Streiks für Donnerstag angekündigt Verdi-Studie zeigt: Sozialarbeiter nach Corona an Belastungsgrenze

Saarbrücken · Eine Verdi-Studie mit über 8000 Befragten hat gezeigt, dass viele Sozialarbeiter seit dem Ende der Corona-Maßnahmen an ihre Belastungsgrenze gekommen sind. Die Gewerkschaft fordert daher mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen und ruft für Donnerstag zum Warnstreik im Saarland auf.

Verdi-Studie zeigt: Sozialarbeiter nach Corona an Belastungsgrenze​
Foto: dpa/Lars Klemmer

Die Beschäftigten in Berufen der Sozialen Arbeit sind am Limit ihrer Belastungsgrenze angekommen – so lautet das Ergebnis einer bundesweiten Studie von der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Hochschule Fulda, bei der die Arbeitssituation der Beschäftigten nach dem Ende der Corona-Maßnahmen untersucht wurde.

Studie zeigt: 77 Prozent der Befragten glauben, dass sie nicht bis zur Rente in sozialem Beruf arbeiten können

Über 8200 Beschäftigte aus verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit haben an der Studie im November 2022 teilgenommen, teilt Verdi am Dienstag mit. Die Auswertung zeige, dass unter den Befragten ein hohes Risiko für ein Burnout bestehe. Über 60 Prozent gaben an, häufig oder sehr häufig an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu gehen. Dies äußere sich durch regelmäßigen Überstunden (39 Prozent) und Zeitdruck (65 Prozent). Insgesamt 77 Prozent der Beschäftigten gehen davon aus, durch die gestiegene Arbeitsbelastung nicht bis zur Rente in ihren sozialen Berufen arbeiten zu können.

Die sozialen Folgen der Corona-Pandemie hätten zu einer „deutlich gestiegenen Belastung“ geführt, da die Nachfrage an Angeboten der Sozialen Arbeit, wie zum Beispiel in Kindergärten, bei der Schulsozialarbeit, bei sozialpsychiatrischen Diensten oder der Wohnungslosenhilfe zugenommen habe, heißt es in den Studienergebnissen. 49 Prozent der Befragten gaben an, diesen Anstieg in ihrem Arbeitsalltag zu spüren. Für mehr als 82 Prozent sei der Job seither komplexer geworden.

Saarlands Sozialarbeiter gehen an Grenze der Leistungsfähigkeit

Im Saarland und in Rheinland-Pfalz haben mehr als 260 Personen an der Online-Umfrage teilgenommen. An der Grenze der Leistungsfähigkeit sahen sich im Saarland 67,2 Prozent der Befragten. 82,4 Prozent gaben an, dass die Probleme der Menschen, die von den Sozialarbeitern betreut werden, seit der Corona-Pandemie vielschichtiger geworden seien. Durch den gestigenen Hilfebedarf würde sich daher der Fachkräftemangel verstärken, so Verdi-Sprecherin für Soziale Arbeit, Elke Alsago.

„Es ist versäumt worden, entsprechend des Bedarfs Fachkräfte auszubilden und einzustellen und die Angebote mit Beschäftigten und Ressourcen auszustatten. Oft ist das Angebot abhängig von der Finanzkraft der Kommunen“, sagt Volker Euskrichen, Branchenkoordinator des Verdi-Landesbezirks Saarland. Daher fordert Verdi „einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen und die Bereitstellung finanzieller Mittel für Ausbildung und Studium zukünftiger Fachkräfte“. Außerdem sollen mehr Menschen in sozialen Berufen eingestellt und der Gesundheitsschutz der Beschäftigten verbessert werden, so Euskirchen.

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Foto: BeckerBredel

Verdi und GEW kündigen Warnstreiks für Donnerstag an

In der dritten Runde der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst fordert Verdi zudem die Arbeitgeber auf, finanzielle Anreize zu schaffen, um die Anerkennung der sozialen Berufe zu steigern und Fachkräfte gewinnen zu können. Verdi hat bereits erneut alle Beschäftigten des öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes im Saarland für Donnerstag, 23. März, zum Warnstreik aufgerufen. Auch der Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat seine Mitglieder, die im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten, für diesen Donnerstag zum Streik aufgerufen. Die GEW fordert unter anderem 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro.

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