Nachhaltiger Einsatz Heidschnucken besiegen den Riesenbärenklau

Saarbrücken · Der Riesenbärenklau breitet sich immer weiter im Saarland aus. Direkter Kontakt kann bei Betroffenen zu schweren allergischen Reaktionen auf der Haut führen. Bei Großrosseln hat ein Landschaftspflegeverein offenbar eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Giftpflanze gefunden.

 Holger Mielsch  und Ulla Mühlberger-Mielsch setzen bei der Bekämpfung des Riesenbärenklaus vor allem auf Heidschnucken.

Holger Mielsch und Ulla Mühlberger-Mielsch setzen bei der Bekämpfung des Riesenbärenklaus vor allem auf Heidschnucken.

Foto: Tom Peterson

Auch wenn seine Blüten schön aussehen und er fast überall wächst, zu nah kommen sollte man dem Riesenbärenklau besser nicht. Die im 19. Jahrhundert nach Europa eingeschleppte Pflanze aus dem Kaukasus ist nämlich hochgiftig. Besonders spielende Kinder laufen Gefahr mit dem gesundheitsschädlichen Pflanzensaft in Kontakt zu geraten, der zu schweren Verbrennungen oder allergischen Reaktionen auf der Haut führen kann. Wirksame Mittel gegen den Schädling gibt es kaum.

Da der Riesenbärenklau häufig in der Nähe von Fließgewässern wächst, könne man in der Regel nicht chemisch gegen ihn vorgehen, informiert Franziska Nicke von der Landwirtschaftskammer Saarland in einem SR-Interview. Deshalb müsse man dort, wo die Pflanze wächst, mühsam abmähen und den Boden aufwendig mulchen. Die großflächige Bekämpfung sei zudem sehr kostspielig.

Eine weitaus günstigere und zudem rein biologische Lösung für das Bärenklau-Problem scheint dagegen der Landschaftspflegeverein in Karlsbrunn gefunden zu haben. Der knapp 1300 Einwohner große Ort in der Gemeinde Großrosseln führte noch vor wenigen Jahren einen verzweifelten Kampf gegen den Riesenbärenklau.

„Damals mussten mehrere Kinder ins Krankenhaus“, erinnert sich Ulla Mühlberger-Mielsch, die Vorsitzende des Landschaftspflegevereins. Beim Spielen waren die Kinder auf die giftige Staudenpflanze gestoßen. Daraufhin versuchte man über das Abmähen der Pflanze beizukommen. Erfolg hatte diese Herangehensweise jedoch nicht.

Einige Jahre später kam Mühlberger-Mielschs Onkel, der ehemalige Ortsvorsteher und CDU-Politiker Wilhelm Wagner, dann auf die Idee, die Flächen mit dem Riesenbärenklau von Heidschnucken beweiden zu lassen. Die höchst genügsame Schafsrasse zeigte sich schon andernorts unempfindlich gegenüber dem giftigen Schädling. Zudem erwiesen sich die Tiere für die Entbuschung der umliegenden Steilhänge vorteilhafter als der Einsatz von Maschinen.

Aus diesem Grund gründete Wagner 1999 den Landschaftspflegeverein. „Der Riesenbärenklau war so gesehen der Initiator für unseren Verein gewesen“, erklärt Ulla Mühlberger-Mielsch. Für die Bekämpfung der giftigen Staude bräuchte man allerdings einen langen Atem.

Erst nach elf Jahren hatten die Heidschnucken einen großen Teil der giftigen Staudenpflanzen in und um den Ort abgegrast. Das jedoch mit langanhaltendem Erfolg. „Heute haben wir im Wiesenthal hinter dem Sportplatz gar keinen Bärenklau mehr“, sagt Mielsch.

Mittlerweile konzentriere sich der Verein, der in diesem Jahr sein 20. Jubiläum feiert, auf die Zucht und ökologische Haltung von Heidschnucken und Limousin-Rindern.

Trotz der Erfolge in Karlsbrunn: Viele andere Kommunen scheinen den Kampf gegen den Riesenbärenklau offenbar aufzugeben. Auf SZ-Anfrage erklärte ein Sprecher der Stadt Lebach, dass von Plänen zur flächendeckenden Bekämpfung des invasiven Schädlings abgerückt worden sei. Das Ganze wäre ein Kampf gegen Windmühlen, der nicht zu gewinnen sei. Die Stadt würde deswegen nur noch an Orten im Stadtgebiet tätig werden, an denen eine potentielle Gefahr für die Öffentlichkeit bestünde. Man müsse sich „wohl oder übel mit der Pflanze anfreunden“.

Auch das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sieht nach eigenen Aussagen keine Möglichkeiten mehr, die flächendeckende Ausbreitung des Riesenbärenklaus in der Region zu verhindern. „Der Riesenbärenklau ist hier im Saarland und Europa angekommen“, heißt es von dort auf Nachfrage.

Auf der anderen Seite stelle der Riesenbärenklau jedoch eine Möglichkeit zur Erhaltung der lokalen Artenvielfalt dar, da er als „eine gute Nahrungsquelle für alle Insekten“ fungiere.

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