Grubenwasser Vereint gegen die Grubenflutung

Saarbrücken · Die Gegner des geplanten Grubenwasseranstiegs haben sich im Verein „Pro H2O“ zusammengeschlossen. Doch die Initiative will mehr als nur die Genehmigung verhindern.

 In Reden wird das Wasser aus den stillgelegten Gruben hochgepumpt und in die Wassergärten geleitet.

In Reden wird das Wasser aus den stillgelegten Gruben hochgepumpt und in die Wassergärten geleitet.

Foto: Robby Lorenz/Robbby Lorenz

Wenn sich Vertreter von CDU und Grünen zusammentun, dann muss ihnen wirklich etwas unter den Nägeln brennen. Das scheint beim Grubenwasseranstieg, den der Bergbaukonzern RAG beantragt hat, der Fall zu sein. Gemeinsam mit Illingens Bürgermeister Armin König (CDU) haben Barbara Meyer-Gluche und Hubert Ulrich von den Grünen nun den Verein „Pro H2O“ gegründet. Auch der Landesverband der Bergbaubetroffenen IGAB Saar ist beteiligt. Als überparteiliche Plattform für alle Grubenflutungs-Gegner ist der neue Verein gedacht.

Die CDU/SPD-Landesregierung sei „nicht gerade ein Zentrum des Widerstands“ gegen die Pläne der RAG, sagt Ulrich. Auch die Opposition im Landtag sei „schwach auf der Brust“, ergänzt Meyer-Gluche. Deshalb sei ein schlagkräftiger Verein umso wichtiger. Die Umweltaktivisten fürchten, dass das Trinkwasser verunreinigt werden könnte, falls der Anstieg des Grubenwassers genehmigt wird. „Der Schutz des Wassers, insbesondere des Trinkwassers, kommt in der öffentlichen Debatte meistens zu kurz“, meint Meyer-Gluche. Er werde oft erst zum Thema, wenn bereits Probleme bestehen, etwa durch Keimbelastung. In diesem Zusammenhang, so Ulrich, sei es ihnen auch ein Dorn im Auge, dass das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz künftig keine Trinkwasserkontrollen mehr durchführt, sondern private Labore dies übernehmen.

Doch der Verein will mehr als nur den Grubenwasseranstieg verhindern: Den Mitgliedern geht es ganz allgemein um den Schutz des Wassers – auch der Oberflächengewässer. „Viele Gewässer im Saarland sind in einem schlechten Zustand“, sagt König. „Die Wasserqualität wird durch PCB, Quecksilber und weitere Stoffe, die nicht dorthin gehören, massiv beeinträchtigt.“ Flüsse und Bäche würden durch das PCB, das mit dem Grubenwasser hochgepumpt wird, belastet. Der Grenzwert von 20 Mikrogramm PCB pro Kilogramm werde an manchen Stellen um das Doppelte überschritten, so König. Ihn ärgere auch, dass die Kommunen viel Geld investierten, um den Zustand ihrer Bäche zu verbessern und gleichzeitig die Landesregierung der RAG erlaube, „die Kloake aus den Gruben einzuleiten“. Die Landesregierung müsse dafür sorgen, dass der Konzern das Grubenwasser reinigt, darin sind sich die drei einig.

Tatsächlich hatte das Umweltministerium die RAG vor Kurzem aufgefordert, bis Jahresende ein solches Konzept vorzulegen. Allerdings heißt das nicht zwangsläufig, dass gefiltert werden muss. Laut Ministerium wäre es auch denkbar, das Wasser in die Saar zu leiten, wo es stärker verdünnt würde. Das stimmt die „Pro H2O“-Mtglieder skeptisch. „Auch die Saar ist belastet“, meint König. Dort gebe es zum Beispiel immer wieder Probleme mit dem Sauerstoffgehalt.

Ziel ist es, dass „Pro H2O“ als Umweltverband anerkannt wird – dann hätte der Verein ein Verbandsklagerecht und könnte bestimmte Verwaltungsentscheidungen gerichtlich daraufhin überprüfen lassen, ob sie rechtmäßig sind. Dafür muss er unter anderem drei Jahre lang bestehen und jedem offen stehen, der Mitglied werden will. Rund 20 Mitglieder hat „Pro H2O“, der Vorstand hofft, dass die Zahl in den nächsten Monaten kräftig wächst. „Je mehr desto besser“, sagt König.

 Der Ex-Grünen-Landeschef Hubert Ulrich.

Der Ex-Grünen-Landeschef Hubert Ulrich.

Foto: Robby Lorenz
 Die Vize-Vorsitzende der Saar-Grünen Barbara  Meyer-Gluche.

Die Vize-Vorsitzende der Saar-Grünen Barbara Meyer-Gluche.

Foto: rup

Der Verein will nun Aufklärungs- und Bildungsarbeit leisten sowie Projekte zur Verbesserung der Wasserqualität starten, angedacht sind etwa „Bachpatenschaften“. In einem ersten Schritt sollen bis Juni weiter Unterschriften gegen die Grubenflutung gesammelt werden. Die von König gegründete Volksinitiative „Wasser ist Leben“ hatte dies angestoßen, um den Landtag zu zwingen, sich erneut mit dem Thema zu beschäftigen. Dieses Ziel haben sie mit 5400 Unterschriften bereits erreicht.

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