"Unikliniken haben Zukunft"

Homburg. Professor Hans Köhler gibt zum Auftakt des SZ-Redaktionsgesprächs einen Wechsel bekannt: Er wird zum 1. Oktober in den Ruhestand gegen und als Ärztlicher Direktor nicht mehr zur Verfügung stehen. Er hat dem Klinikum sechs Jahre vorgestanden, "die letzten drei Jahre hauptamtlich", so Köhler

 Kaufmännischer Direktor Ulrich Kerle (li.) und Ärztlicher Direktor Hans Köhler beim SZ-Gespräch. Foto: Maurer

Kaufmännischer Direktor Ulrich Kerle (li.) und Ärztlicher Direktor Hans Köhler beim SZ-Gespräch. Foto: Maurer

Homburg. Professor Hans Köhler gibt zum Auftakt des SZ-Redaktionsgesprächs einen Wechsel bekannt: Er wird zum 1. Oktober in den Ruhestand gegen und als Ärztlicher Direktor nicht mehr zur Verfügung stehen. Er hat dem Klinikum sechs Jahre vorgestanden, "die letzten drei Jahre hauptamtlich", so Köhler. Sein Nachfolger wird Professor Wolf-Ingo Steudel, der bisher die Klinik für Neurochirurgie leitet. Auch Steudel wird diese Arbeit hauptamtlich machen.

Obwohl an der Klinikumsspitze damit für Kontinuität gesorgt ist, sieht der kaufmännische Direktor Ulrich Kerle nicht unbedingt wolkenlose Zeiten auf das saarländische Universitätsklinkum zukommen. "Im kommenden Jahre sehen wir uns zwei Herausforderungen gegenüber, da ist einmal das Sparprogramm, das heißt, es wird vermutlich für Krankenhäuser eine Nullrunde geben - und es stehen gleichzeitig Tarifverhandlungen an."

Ulrich Kerle, der als ausgewiesener Kenner der Finanzverwaltung im Gesundheitswesen vor fünf Jahren nach Homburg gekommen war, schaffte es, innerhalb weniger Jahre das defizitäre Uniklinikum in die schwarzen Zahlen zu bringen. Als vor vier Jahren der große Streik am Uniklinikum stattfand, der 111 Tage dauerte, "da sah ich, wie sich ein Defizit von 24 Millionen vor mir auftürmte", erinnert sich Kerle. Allein 16 Millionen Euro wurden 2007 an Mehrkosten für die Gehälter fällig. Es gelang Kerle dennoch, 2009 über eine Million Euro Guthaben zu erwirtschaften, in diesem Jahr werden es fast zwei Millionen sein. "Das erlaubt uns, die Umbauten auf dem Campus auch mit Eigenbeteiligung anzugehen", betont Kerle, "das Land muss nicht alles alleine finanzieren."

Die Umbauten seien dringend notwendig, um aus der Pavillionstruktur, nach der das Uniklinikum vor 100 Jahren angelegt worden war, eine moderne Einrichtung zu machen, erklärt Köhler. "Für uns war klar - die Zukunft des medizinischen Hochleistungszentrum des Saarlandes hängt von seiner Gebäudestruktur ab. Ohne die jetzt in Angriff genommenen Baumaßnahmen wären wir nicht zukunftsfähig gewesen." Das sehe man an den Unikliniken in Gießen oder in Lübeck, "wo ein enormer Innovationsstau aufgelaufen ist. Das Land Schleswig-Holstein hat daraufhin den Standort Lübeck geschlossen und alle Einrichtungen nach Kiel verlegt," so Köhler. Er betonte in diesem Zusammenhang, dass das Saarland sehr große Anstrengungen unternehme, um sich sein Uniklinikum überhaupt leisten zu können. "Normalerweise rechnet man, dass ein Uniklinikum auf rund drei Millionen Einwohner kommt, im Saarland sind es nur eine Million." Bei Forschungszuschüssen liege das Saarland neben Greifswald und Rostock unter den letzten drei, "da kann es sich das Land einfach nicht leisten, mehr als 22 Millionen zu geben."

Ein Betrag, der sich seit 20 Jahren nicht geändert habe, "der ist nicht eingefroren, der ist versteinert", lacht Köhler. Zusätzlich fließen dann nochmal 23 Millionen Euro in die Fakultät, die, je nach Globalhaushalt für die Universität des Saarlandes, dann schon mal mehr werden können. In naher Zukunft aber wohl nicht. Allerdings steht die Einrichtung Universitätsklinikum des Saarlandes nicht zur Debatte. Auch an eine Privatisierung ist nicht gedacht.

Universitätskliniken haben auf lange Sicht eine gute Zukunft, vermutet der Finanz- und Wirtschaftsexperte Kerle: "Unikliniken haben Wachstum. Das zeigt sich daran, dass immer mehr schwere Fälle zu uns überwiesen werden." Das heißt, dass die kleineren Krankenhäuser die teure Infrastruktur für komplizierte Fälle nicht mehr vorhalten können, so dass die Unikliniken diese Aufgaben mehr und mehr übernehmen. Übrigens leistet das Uniklinikum in Homburg auch einen wichtigen Service für die Pfalz: 40 Prozent der Patienten kommen von dort. Das nächste Uniklinikum ist in Mainz.

Hintergrund

Im Uni-Klinikum sind 5000 Mitarbeiter am Werk, darunter 570 Ärzte, 2000 Pflegekräfte und 800 Unibedienstete, rund 600 Schüler, Azubis, Praktikanten und 2000 Studenten. Es gibt 30 Fachkliniken, 20 wissenschaftliche Institute, 1313 Planbetten, 50 000 stationäre Patienten, 190 000 ambulante Patienten im Jahr. maa

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