Unternehmensziel: mehr Frauen in die Chefsessel

Köllerbach/Saarbrücken. Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Abwanderung gut qualifizierter Arbeitskräfte, zu wenige Frauen in Führungspositionen: das sind vier Prognosen, die Firmenchefs zum Nachdenken bringen können

 Carsten Keller ist Landesgeschäftsstellenleiter des Versicherers Debeka. Foto: M. Jungfleisch

Carsten Keller ist Landesgeschäftsstellenleiter des Versicherers Debeka. Foto: M. Jungfleisch

Köllerbach/Saarbrücken. Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Abwanderung gut qualifizierter Arbeitskräfte, zu wenige Frauen in Führungspositionen: das sind vier Prognosen, die Firmenchefs zum Nachdenken bringen können. Wer soll den Laden am Laufen halten? Carsten Keller (49), der Landesgeschäftsstellenleiter des Versicherungskonzerns Debeka, hat zwei Konzepte entwickelt, die sein Unternehmen zukunftsfest machen sollen.Zum einen: Eine Beschränkung auf Versicherungsfachwissen ist dem Köllerbacher Diplom-Betriebswirt zu wenig. Künftige Mitarbeiter sollen sich Wissen über das eigenständige Erarbeiten komplexer Inhalte, Kenntnisse in Unternehmensführung und Betriebswirtschaft durch ein duales Studium aneignen. Eine Kooperationsvereinbarung mit der Fachhochschule in Zweibrücken steht vor dem Abschluss. Die Ausbildung künftiger Führungskräfte setzt sich dann aus dem Fachhochschulstudium "Finanzdienstleistung" und praktischer Arbeit in einem Servicebüro zusammen.

Das zweite Konzept, mit dem Carsten Keller punkten will, dreht sich um gezielte Anwerbung von Mitarbeiterinnen im Alter von 35 bis 50 Jahren. "Dieses Potenzial an gestandenen Persönlichkeiten in der Mitte ihrer Schaffenskraft wird von vielen Arbeitgebern sträflich vernachlässigt. Dabei sind gerade Frauen in diesem Alter besonders interessiert daran, sich beruflich zu entfalten. Sie haben die Familienplanung abgeschlossen, wollen nach einer Kinderpause wieder einsteigen, sich beweisen und ihre vielfältigen Kompetenzen einbringen", weiß der Vater dreier erwachsener Söhne aus Erfahrung. "Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen freie Zeiteinteilung, Teilzeitmodelle sowie gute und gleiche Verdienstmöglichkeiten wie ihren männlichen Kollegen. Und dazu Aufstiegschancen." Denn Carsten Keller will auch mehr weibliche Führungskräfte.

"Unser Unternehmen verfügt über 500 Mitarbeiter, 20 Prozent davon sind weiblich, doch nur 12 Prozent arbeiten im Vertrieb. Unsere 51 Führungspositionen im Saarland sind alle von Männern besetzt. Das wollen wir ändern. Im Jahr 2015 möchte ich gerne 15 Prozent Frauen im Vertrieb und 10 Prozent in den Chefsesseln".

Ein bescheidener Anfang, wenn man auf die Forderung der EU nach 40 Prozent Frauen in den Chefetagen blickt. Doch das Konzept von Carsten Keller ist mehr als der "freiwillige Ansatz", wie ihn Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) für ausreichend hält. "In den vergangenen Wochen haben wir bereits verstärkt Quereinsteigerinnen eine Chance in unserem Unternehmen gegeben. Wir suchen nicht nur die klassische Versicherungsfachfrau. Unter unseren neuen Mitarbeiterinnen befinden sich Frauen mit abgeschlossenen Berufsausbildungen zur Krankenschwester, Chemielaborantin, Maschinenbauzeichnerin, Bankfachfrau, Sozialpädagogin oder Juristin."

Dass hinter seinem Frauen-Förder-Konzept wirtschaftliche Überlegungen stecken, verbirgt der Landesgeschäftsstellenleiter nicht. Er geht davon, dass die Neuen im Unternehmen mit gleich mehreren Stärken punkten. Da ist zum einen die Kommunikations- und Organisationsfähigkeit von Frauen. Und zum anderen die Tatsache, dass sie neue Impulse setzen. Zudem erzielen gemischte Führungsteams bessere Ergebnisse als reine Männer- oder Frauengruppen. Weiter schätzt Keller an Mitarbeiterinnen, dass sie besonders darauf achten, Kunden dauerhaft ans Unternehmen zu binden.

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