Erinnerungsarbeit Der Weg, den die Saarbrücker Juden gehen mussten

Saarbrücken · Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur lädt am Jahrestag der Progromnacht zum „Weg des Gedenkens“ ein.

 Kirchenrat Frank Mathias Hofmann, Vertreter der Evangelischen Kirche im Saarland

Kirchenrat Frank Mathias Hofmann, Vertreter der Evangelischen Kirche im Saarland

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Zum 80. Jahrestag der sogenannten Reichspogromnacht am Freitag, 9. November, lädt die Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur im Saarland in Zusammenarbeit mit der Synagogengemeinde Saar zur Veranstaltung „Weg des Gedenkens“ ein. „Man kann das Gedenken nicht nur den Opfern, den Jüdinnen und Juden, überlassen. Solche Aktionen müssen aus der Mitte der Gesellschaft kommen“, sagt Frank-Mathias Hofmann, Kirchenrat und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft.

Der „Weg des Gedenkens“ orientiert sich an jenem Weg, den am 9. November 1938 Saarbrücker Juden gehen mussten. Sie wurden von Nazis aus dem Schlaf gerissen und unter Schlägen durch die Stadt getrieben bis zum Saarbrücker Schloss, dem damaligen Sitz der Gestapo. Einige Juden wurden dort inhaftiert, ein Gefangener starb wenige Tage später aufgrund seiner Verletzungen. Die anderen wurden ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Startpunkt der Veranstaltung ist der Hauptbahnhof. Um 13.30 Uhr wird Richard Berman, Vorsitzender der Synagogengemeinde Saar, dort an die Geschehnisse erinnern. Dann werden an einer zweiten Station, in der Bahnhofstraße, Schauspieler des Staatstheaters Texte von Zeitzeugen vorstellen. Am Standort der früheren Synagoge, Ecke Kaiser- und Futterstraße, wird Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) eine Ansprache halten. Auf dem Vorplatz der jetzigen Synagoge ist ab 15.30 Uhr eine Lichtinstallation mit Musikbegleitung zu sehen. Abschließend findet ein Gedenkgottesdienst in der Synagoge statt; dort hält Landtagspräsident Stephan Toscani (CDU) eine Ansprache.

Die Aktion hat nicht nur einen historischen Charakter, man wolle bewusst auch auf aktuelle Fehlentwicklungen hinweisen, sagt Hofmann: „Es kommt in Deutschland zu immer mehr antisemitischen Übergriffen.“ Er sieht eine äußerst bedenkliche Entwicklung: „Die Gesellschaft driftet auseinander, Populisten verwenden diffamierende Sprache, um Menschen in eine Ecke zu stellen, sie auszugrenzen.“ Es gelte jedoch: „Die Würde des Menschen, egal welche Rasse, Herkunft oder Religion, ob Flüchtling oder Einheimischer, muss gewahrt werden.“

Die Landesarbeitsgemeinschaft hat viele Jugendverbände und Schulen eingeladen. „Unsere Hoffnung ist, dass besonders junge Leute die Aktion mitbekommen und sich mit der Geschichte auseinandersetzen“, sagt Richard Berman. Der Weg des Gedenkens sei „ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“.

 Richard Bermann, Vorsitzender der Synagogengemeinde Saar

Richard Bermann, Vorsitzender der Synagogengemeinde Saar

Foto: Picasa

Die Gedenkveranstaltung beginnt um 13.30 am Hauptbahnhof. Es gibt zudem eine Ausstellung am Rabiner-Rülf-Platz, die sich mit den Ereignissen der Reichspogromnacht und dem Leben von Schlomo Friedrich Rülf befasst.

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