gefallen als Ihren Jamaika-Partnern CDU und Grüne?Krichel: Wir haben darüber in der Fraktion stark diskutiert. Es gab auch Stimmen, die sagten, man solle sehr vorsichtig mit dem Schritt umgehen, einem Oberbürgermeister eine Kompetenz zu entziehen. Und es gibt ja auch immer eine menschliche Komponente.

Hätten Sie auch zugestimmt, wenn Sie nicht Teil der Jamaika-Koalition gewesen wären?

Krichel: Da wäre dann die Frage gewesen, ob wir einheitlich gestimmt hätten.

Das Verhältnis von CDU, Grünen und FDP zur Verwaltungsspitze hat sich mit dem Beschluss öffentlich als zerrüttet dokumentiert. Und jetzt?

Krichel: Ich sehe das Verhältnis nicht als zerrüttet an. Die Gespräche liefen ja immer weiter. Wir haben noch am Tag vor dem Beschluss ein Gespräch angeboten. Aber OB Henz wollte wohl so in die Ratssitzung gehen, ohne Gespräch. Ich würde das Verhältnis als gespannt bezeichnen, als angespannt. Ich denke mir, dass man sich jetzt langsam wieder aufeinander zu bewegt. Sicher spielt da auch eine Rolle, dass die SPD derzeit Nachfolgeprobleme zu lösen hat, mit denen sie sich intensiv beschäftigt in Fraktion und Stadtverband. Aus meiner Sicht lässt sie da manchmal die Tagesaktualität vermissen.

Ich behaupte mal: Saarlouis steht vor dem, was man in einer vorangegangenen Ratsperiode Stillstand genannt hat.Können Sie verstehen, dass ich den Eindruck habe?

Krichel: Kann ich nicht verstehen. Das fängt mit Bautätigkeiten an. Mit neuen Ideen - ich mache das fest zum Beispiel an der neuen Geschäftsführung der Wirtschaftsbetriebe Saarlouis, den WBS. Das wird Ausstrahlung haben. Die Ludwigschule hat einen neuen Zweck bekommen. Man arbeitet an einer Lösung der Parkprobleme der St.-Elisabeth-Klinik, wo durch eine Erweiterung 80 Parkplätze wegfallen. Das Gewerbegebiet Lisdorfer Berg wurde endlich auf den Weg gebracht.

Und das Theater am Ring?

Krichel: Am 22. März präsentiert der Architekt Valentiny die fertigen Entwürfe mit allen Kosten. Da entscheidet sich, ob wir zum Plan zustimmen oder nicht. Das ist entscheidungsreif.

Soll noch 2011 begonnen werden? Das glaubt fast keiner mehr.

Krichel: Ja. Uns geht das ja auch viel zu langsam, sag ich ganz ehrlich. Das ist inzwischen wirklich schwer zu vermitteln. Da steht dieses Baugerüst ewig herum - man könnte sich als Saarlouiser schon fast schämen. Ich bin zuversichtlich, dass nun positiv entschieden wird.

Und das Stadtgartenbad? Haben nicht die recht, die es für nicht finanzierbar halten?

Krichel: Wenn man einen Neubau nur an den Kosten festmachen wollte, müsste man sich viele Gedanken machen, wie das zu finanzieren wäre. Aber man darf es nicht nur an den Kosten festmachen. Saarlouis soll eine lebenswerte, attraktive Stadt bleiben, und da gehört das Bad dazu. Aus meiner Sicht gerade für die Menschen im Alter von 50 plus. Das Bad wäre eine echte Bereicherung für die Innenstadt.

Ein drittes Bad für Saarlouis bleibt doch ein echter Luxus?

Krichel: Die Gegner würden immer Gründe finden. Das muss man deutlich so sehen. Unsere Stadt ist attraktiv, und da soll man diese Attraktiviät auch erhalten. Das kostet auch mal Geld. Für mich ist absolut notwendige Vorausetzung, dass klar ist: So viel kostet das Bad und nicht mehr.

Aber irgendwo muss das Geld herkommen.Was könnte man dafür streichen?

Krichel: Die einfache Linie wäre gewesen, im Rat für das Bad zu stimmen ohne Rücksicht auf den Haushalt. Aber gerade weil wir verantwortungsbewusst denken, machen wir uns Gedanken, wie wir das Bad mit einer nur ganz geringen Belastung für Saarlouis entstehen lassen können. Das sind die Wege, die wir suchen. Deswegen dauert das seine Zeit, bis wir im Rat abstimmen. Wenn es soweit ist, werden wir es mit einem fix und fertigen Konzept dort vorstellen.

Im Rat wurde also noch nicht abgestimmt, weil Sie Wege der Finanzierung suchen?

Krichel: Auch, ja. Wir suchen nach Fremdmitteln.

Fördermittel für ein kommunales Freibad im Jahr 2011? Das klingt wie ein Witz.

Krichel: Verstehe ich. Man kann aber auch in andere Richtungen denken. Verstehen Sie bitte, dass ich dazu gegenwärtig noch nichts sagen möchte.

Im Land belächelt man Saarlouis für den Bad-Plan in Zeiten leerer Kassen.

Krichel: Habe ich so nicht wahrgenommen. Fakt ist aber doch, wir haben 9000 Unterschriften für das Bad gehabt. Die können wir nicht wegdiskutieren. Wir haben Stimmen gesammelt und können nicht einfach sagen: Heute würden die Leute das nicht mehr unterschreiben.

Gehen Sie davon aus, dass dieses klare Votum für ein Bad heute genauso ausfallen würde?

Krichel: Ja. Ich werde jeden Tag darauf angesprochen. Man hat den Saarlouisern mit dem Verlust des Schwimmbades einfach weh getan.

Was steht als nächtes auf der Tagesordnung?

Krichel: Eins der großen Themen wird das Technologiezentrum sein. Mittel sind im Haushalt. Man arbeitet mit einer Firma aus St. Wendel zusammen, die das schon einmal gemacht hat. Da sollen junge Firmen angesiedelt werden, ohne dass sie zunächst Mieten bezahlen müssen. Dafür käme das ehemalige Steinrauschhotel in Frage oder ein Gelände hinter der AIS-Autofirma. Dann: Die Gestaltung der Ortskerne. Roden findet da gerade seinen Weg, was auch damit zusammenhängt, dass die Mietpreise dort wieder auf einem passenden Niveau sind. Das kostet ein Ladenlokal um die 60 Quadratmeter etwa 300 Euro - in Fraulautern eher das Doppelte. Ein weiteres Projekt ist ein neues Parkhaus in der City. Das könnte auf dem Zeughausplatz stehen.

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