Unter dem Burgturm erwacht das Mittelalter

Nohfelden. Einmal nur einen einzigen Tag in dieser mittelalterlichen Zeit leben - das dachten vermutlich viele Besucher des historischen Marktes am Samstag und Sonntag rund um den Nohfelder Burgfried. Ob sich das bunte Treiben damals wirklich so abgespielt hat, weiß zwar niemand. Zumindest aber war es gut nachempfunden

 Sebastian (links) und Justin kämpfen wie Ritter im Mittelalter. Allerdings weniger blutrünstig: Sie spielen mit Holzschwertern.

Sebastian (links) und Justin kämpfen wie Ritter im Mittelalter. Allerdings weniger blutrünstig: Sie spielen mit Holzschwertern.

Nohfelden. Einmal nur einen einzigen Tag in dieser mittelalterlichen Zeit leben - das dachten vermutlich viele Besucher des historischen Marktes am Samstag und Sonntag rund um den Nohfelder Burgfried. Ob sich das bunte Treiben damals wirklich so abgespielt hat, weiß zwar niemand. Zumindest aber war es gut nachempfunden. So von Georg, dem Zerstörer, der mit dem Schwert in der Hand und mit zitternden Knien von einem kleinen Holzbock herunter seine Eröffnungsschau abzog. Mit seiner Tochter und seinem Sohn, Prinz Fridolin von Debilius, ging er nicht gerade zimperlich um, als er ihnen spaßeshalber leichte Schläge mit dem Teppichklopfer verpasste und sie wie damals üblich zu Gehorsam erziehen wollte. "Der Klopfer ist zwar nicht mittelalterlich, aber die Züchtigung ist es", dröhnte der Herrscher. Der Nohfelder Bürgermeister Andreas Veit und die designierte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer trauten sich nicht, lange Ansprachen zu halten, weil der Teppichklopfer drohend hinter ihren Rücken kreiste.Wer das Mittelalter in Nohfelden erleben wollte, brauchte Zeit, um entdecken zu können, was an diese und an andere Geschichtsepochen erinnerte. Da war zum Beispiel der Druidenmann aus Brücken, der 53 Sorten Druidentee bereithielt, sogar Mischungen für Kinder mit Kakaoschalen, Orangen, Melisse und Zimt. "Den normalen Kräutertee bringt man den Kleinen doch nicht bei", murmelte der dezent Gewandete. Ob das Wolfsbier wirklich anders schmeckt, weil es bei Vollmond gebraut worden ist? Markus Keym aus Alzey ist fest davon überzeugt: "Es wird nur dreizehnmal im Jahr hergestellt. Warum sollte ich mir nicht auch den Mond zunutze machen wie meine Vorfahren?" Viel zu tun hatte der Scriptor Werner, der ohne Vorlage mit Tusche gotische Schriften auf Steine zauberte. "Mit solcher Schrift hat auch Gutenberg gearbeitet", wusste der Schreiber. Märchenhafte Geschichten wurden in einem kleinen Rundzelt von einem Blatt abgelesen, dessen Ränder deutliche Brandspuren aufwiesen. Echt mittelalterlich ging es auch bei der Gruppe Hartigo zu, die 1982 in der Tschechischen Republik gegründet worden ist. Die historischen Kämpfe mit verschiedenen Waffen riefen große Menschenansammlungen hervor. René Michels ließ die Kinder auf einem Rundbalken mit Strohsäcken gegeneinander kämpfen. Passieren konnte ihnen dabei nichts, denn die Kleinen purzelten ins weiche Stroh. Die Kämpfe kosteten keine Taler. Wer wollte, konnte eine Münze in die "Gafferkasse" werfen. Für zwei Taler durften Kinder achtmal mit einer Armbrust auf Figuren schießen, die sich hinter den Burgzinnen zeigten.

Beim Bummel über den historischen Markt gab es immer wieder Neues zu sehen: Wollfiguren, Rebeccas Gewandungen und Heilsteine, wie sie Hildegard von Bingen genutzt hat. In den offenen Zelten wurde geschnitzt, geschmiedet, Fäden gezogen und Steine mit Hammer und Meißel bearbeitet. Die Taverne Alkoholix war einen Besuch wert. An "des Teufels Tränke" wurden scharfe Sachen gereicht, unter anderem den diabolischen Saft "Krabbeldiewandnuff". Auf dem Marktgelände wimmelte es nur so von Akteuren in historischen Gewändern, in Ritterrüstungen, Kettenhemden und Helmen, die Schwerter und Äxte in den Händen trugen. Aus allen Ecken ertönte mittelalterliche Musik mit Dudelsack und Zupfinstrumenten. Keine Angst vor den finsteren Kriegern hatte der elfjährige Darryl aus Saarbrücken. Er hatte sich ein riesiges Holzschwert gekauft. "Jetzt kann ich draußen erst richtig spielen", meinte der Junge.

"Der Klopfer ist zwar nicht mittelalterlich, aber die Züchtigung ist es."

Georg der Zerstörer mit seinem Teppichklopfer

Auf einen Blick

 Zu der Gruppe Fabula gehört dieser starke Dudelsack-Spieler. Rechts hinter ihm ein Trommler, der ihn bei den mitelalterlichen Klängen rhythmisch unterstützt. Fotos: B&K

Zu der Gruppe Fabula gehört dieser starke Dudelsack-Spieler. Rechts hinter ihm ein Trommler, der ihn bei den mitelalterlichen Klängen rhythmisch unterstützt. Fotos: B&K

Diese Gruppen und Personen gestalteten zwei Tage lang das Programm des mittelalterlichen Treibens in Nohfelden auf der Burgbühne, im Burgforum, hinter dem Rathaus und auf dem Parkplatz: Hartigo (Schaukämpfe), Zeter & Mordio (Theater), Donner & Doria (Musik), Tumalon (Gaukler), Fabula (Musik), Tancredo & Lothar (Musik). gtr

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