Verdi feiert „Durchbruch“ an Uniklinik

Homburg · Das größte Krankenhaus des Landes will mit der Gewerkschaft über eine Entlastung der Mitarbeiter verhandeln. In anderen Häusern wird gestreikt.

 Die 5000 Beschäftigten der Uniklinik – hier ein Bild des neuen Gebäudes der Inneren Medizin – sollen entlastet werden. Die Klinik-Leitung gibt ihren Widerstand gegen Verhandlungen auf. Es soll unter anderem um die Besetzung von Nacht- und Bereitschaftsdiensten gehen. Foto: Maack

Die 5000 Beschäftigten der Uniklinik – hier ein Bild des neuen Gebäudes der Inneren Medizin – sollen entlastet werden. Die Klinik-Leitung gibt ihren Widerstand gegen Verhandlungen auf. Es soll unter anderem um die Besetzung von Nacht- und Bereitschaftsdiensten gehen. Foto: Maack

Foto: Maack

Die Mitteilung aus der Chefetage des Universitätsklinikums (UKS) in Homburg war knapp, aber sie hatte es in sich. Gestern um 15.04 Uhr ließ Ulrich Kerle, der kaufmännische Direktor, die Stellungnahme verbreiten: "Wir haben das Angebot von Verdi geprüft und in Absprache mit den für uns zuständigen Landesbehörden angenommen." Das bedeutet, dass beide Seiten spätestens im April über eine Vereinbarung verhandeln werden, wie die rund 5000 Mitarbeiter des UKS, vor allem die 2000 Pflegekräfte, entlastet werden können. Verdi-Sekretär Michael Quetting sprach gestern von einem Durchbruch: "Ich empfinde das als Sieg."

Am Dienstag waren beide Seiten noch ohne Ergebnis auseinandergegangen. Die UKS-Leitung hatte einen Entwurf für eine "Homburger Erklärung" vorgelegt, in der sie Verdi unter anderem regelmäßige Gespräche über die Personalplanung anbot. Die Gewerkschafter lehnten das jedoch ab und schickten Kerle nach dem Treffen einen eigenen Vorschlag. Dass die Leitung der Uniklinik das Verdi-Papier akzeptieren würde - und das ohne neue Verhandlungen -, hatte kaum jemand erwartet, nicht einmal bei Verdi. Die Fronten zwischen beiden Seiten waren verhärtet, das Klima schwierig. Verdi musste unlängst eine Unterlassungserklärung abgeben, weil Krankenpfleger Patienten gefragt hatten, ob sie sich für eine Verdi-Facebook-Aktion gegen den Personalmangel fotografieren lassen.

Dem Vernehmen nach soll die Staatskanzlei, die für das UKS zuständig ist, Kerle nahegelegt haben, nun doch mit Verdi zu verhandeln - was bis dahin als tarifrechtlich unmöglich galt. Offenbar wollte niemand den Schwarzen Peter haben, wenn Verdi kurz vor der Landtagswahl noch zu einem Streik am UKS aufruft. Genau dies hatte sie angedroht. Die Gewerkschaft ist in Homburg recht gut organisiert, 2006 hatte sie das UKS 111 Tage lang lahmgelegt.

Beide Seiten wollen nun Verhandlungen mit folgenden Zielen aufnehmen: Alle Beschäftigten des Uniklinikums sollen entlastet werden. Nachts soll keine Krankenschwester mehr allein auf einer Station sein. Geregelt werden soll unter anderem auch die Entlastung von Mitarbeitern im Bereitschaftsdienst aller Bereiche und von älteren Beschäftigten. Beide Seiten wollen auch über einen Personalpool mit zusätzlichen Stellen verhandeln und darüber, was passiert, wenn vereinbarte Regelungen nicht eingehalten werden. Außerdem wollen UKS und Verdi "über die zukünftige Anwendung von Tarifverträgen" sondieren; hier will Verdi erreichen, dass die UKS-Beschäftigten nicht mehr nach Landestarif bezahlt werden, sondern nach dem besseren Tarif der Kommunen. Beide Seiten wollen sich dafür einsetzen, dass das UKS mehr Geld bekommt.

"Wir haben die Phalanx der Arbeitgeber durchbrochen", sagte Quetting. Die meisten Klinik-Arbeitgeber verweigern Verdi bislang Gespräche, weil sie der Auffassung sind, dass sie nicht für Tarifverhandlungen zuständig sind. Diese zwölf Kliniken sollen am Montag bestreikt werden (siehe Infobox). Gesprächsbereit sind hingegen die Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken (Caritas-Klinikum Saarbrücken mit Standorten in Dudweiler und auf dem Rastpfuhl) und die Marienhaus-Gruppe (Saarlouis, Dillingen, Losheim, Neunkirchen-Kohlhof, Ottweiler, St. Wendel, Wadern). Mit ihnen will Verdi im April sondieren.

Zum Thema:

In diesen Kliniken wird am Montag gestreikt Klinikum Saarbrücken (Winterberg), SHG-Kliniken Völklingen, Merzig und Sonnenberg, Kreiskrankenhaus St. Ingbert, Diakonie-Klinikum Neunkirchen, Fliedner-Krankenhaus Neunkirchen, Evangelisches Stadtkrankenhaus Saarbrücken, Caritas-Krankenhaus Lebach, Sankt-Nikolaus-Hospital Wallerfangen, Knappschaftskliniken Püttlingen und Sulzbach

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