Vandalismus im roten Klinkerbau

Sulzbach. Für die Kunsthistorikerin Nicole Baronsky-Ottmann ist das Sulzbacher Bahnhofsgebäude ein wichtiges Zeugnis der Verkehrsarchitektur der 1930er-Jahre. "Der rote Klinkerbau ist ein typisches Industriegebäude aus dieser Zeit", erklärte sie

 Beim Tag des offenen Denkmals konnten Bürger den Bahnhof Sulzbach besichtigen. Foto: Seeber

Beim Tag des offenen Denkmals konnten Bürger den Bahnhof Sulzbach besichtigen. Foto: Seeber

Sulzbach. Für die Kunsthistorikerin Nicole Baronsky-Ottmann ist das Sulzbacher Bahnhofsgebäude ein wichtiges Zeugnis der Verkehrsarchitektur der 1930er-Jahre. "Der rote Klinkerbau ist ein typisches Industriegebäude aus dieser Zeit", erklärte sie. Während eines Vortrags in der Sulzbacher Aula am Sonntag anlässlich des Tages des offenen Denkmals sprach sie von einer beeindruckenden Architektur. Bei der Besichtigung des Bahnhofs wurde allerdings deutlich, dass das ehemals sehr repräsentative Gebäude mit seiner rund 150 Quadratmeter großen Empfangshalle alles andere als ein Aushängeschild für die Stadt Sulzbach ist. Die Scheiben in den Eingangstüren sind zersplittert, die Wände verschmiert. Die Bahnhofsuhr ist defekt, und Risse durchziehen die schöne Kassettendecke in der Halle. Der heutige Bahnhof der Stadt entstand in den Jahren 1937 bis 1939 und ersetzte den Vorgängerbau. Nach Angaben von Baronsky-Ottmann wurde der erste Sulzbacher Bahnhof am 16. November 1852 eingeweiht. Es handelte sich um einen Fachwerkbau. Dieser stand allerdings 40 Meter vom Zugang zu den Gleisen entfernt. Nachdem 1937 die Eisenbahndirektion in Saarbrücken einen Neubau beschlossen hatte, wurde der alte Bahnhof 1938 abgerissen. Am 6. Mai 1938 war Richtfest am neuen Sulzbacher Bahnhof. In der großen Eingangshalle gab es drei Fahrkartenschalter mit großen Spiegelglasscheiben und einen Schalter für Reisegepäck, Expressgut und Handgepäck mit den dazugehörigen Lagerräumen. Links befanden sich die Warteräume. Unter anderem gab es einen Extraraum für Frauen. Heute ist dort die Bahnhofsgaststätte. Im Obergeschoss waren die Wohnungen des Bahnhofvorstehers und Bahnhofwirtes sowie Diensträume. Der neue Bahnhof hatte auch einen so genannten Stellwerksvorbau mit Blick auf die Signale und Weichen. Im Zweiten Weltkrieg blieb der Sulzbacher Bahnhof weitgehend unbeschädigt. In den vergangenen Jahren ging die Bedeutung des Bahnhofs immer mehr zurück. Die Schalter sind schon lange geschlossen. Nur noch ein Kiosk befindet sich in der Eingangshalle. Fahrkarten spuckt ein Automat aus. Die letzte große Renovierung gab es 1999: Der Bahnhof wurde gestrichen, das Dach neu gedeckt, der Bodenbelag des Parkplatzes, die Eingangstüren sowie die Aufgänge zu den Bahnsteigen überarbeitet. Seit Mitte 2009 gibt es eine "Ordnungspartnerschaft" für den Sulzbacher Bahnhof. Partner sind neben der Stadt Sulzbach die Inspektion Bexbach der Bundespolizeiinspektion Koblenz, die Polizeiinspektion Sulzbach und das Bahnhofsmanagement Saarbrücken der Deutschen Bahn. Nach Angaben des Sulzbacher Bürgermeisters Hans-Werner Zimmer geht es bei dieser Partnerschaft in erster Linie darum, "die Sicherheit und das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger zu verbessern". Seither fährt die Polizei verstärkt Streife rund um den Bahnhof. Wobei auch die Beamten der Polizeiinspektion Sulzbach und die Mitarbeiter der Ordnungspolizei der Stadt Hausrecht im Bahnhof haben. Doch auch sie können Vandalismus nicht ganz verhindern, wie der Zustand des Bahnhofes zeigt.

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