Debatte um Besoldung 100 Jahre Grundschule – Freude und Frust zum Jubiläum

Saarbrücken · Das Jahr 1919 sollte mit der Grundschule als gemeinsame Schule für alle das ständische Schulsystem beenden. Bis dahin hatten privilegierte Kinder noch Hausunterricht oder drei Vorbereitungsjahre für ihre gymnasiale Schullaufbahn, während die ärmeren Kinder in die meist übervollen Volksschulklassen gingen.

 Der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD).

Der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD).

Foto: Ministerium für Bildung und Kultur Saarland

Oft waren die Kinder auch nach Mädchen und Jungen, evangelischen und katholischen Schülern getrennt.

Anlässlich dieses Jubiläums hat der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, die Institution Grundschule gewürdigt und gleichzeitig auf aktuelle Misstände hingewiesen. So seien die Grundschulen in Deutschland „im internationalen Vergleich unterfinanziert“, das müsse sich dringend ändern. Der VBE fordert kleinere Lerngruppen, den Aufbau multiprofessioneller Teams, bürokratische Entlastung und eine bessere Besoldung. Es könne nicht sein, dass Grundschullehrer immer noch schlechter bezahlt würden als ihre Kollegen anderer Schulformen. „Die Eingangsbesoldung A 13 muss für Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer bundesweiter Standard werden“, sagt Beckmann.

Auch der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) spricht sich für eine Angleichung der Besoldung von Grundschullehrern aus. Die Grundschulpädagogen im Saarland beziehen derzeit ein Einstiegsgehalt gemäß der Besoldungsstufe A 12. Laut Ministerium bewege man sich hierzulande „im Rahmen der Regelungen der meisten anderen Bundesländer“. Eine „umfangmäßig und inhaltliche Anpassung“ des Studiums sei angedacht, heißt es aus dem Ministerium. Die Gehaltsunterschiede ergeben sich aus den aktuell noch kürzeren Studienzeiten von Grundschullehrern im Vergleich zu anderen Lehrern.

Im Saarland gibt es 161 Grundschulen, davon sind 155 in öffentlicher Trägerschaft. Zu ihrer personellen Ausstattung teilt das Ministerium mit, dass die Grundschullehrer seit 2010 im Schnitt weniger Schüler pro Klasse zu betreuen haben. Während 2010/11 noch 16 Grundschüler auf einen Lehrer kamen, waren es 2018/19 nur noch 13,9.

Das Saarland gab im Jahr 2015 für jeden Schüler an einer öffentlichen Grundschule 6400 Euro aus – und lag damit bundesweit im Mittelfeld. Das meiste Geld pro Schüler gab Hamburg mit 9500 Euro aus. Aktuellere Zahlen sind im Bildungsfinanzbericht 2018 des Statistischen Bundesamts nicht aufgeführt.

Neben der finanziellen und personellen Ausstattung von Grundschulen sorgt auch immer wieder der Umgang mit Schülern, die einen besonderen Förderungsbedarf haben, für Diskussionen. So hat beispielsweise kürzlich der Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann eine Debatte darüber losgetreten, ob man Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen später einschulen sollte. Der Saarländische Lehrerinnen-und Lehrerverband kritisiert den Vorstoß und schlägt stattdessen mehr Ressourcen für Sprachförderung während der Grundschulzeit vor.

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