VdK beklagt Defizite bei der Pflege

Saarbrücken. Der Sozialverband VdK hat eine breite Informationskampagne zur Pflege im Saarland gefordert. VdK-Chef Armin Lang sagte unserer Zeitung, es seien genügend Dienste und Leistungen für Pflegebedürftige im Saarland vorhanden. Sie stünden aber leider nicht jedem Hilfsbedürftigen zu jedem Zeitpunkt in der richtigen Dosis zur Verfügung

Saarbrücken. Der Sozialverband VdK hat eine breite Informationskampagne zur Pflege im Saarland gefordert. VdK-Chef Armin Lang sagte unserer Zeitung, es seien genügend Dienste und Leistungen für Pflegebedürftige im Saarland vorhanden. Sie stünden aber leider nicht jedem Hilfsbedürftigen zu jedem Zeitpunkt in der richtigen Dosis zur Verfügung.So gebe es im Saarland vorbildlich ausgebaute Pflegestützpunkte, Teams zur ambulanten Palliativversorgung für Schwerstkranke sowie ein großes bürgerschaftliches Engagement im Pflegebereich. Dennoch stelle der VdK immer wieder fest, dass viele Bürger über das Angebot der Pflegestützpunkte, die in jedem Landkreis existierten, aber auch über die ambulante Palliativmedizin im Falle sterbenskranker Menschen nur unzureichend informiert seien. Die Pflegestützpunkte informierten über medizinische und pflegerische Angebote für Pflegebedürftige und gewährleisteten so passgenaue Hilfen - allerdings natürlich nur dann, wenn die Betroffenen diese Stützpunkte von sich aus kontaktieren.

Es sei "eine Absurdität", dass die Pflegekassen Pflegestützpunkte finanzierten, die Versicherten aber viel zu wenig über deren Angebote informierten, rügte Lang. Dabei seien die Kassen von Gesetzes wegen sogar dazu verpflichtet, Pflegebedürftige über den nächstgelegenen Pflegestützpunkt und das dortige kostenlose Beratungsangebot zu informieren.

Auch Ärzte und Kliniken seien häufig nicht ausreichend über die Angebote in Sachen Pflege informiert. Hinzu komme, dass viele Ärzte die Versorgung Pflegebedürftiger gering schätzten. Fachärzte gingen in der Regel nicht selbst in Pflegeheime, um Hausbesuche zu machen. Genau dies wäre aber oft notwendig, zumal die Zahl mehrfach Kranker und Pflegebedürfiger in der Gesellschaft mit der demographischen Entwicklung zunehme. Einzige Alternative sei die stationäre Versorgung, die aber viel teurer sei.

Lang appellierte an Kranken- und Pflegekassen sowie Sozialhilfeträger, zu untersuchen, wieviel Einsparungen bei einer besseren häuslichen Versorgung möglich wären. Derzeit gehe der Trend in die entgegengesetzte Richtung: Obwohl immer noch zwei Drittel der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt würden, steige die Zahl stationärer Unterbringungen.

Der VdK-Chef forderte zugleich eine "Präventions- und Rehabilitationsoffensive" zugunsten älterer Mitbürger, um Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder hinauszuschieben. Er appellierte an Land, Kreise und Krankenkassen, zu diesem Zweck präventive Hausbesuche bei über 75-jährigen Menschen zu initiieren. Dabei solle gemeinsam mit den Betroffenen eruiert werden, wie sie ihre Lebenssituation und ihren Gesundheitszustand verbessern können. Etwa durch Sturzprophylaxe, eine bessere Ernährung, Gedächtnistraining und medizinische Vorsorge.

Lang sprach sich für eine große Pflegereform aus - mit dem Ziel, Demenzkranke besser zu stellen und die häusliche Pflege rentenrechtlich aufzuwerten. Er betonte, es sei "ein Unding", dass Kinder, die ihre Eltern pflegen, rentenrechtlich viel schlechter gestellt würden als Eltern, die ihre Kinder erziehen. Kindererziehungszeiten und Familienpflegezeiten seien gleichzustellen. Nur so sei zu verhindern, dass "Pflege zum Risiko für Altersarmut wird".

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